Bremen (VBR). In Deutschland verschärft sich die Problematik der fachgerechten Entsorgung von Elektroschrott. Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes weisen für das Jahr 2022 eine besorgniserregende Tendenz auf: Während die Anzahl verkaufter Elektrogeräte kontinuierlich steigt, wurden 105.300 Tonnen weniger Elektroschrott gesammelt als noch im Vorjahr. Die Sammelquote sank damit auf bescheidene 32 Prozent, weit entfernt vom gesetzlichen Ziel von 65 Prozent. Es ist das fünfte Jahr in Folge, in dem Deutschland dieses Ziel verfehlt, was die Herausforderung unterstreicht, mit der die Elektroschrottentsorgung konfrontiert ist.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), vertreten durch Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz, kritisiert diese Entwicklung scharf. „Bei der Entsorgung von Elektrogeräten läuft etwas gewaltig schief“, konstatiert Metz und verweist auf die gegenläufigen Trends – einerseits die zunehmende Menge verkaufter Elektronik, andererseits die rückläufigen Sammelmengen von Elektroschrott. Elektronische Geräte beinhalten wertvolle Ressourcen, aber auch schädliche Substanzen, die eine sachgemäße Behandlung erfordern. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, fordert die DUH von Umweltministerin Steffi Lemke konkrete Maßnahmen: Verbindliche Sammelziele für Hersteller und erleichterte Rückgabemöglichkeiten für Konsumenten im Handel sollen Teil einer dringend benötigten Novelle des Elektrogesetzes sein.
Ein zentraler Kritikpunkt der DUH betrifft die geringe Rate der Wiederverwendung von gesammelten Altgeräten. Nur 1,7 Prozent der gesammelten Altgeräte wurden aufbereitet und wieder dem Gebrauch zugeführt. In Anbetracht dessen, dass die Aufbereitung eines einzigen Laptops die Einsparung von 181 Kilogramm Primärressourcen und 154 Kilogramm CO2-Emissionen bedeutet, erscheint dies besonders bedauerlich. Die DUH plädiert für eine verbindliche Wiederverwendungsquote, die deutlich über dem aktuellen Niveau liegt, um Ressourcen zu schonen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Die aktuelle Handhabung der Geräterücknahme in Deutschland steht ebenfalls in der Kritik. Zwar sieht EU-Recht vor, dass Elektrofachgeschäfte Altgeräte unentgeltlich zurücknehmen müssen, die Umsetzung lässt jedoch zu wünschen übrig. Besonders kleinere Elektroartikel werden oft nicht fachgerecht entsorgt, da vielen Verbrauchern die Rückgabemöglichkeiten nicht bekannt sind oder als zu umständlich empfunden werden.
Thomas Fischer, DUH Leiter für Kreislaufwirtschaft, adressiert ein weiteres Problem: die mangelnde Verantwortlichkeit der Hersteller. Ohne spezifische Sammelquoten für einzelne Produzenten und ohne Transparenzpflicht ihrer Sammelbilanzen bleibt das Problem unsachgemäß entsorgten Elektroschrotts bestehen. Damit die Sammelquoten steigen, fordert Fischer, dass Hersteller nicht nur ihre Rücknahmeergebnisse offenlegen müssen, sondern auch bei Nichterfüllung der Quoten mit Konsequenzen zu rechnen haben.
Die Entwicklung der Elektroschrottproblematik in Deutschland ist beunruhigend. Es bedarf dringender Maßnahmen, um die Sammelquote zu erhöhen, die Wiederverwendung von Elektroaltgeräten zu fördern und so einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz zu leisten. Ansonsten droht das Risiko einer weiter zunehmenden Umweltbelastung durch unsachgemäß entsorgten Elektroschrott.
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Dramatisch schlechte Sammelmenge von Elektroschrott: Deutsche Umwelthilfe fordert …
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