Bremen (VBR). Die deutschen Onlinehändler hatten im Jahr 2023 mit deutlich rückläufigen Umsätzen zu kämpfen, die auf die geringere Ausgabenbereitschaft der Verbraucher zurückzuführen sind. Laut einer Pressemitteilung des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) fiel der Brutto-Umsatz mit Waren im deutschen E-Commerce um 11,8 Prozent auf 79,7 Mrd. Euro, im Vergleich zu 90,4 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Anteil des E-Commerce am gesamten Einzelhandel sank voraussichtlich auf 10,2 Prozent, verglichen mit 11,8 Prozent im Jahr 2022.
Auch bei digitalen Dienstleistungen wie Urlaubsbuchungen und Konzertticketverkäufen hat sich der Erholungstrend abgeschwächt. Diese konnten nur noch um 12,7 Prozent auf 12,7 Mrd. Euro zulegen, während es im Vorjahr noch ein Wachstum von 39,9 Prozent auf 11,25 Mrd. Euro gab. Damit lag der Branchenumsatz im gesamten E-Commerce (Waren und Dienstleistungen) 2023 erstmals seit 2020 wieder unter 100 Mrd. Euro. Zusammen mit Umsätzen, die per Telefon, Fax oder anderen Bestellmedien erzielt wurden, betrug der Gesamtumsatz 93,6 Mrd. Euro.
Gero Furchheim, Präsident des bevh und Sprecher des Vorstands der Cairo AG, kommentierte die Lage und erklärte, dass man erwarte, dass die Talsohle im deutschen E-Commerce im Laufe des Jahres erreicht werde. Das vierte Quartal 2023 weise bereits auf eine Stabilisierung der Umsätze hin. Er betonte, dass der Onlinehandel weiterhin in verschiedenen Altersgruppen erfolgreich sei und uneingeschränkt positive Kundenbewertungen erhalte. Außerdem bleibe er seiner Rolle als Innovator treu.
Die Umsatzrückgänge im Jahr 2023 betrafen sämtliche Versendertypen. D2C-Vertriebe (Hersteller-Versender) konnten ihr Wachstum im langfristigen Vergleich am stabilsten halten und lagen aktuell 62 Prozent über dem Wert vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019. Marktplätze und Online-Händler blieben ebenfalls deutlich unter dem Vorjahresergebnis, aber noch über ihrem Vor-Corona-Wert. Am stärksten fielen die Umsatzrückgänge im Multichannel-Handel aus, da die Kundinnen und Kunden vermehrt stationäre Geschäfte nutzten.
Die Aktivität der Kundinnen und Kunden im Onlinehandel kühlte weiter ab. Der Anteil regelmäßig aktiver Onlinekunden, also derjenigen, die innerhalb der letzten sieben Tage eingekauft haben, sank auf 34,3 Prozent. Dies ist deutlich weniger als im Jahr 2019, als der Anteil im Jahresmittel etwa 40 Prozent erreichte. Allerdings zeigt sich eine leichte Besserung bei der Bestellfrequenz pro Kunde, erkennbar am Anteil der Mehrfachbesteller, die mehr als einen Kauf innerhalb der letzten sieben Tage tätigen. Dieser Anteil bewegt sich seit drei Quartalen leicht aufwärts und liegt derzeit bei 35,9 Prozent.
Eine interessante Entwicklung ist die steigende Bereitschaft, günstigere aber gut erhaltene Gebrauchtwaren im Internet zu kaufen. Insbesondere bei jüngeren Menschen und Familien ist diese Bereitschaft deutlich ausgeprägt. Auch die Skepsis gegenüber günstigeren ausländischen Anbietern sinkt aktuell. Viele Kundinnen und Kunden würden einen ausländischen Anbieter vorziehen, wenn der Einkauf dort günstiger ist.
Insgesamt gehen der bevh und das EHI Retail Institute davon aus, dass die herausfordernden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Onlinehandel nahezu im Ausgabenverhalten der Kunden eingepreist sind. Im Verlauf des Jahres 2024 wird ein Ende des Abwärtstrends erwartet und für das Gesamtjahr ein nominales Umsatzwachstum im Gesamtmarkt von 2,0 Prozent prognostiziert.
Die Händler sind nun gefordert, diese schwierige Zeit nicht nur zu überstehen, sondern auch neuen Wachstumsmöglichkeiten zu nutzen. Unternehmen, die ihre Prozesse verschlanken, Kosten optimieren und sich verstärkt auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren, haben laut Lars Hofacker, Leiter Forschungsbereich E-Commerce beim EHI Retail Institute, die Chance, gestärkt aus der Krise herauszukommen und über dem Gesamttrend im Handel zu wachsen.
Die vollständigen Daten sowie Umsatztabellen für alle Warengruppen und Versendertypen sind in der Pressemitteilung auf der Website des bevh zu finden.
Die genannten Informationen basieren auf der Studie “Interaktiver Handel in Deutschland”, bei der im Jahr 2023 insgesamt 40.000 Privatpersonen ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel sowie zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen befragt wurden. Die Studie wird durch die BEYONDATA GmbH durchgeführt.
Pressekontakt:
Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh)
Frank Düssler
Friedrichstraße 60 (Atrium)
10117 Berlin
Mobil: 0162 2525268
frank.duessler@bevh.org
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Umsätze im E-Commerce erreichen Talsohle
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