Berlin, 25. Mai 2023 – Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit der Wärmewende werfen führende Verbände in Deutschland dem Bundestag den Handschuh hin. Sie drängen auf grundlegende Änderungen am Gebäudeenergiegesetz (GEG) und plädieren für echte Technologie-Offenheit im Wärmesektor. Die Änderungen würden der Industrie, dem Gewerbe und anderen Nicht-Haushaltskunden ermöglichen, die Vorteile des Fortschritts zu nutzen, während sie sich auf einen klimaneutralen Weg begeben.
“Ein Weckruf für Technologie-Offenheit”
Der Deutsche Landkreistag (DLT), der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB), der Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) sind nur einige der Gruppierungen, die diesen Appell unterstützen. Sie setzen sich für pragmatische Übergangsstrategien und -fristen ein, die den klimaneutralen Umbau der Fernwärme- und Gasnetze ermöglichen. Denn aktuell beziehen mehr als 99 Prozent der Industrie-, Gewerbe und Nicht-Haushaltskunden in Deutschland ihr Gas aus den Verteilnetzen, darunter rund 1,8 Millionen mittelständische Unternehmen, die von den Gesetzesänderungen direkt betroffen wären.
Die Balance zwischen Klimaneutralität und Realität
Obwohl die Verbände die Klimaneutralitätsziele für 2045 unterstützen, betonen sie, dass die Zwischenziele für 2030/2035 zum Anteil der erneuerbaren Energien in Wärmenetzen sowie das vorgezogene Ziel für grüne Gase in den Gasnetzen zu starr und nicht realistisch sind. Infrastrukturinvestitionen und Anpassungen der Endanwendungen in Industrie und Haushalten benötigen einfach mehr Zeit.
Eine zu enge Auslegung dieser Ziele könnte den Ausbau von Wärmenetzen abwürgen und den Einsatz grüner Gase wie Biomethan oder Wasserstoff verhindern. Der Appell betont auch, dass es ohne eine Umstellung von Gasverteilnetzen auf grüne Gase nicht möglich wäre, lokale Industrie- und Gewerbekunden zu versorgen, die Wasserstoff für die Dekarbonisierung ihrer Prozesse benötigen. Es besteht die Gefahr, dass Deutschland seine Position als Industriestandort gefährdet.
“Mehr Technologie-Offenheit für eine erfolgreiche Wärmewende”
Die Verbände fordern, dass das GEG mehr Technologie-Offenheit zulässt und pragmatische Regulierungen zur Nutzung grüner Wärme und grüner Gase als zusätzliche Option zur Wärmepumpe verankert. Dies würde dazu beitragen, das GEG eng mit dem noch ausstehenden Bundesgesetz zur kommunalen Wärmeplanung zu verbinden und so den Kommunen ein wertvolles Planungsinstrument für eine sozialverträgliche Wärmewende vor Ort zu bieten.
Angesichts der unterschiedlichen Energiequellen, Infrastrukturen und Verbrauchsmuster von Ort zu Ort, ist die Technologie-Offenheit ein entscheidender Aspekt für eine erfolgreiche Wärmewende. Nur so kann eine effektive und auf die lokale Situation zugeschnittene klimaneutrale Wärmeversorgungsstrategie gewährleistet werden.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Verbände sich für eine pragmatische und flexible Annäherung an die Wärmewende einsetzen, indem sie eine stärkere Technologie-Offenheit fordern. Es bleibt abzuwarten, wie der Bundestag auf diesen Appell reagieren wird.