* IVA kritisiert Zukunftsprogramm Pflanzenschutz als unwissenschaftlich, unausgegoren und untauglich.
* Entwurf ignoriert Klimawandel-Herausforderungen und liefert keine innovativen Zulassungslösungen.
* Verband warnt vor Wettbewerbsnachteilen deutscher Landwirtschaft durch unklare Zielvorgaben.
Scharfe Kritik am Zukunftsprogramm Pflanzenschutz: Industrieverband Agrar lehnt Entwurf des BMEL ab
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat einen Entwurf zur „Diskussionsgrundlage für die Erarbeitung eines Zukunftsprogramms Pflanzenschutz“ vorgestellt, der beim Industrieverband Agrar e.V. (IVA) auf deutliche Ablehnung stößt. Der Verband bezeichnet den Entwurf als „Unwissenschaftlich, unausgegoren und untauglich“* und bemängelt vor allem, dass zentrale Herausforderungen des Pflanzenbaus im Klimawandel nicht adressiert werden. Es fehle an innovativen Lösungen für den Ernteschutz sowie an einem Zulassungssystem, das neue, effiziente und innovationsfreundliche Produkte ermögliche.
Die im Entwurf geplante schnelle Verringerung der verfügbaren Wirkstoffe durch höhere Zulassungsanforderungen sieht der IVA als problematisch an, zumal das BMEL keine konkreten Alternativen anbietet. Zudem lassen die neuen Vorgaben zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln nach Ansicht des Verbands „sehr viel Interpretationsspielraum und ohne klare Ziele“. Bereits erzielte Fortschritte bei der nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln würden in der öffentlichen Diskussion nicht ausreichend anerkannt.
IVA-Präsident Michael Wagner warnt vor möglichen Folgen für die Landwirtschaft in Deutschland: „Es drohen Wettbewerbsverzerrungen zulasten der deutschen Landwirtschaft.“* Angesichts des ausbleibenden EU-Kompromisses spricht der Verband von einem „europäischen Flickenteppich“*, der trotz der Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie zusätzliche Nachteile für heimische Betriebe bedeuten könnte.
Der Industrieverband Agrar e.V. vertritt 51 Mitgliedsunternehmen, die Produkte für nachhaltigen Pflanzenbau herstellen. Weitere Details und die vollständige Stellungnahme sind unter „IVA-Stellungnahme_Zukunftsprogramm Pflanzenschutz_Mai 2024.pdf“ einsehbar. Aktuelle Informationen bietet die Webseite des Verbandes.
Pflanzenschutz zwischen Regulierung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Der Pflanzenschutz nimmt eine zentrale Rolle im Spannungsfeld zwischen nachhaltiger Landwirtschaft, wirtschaftlichen Interessen und Umweltverantwortung ein. Für Landwirtinnen und Landwirte ist er ein unverzichtbares Mittel, um Erträge zu sichern und Qualitätsstandards zu gewährleisten. Gleichzeitig beobachten Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Umweltschutzorganisationen die Auswirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen auf die Natur und die Lebensmittelsicherheit mit großer Aufmerksamkeit. Die Herausforderung besteht darin, eine ausgewogene Balance zwischen strengeren regulatorischen Vorgaben, technologischen Neuerungen und der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zu finden.
Warum ist diese Balance so wichtig? Einerseits stellen Regulierung und Kontrolle sicher, dass Umwelt und Gesundheit geschützt werden, sie legen Standards fest, die nachhaltiges Wirtschaften fördern sollen. Andererseits brauchen Innovationen Freiräume, um wirksamere und umweltfreundlichere Pflanzenschutzprodukte zu entwickeln. Zudem muss die heimische Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleiben, um den Anforderungen des Marktes sowohl national als auch international gerecht zu werden. Ein Übermaß an Regulierung könnte Innovationspotenziale behindern und wirtschaftlichen Druck erhöhen, während unzureichende Kontrollen Risiken für Umwelt und Verbraucher bedeuten.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet eine kluge Pflanzenschutzpolitik mehr Sicherheit und Qualitätsgarantien bei Lebensmitteln. Die Landwirtschaft profitiert von wirksamen Mitteln, die Ernteverluste reduzieren und nachhaltig Ressourcen schonen. Umwelt und Biodiversität sind auf Pflanzenschutzmethoden angewiesen, die möglichst geringe Nebeneffekte auf Ökosysteme haben.
Europaweite Herausforderungen
Diese Diskussion findet zudem auf europäischer Ebene statt, wo unterschiedliche Bedingungen und Prioritäten die Pflanzenschutzpolitik prägen. Zu den wichtigsten Herausforderungen zählen:
- Unterschiedliche klimatische und agrarische Gegebenheiten in den EU-Mitgliedsländern
- Verschiedene rechtliche Rahmenbedingungen und deren Umsetzung
- Anpassung an europaweite Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele
- Balance zwischen freiem Warenverkehr und länderspezifischen Schutzmaßnahmen
Der europäische Kontext zeigt, wie komplex die Anforderungen an Pflanzenschutz sind und warum ein gemeinsamer, aber dennoch flexibler Ansatz gefragt ist, um individuelle Herausforderungen zu bewältigen.
Ein Blick nach vorne verdeutlicht: Die Pflanzenschutzdiskussion wird auch künftig von der Frage geleitet sein, wie sich Umweltansprüche, technologische Entwicklungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Einklang bringen lassen. Nur so schaffen es Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft, Pflanzenschutz als nachhaltiges und innovationsfreundliches Handlungsfeld zu gestalten.
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„Zukunftsprogramm“ wird seinem Namen nicht gerecht / IVA kritisiert Diskussionspapier …
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