Hochwasser: Versicherer fordern bessere Prävention und warnen vor steigenden Risiken

Die Versicherer kritisieren, dass die jüngste Hochwasserkatastrophe in Deutschland Defizite bei Flächen- und Bauplanung sowie der Prävention offengelegt hat und fordern drei Maßnahmen: ein Bauverbot in Gefahrengebieten, die Verankerung von Klimafolgenanpassung in Landesbauordnungen und ein bundesweites Naturgefahrenportal. Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden lehnen sie ab. Ohne zusätzliche Prävention und Anpassung an den Klimawandel drohen binnen weniger Jahre deutlich höhere Schäden und Prämien.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

Versicherer fordern entschiedene Verbesserungen nach der Hochwasserkatastrophe

Die anhaltende Hochwasserkatastrophe in weiten Teilen Deutschlands macht eindrücklich deutlich, wie groß die Herausforderungen durch extreme Wetterereignisse sind – und wie dringend der Handlungsbedarf bei der Hochwasserprävention. Die Versicherer beklagen Defizite bei der Hochwasserprävention, die sich angesichts der Entwicklungen nicht länger ignorieren lassen. Länder und Kommunen zeigen demnach insbesondere beim Thema Flächen- und Bauplanung sowie bei der Prävention erhebliche Mängel. „Nicht nur die beispiellose Dauer der Regenfälle, sondern auch hausgemachte Probleme haben die Defizite im Hochwasserschutz nun offensichtlich gemacht.“

Die Versicherungswirtschaft richtet deshalb klare Forderungen an die Politik: Zunächst müsse die Errichtung von Gebäuden in ausgewiesenen Gefahrengebieten gestoppt werden. Außerdem sollten Prävention und Klimafolgenanpassung fester Bestandteil der Landesbauordnungen werden. Darüber hinaus soll ein bundesweites Naturgefahrenportal eingerichtet werden, das Gefahrenlagen für alle verständlich kommuniziert. Nationale Nachbarn wie Österreich und die Schweiz seien in diesen Bereichen bereits weiter fortgeschritten, was das Verbesserungspotenzial in Deutschland unterstreicht.

Wichtig ist den Versicherern auch: „Die Versicherungswirtschaft spricht sich klar gegen eine obligatorische Versicherung gegen Elementarschäden aus, wie sie von einigen Bundesländern gefordert wird.“ Statt auf verpflichtende Versicherungen zu setzen, müsse der Fokus auf der Anpassung an den Klimawandel liegen. Ohne konsequente Präventionsmaßnahmen könnten sich die Prämien nämlich binnen weniger Jahre verdoppeln – sowohl für öffentliche Institutionen als auch für Privatpersonen und Gewerbetreibende. „Viele Schäden entstehen aufgrund mangelnder Anpassung an den Klimawandel. Der Schlüssel liegt in Präventionsmaßnahmen, während sich die Rahmenbedingungen durch den Klimawandel weiterhin verschärfen.“

Dieser dringende Appell der Versicherer bringt den Kern der aktuellen Debatte auf den Punkt: Es geht nicht nur um den Umgang mit den unmittelbaren Folgen, sondern vor allem darum, die Ursachen und Risiken verantwortungsvoll anzugehen – und damit künftige Katastrophen besser zu verhindern.

Wie Deutschland sich besser vor Hochwasser schützen kann

Der Schutz vor Hochwasser ist in Deutschland eine komplexe gesellschaftliche Herausforderung, die die Verantwortung von Staat, Kommunen und jedem Einzelnen umfasst. Trotz fortschrittlicher technischer Maßnahmen zeigt sich häufig, dass die bestehenden Schutzsysteme und Vorsorgestrategien nicht ausreichen, um den wachsenden Risiken durch den Klimawandel effektiv zu begegnen. Die Debatte um eine Pflichtversicherung für Hochwasserschäden und der Ausbau präventiver Maßnahmen rücken dabei zunehmend in den Mittelpunkt. Um eine belastbare Antwort auf häufigere und intensivere Hochwasserereignisse zu finden, lohnt sich auch ein Blick über die Landesgrenzen hinweg.

Prävention und Eigenverantwortung

Prävention ist der Schlüssel, wenn es darum geht, Hochwasserschäden zu minimieren. Hier sind sowohl die Politik als auch die Kommunen in der Verantwortung, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Dazu gehören der Ausbau von Deichen, Retentionsflächen und technischen Frühwarnsystemen. Gleichzeitig spielt die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Rolle. Wer sich aktiv über Risiken informiert und bauliche Vorsorge trifft, kann Schäden oft deutlich reduzieren.

Eine zentrale Frage im öffentlichen Diskurs ist die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Hochwasserschäden, die alle Betroffenen absichern würde. Diese Idee zielt darauf ab, die finanzielle Last im Katastrophenfall gerechter zu verteilen und Anreize für vorsorgendes Verhalten zu schaffen. Die Herausforderung besteht darin, ein System zu entwickeln, das sowohl finanzielle Stabilität bietet als auch sozial gerecht ist.

Internationale Beispiele und innovative Ansätze

Andere Länder zeigen, wie Hochwasserschutz und Vorsorge in der Praxis funktionieren können. In Österreich und der Schweiz etwa werden effektive Kombinationen aus technischen Schutzmaßnahmen, umfassender Information und Versicherungsmodellen erprobt. Diese internationalen Beispiele verdeutlichen, dass es nicht die eine Lösung gibt, sondern eine Vielfalt an Ansätzen, die auf die jeweiligen regionalen Gegebenheiten abgestimmt sein müssen.

Die Herausforderungen durch den Klimawandel erfordern ein stärkeres Zusammenspiel von Prävention, Information und Anpassung. Wichtig wird sein, dass politische Entscheidungen nachhaltiger getroffen werden und breit angelegte Informationsportale als Grundlage für wirksame Eigenvorsorge etabliert sind. Nur so kann Deutschland seine Widerstandskraft gegenüber Hochwasser langfristig stärken.

Wichtigste Handlungsoptionen im Überblick:

  • Ausbau und Modernisierung technischer Hochwasserschutzmaßnahmen
  • Förderung und rechtliche Verankerung von Eigenvorsorge bei Bürgerinnen und Bürgern
  • Prüfung und Umsetzung einer Pflichtversicherung zur gerechten Risikoaufteilung
  • Nutzung internationaler Erfahrungen für innovative und flexible Lösungsansätze
  • Entwicklung von zentralen Informationsportalen zur Risikoaufklärung und Vorsorgeberatung

Vor dem Hintergrund des Klimawandels bleibt der Ausbau einer nachhaltigen und integrativen Hochwasservorsorge eine gesellschaftliche Aufgabe, die kontinuierlich weiterentwickelt werden muss. Prävention, Versicherung und Information spielen dabei eine verbindende Rolle – als Bausteine für den Schutz von Menschen, Eigentum und infrastruktureller Sicherheit.

Quelle: Versicherer beklagen Defizite bei der Hochwasserprävention
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren