Bremen (VBR). Eine aktuelle Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), die von der WEISSER RING Stiftung finanziell unterstützt wurde, verdeutlicht das erschreckende Ausmaß von Gewalt gegen Männer in Partnerschaften. Laut der Untersuchung war mehr als jeder zweite Mann in Deutschland schon einmal Opfer von Gewalt in einer Beziehung. In etwa 40 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um psychische Gewalt. Die Auswirkungen dieser Gewalterfahrungen sind für zwei Drittel der Betroffenen immer noch spürbar.
Am Donnerstag wurden in Hannover die Erkenntnisse des Forschungsprojekts “Gewalt gegen Männer in Partnerschaften” präsentiert. Das Projekt lief über anderthalb Jahre und hatte zum Ziel, die Prävalenz von Gewalt gegen Männer in Deutschland zu bestimmen und ein besseres Verständnis für die Dynamik solcher Beziehungen sowie die Folgen von Partnerschaftsgewalt zu erlangen. Dafür wurden verschiedene Forschungsmethoden angewendet, darunter eine deutschlandweite Onlinebefragung von 12.000 Männern im Alter von 18-69 Jahren und 16 Interviews mit betroffenen Männern.
Die Ergebnisse der Studie lassen aufhorchen. Es zeigt sich, dass es kein typisches männliches Opfer von Partnerschaftsgewalt gibt, da keine eindeutigen Zusammenhänge mit Bildungsstand oder Einkommen festgestellt wurden. Insgesamt haben 54 Prozent der befragten Männer in ihrem Leben mindestens eine Form von Gewalt in einer Partnerschaft erlebt. Dabei waren psychische Gewalt (39,8 Prozent) und kontrollierendes Verhalten (38,6 Prozent) die häufigsten Formen. Physische Gewalt wurde von knapp einem Drittel der Befragten (29,8 Prozent) und sexuelle Gewalt von 5,4 Prozent berichtet. Digitale Gewalt spielte bei 6,5 Prozent der Betroffenen eine Rolle.
Die Folgen der Gewalterfahrungen sind gravierend. Zwei Drittel der befragten Männer leiden unter den Auswirkungen. Neben möglichen körperlichen Schäden ist vor allem die psychische Belastung zu bedenken, die bis hin zu Suizidgedanken führen kann. Insgesamt fühlen sich 66 Prozent der Männer, die Gewalt in Partnerschaften erlebt haben, psychisch belastet. Stress, Anspannung, Ohnmachtsgefühle und Erniedrigung sind dabei die häufigsten Leidenszustände. Zudem leiden viele der Betroffenen unter Schlafstörungen, Albträumen und starken Ängsten.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Komplexität von Partnerschaftsgewalt gegen Männer. In vielen Fällen ist es schwierig, eine klare Täter-Opfer-Konstellation auszumachen, da die größte Gruppe der Befragten sowohl Täter als auch Opfer war. Zudem zeigt die Studie, dass nur ein geringer Teil (7,9 Prozent) der Betroffenen Hilfe bei der Polizei oder anderen Einrichtungen gesucht hat. Gründe dafür sind unter anderem die Einschätzung, dass die Gewalt “nicht so schlimm” sei, sowie der Wunsch, die Angelegenheit selbst zu regeln und die Partnerschaft oder Familie nicht zu gefährden.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden bei einer Abschlussveranstaltung in Zusammenarbeit mit der WEISSER RING Stiftung präsentiert und in einer Podiumsdiskussion mit relevanten Akteuren diskutiert. Die detaillierten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen können im Forschungsbericht “Gewalt gegen Männer in Partnerschaften – eine empirische Untersuchung zur Situation in Deutschland” nachgelesen werden, der kostenlos zur Verfügung steht.
Der WEISSE RING ist eine gemeinnützige Organisation, die sich um Opfer von Kriminalität kümmert und die Verhütung von Straftaten fördert. Mit bundesweit 400 Außenstellen, einem Opfer-Telefon und einer Online-Beratung verfügt der WEISSE RING über ein weitreichendes Netzwerk von rund 2.700 ehrenamtlichen Opferhelfern. Die Organisation finanziert ihre Arbeit ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Geldbußen, die von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängt werden.
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