Gericht verbietet Netto Werbung mit Klimaneutralität beim Cafèt Latte Cappuccino
Das Landgericht Amberg hat entschieden, dass Netto Marken-Discount künftig nicht mehr damit werben darf, dass sein Fertigkaffee Cafèt Latte Cappuccino klimaneutral sei. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte gegen das Unternehmen geklagt, weil das Gericht die von Netto geltend gemachten Waldschutzprojekte als ungeeignet einstuft, um die Klimaneutralität des Produkts zu gewährleisten.* Netto hatte argumentiert, die Klimaneutralität werde durch den Kauf von Emissionsgutschriften aus Waldschutz- und Aufforstungsprojekten in Brasilien und Uruguay erreicht. Das Gericht sah das anders: „Es ist irreführend, ein Produkt als klimaneutral zu bewerben, wenn die vermeintliche Klimaneutralität ausschließlich auf dem Kauf von Emissionsgutschriften beruht, die durch kurzfristige Waldprojekte kompensiert werden.“
Das Urteil verpflichtet Netto unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro oder Ordnungshaft, die Werbung mit der Klimaneutralität unter Verwendung dieser Projekte zu unterlassen (LG Amberg: 41 HK O 0279/23). Die DUH fordert Netto unmissverständlich auf, das Urteil zu akzeptieren und die Verbrauchertäuschung durch die Bewerbung vermeintlich klimaneutraler Produkte sofort zu beenden. Für Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, ist dies ein klares Signal an den Handel, die Verbrauchertäuschung mit angeblich klimaneutralen Produkten zu beenden. Er fordert einen ehrlichen Wettbewerb, der darauf abzielt, den ökologischen Fußabdruck von Produkten zu verringern.
Mit dem Urteil sendet das Gericht eine starke Botschaft an die gesamte Branche und die Gesellschaft: Der bloße Kauf von Emissionsgutschriften reicht nicht aus, um ein Produkt als klimaneutral zu bewerben. Stattdessen müssen Unternehmen aktiv Maßnahmen ergreifen, um ihren ökologischen Fußabdruck tatsächlich zu reduzieren. Das Urteil könnte viele Unternehmen dazu bewegen, ihre Werbung für klimaneutrale Produkte kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.*
Warum echte Klimaneutralität mehr ist als Kompensation
Das Thema Klimaneutralität gewinnt in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Oft wird darunter verstanden, dass ein Unternehmen oder ein Produkt seine Treibhausgasemissionen vollständig ausgleicht. Doch gerade hier setzt der Diskurs zum Thema Greenwashing an. Greenwashing bezeichnet den Versuch, sich umweltfreundlicher darzustellen, als man es tatsächlich ist. Dies führt zu Verwirrung und Frustration bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, die ihre Kaufentscheidungen zunehmend auch an Umweltkriterien ausrichten.
Was ist Greenwashing – und wie erkennen Verbraucher es?
Greenwashing zeigt sich meist durch unklare, übertriebene oder schlicht falsche Aussagen zur Öko-Bilanz eines Produkts oder Unternehmens. Für Verbraucher ist es oft schwer nachvollziehbar, ob eine als klimaneutral beworbene Leistung wirklich emissionsfrei ist oder lediglich durch Kompensationsmaßnahmen wie den Erwerb von Zertifikaten ausgeglichen wird. Echte Klimaneutralität erfordert dagegen eine substanzielle Reduktion der Emissionen vor Ort, ergänzt durch transparente und überprüfbare Ausgleichsprozesse.
Beispielhaft wird dies beim Urteil gegen Netto deutlich: Hier wurde die Pseudo-Klimaneutralität gerügt, weil die Werbung den Eindruck erweckte, es handle sich um eine vollumfängliche Umweltverträglichkeit. Solche Urteile schaffen Klarheit und erhöhen den Verbraucherschutz, indem sie Unternehmen in die Verantwortung nehmen, ihre Aussagen verständlich und korrekt zu gestalten.
Branchenübergreifende Folgen des Urteils
Dieses Urteil hat Signalwirkung weit über den Einzelhandel hinaus. Für Unternehmen bedeutet es, dass bloße Kompensationsversprechen nicht mehr ausreichen. Stattdessen rückt die tatsächliche Reduktion von Emissionen in den Mittelpunkt. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette und die Umweltpolitik, die verbindliche Standards und Zertifizierungen stärken wird.
Für Verbraucher bringt dies mehr Transparenz und Orientierung. Sie können künftig besser einschätzen, welche Produkte und Dienstleistungen tatsächlich klimafreundlich sind und welche nur Versprechen bleiben. Der gesellschaftliche Diskurs um Greenwashing, Verbraucherschutz und Unternehmensverantwortung wird dadurch ein Stück konkreter und verbindlicher.
Damit setzt das Urteil einen wichtigen Impuls für eine glaubwürdige und wirkungsvolle Klimastrategie, die nicht auf kurzsichtige Kompensation, sondern auf nachhaltige Veränderungen setzt. Es zeigt, dass echte Klimaneutralität mehr ist als ein Marketinginstrument – sie ist eine Verpflichtung, die die Zukunft von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft betrifft.
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