Lehrermangel durch Rekord-Teilzeitquote: Warum immer mehr Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten und das Lehramtsstudium rückläufig ist

Im Schuljahr 2022/23 arbeiteten 42,3 % der 724.800 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Teilzeit – so viele wie nie in den letzten zehn Jahren. Besonders betroffen sind Frauen mit 49,9 % im Vergleich zu 21,8 % der Männer. Zugleich ist die Zahl der Lehramtsstudienanfänger um 3,2 % und die der Absolventen um 0,7 % gesunken, obwohl der Lehrerbedarf weiter steigt. Dieses Missverhältnis aus hoher Teilzeitquote und rückläufigem Nachwuchs setzt das Bildungssystem spürbar unter Druck.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

Aktuelle Zahlen zur Lehrerschaft: Rekord-Teilzeitquote und Nachwuchssorgen

Die Teilzeitquote bei Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland hat den höchsten Stand der letzten zehn Jahre erreicht. Im Schuljahr 2022/2023 waren etwa 724.800 Lehrkräfte tätig, von denen 42,3 % in Teilzeit arbeiteten. Besonders deutlich zeigt sich dieses Phänomen bei Lehrerinnen: Ihre Teilzeitquote von 49,9 % ist mehr als doppelt so hoch wie die der Lehrer, die bei 21,8 % liegt. Damit liegt die Teilzeitquote von Lehrkräften über dem Durchschnitt anderer Berufsgruppen.

Die Zusammensetzung des Lehrpersonals spiegelt ein starkes Geschlechterungleichgewicht wider. Frauen machen nahezu drei Viertel des Lehrpersonals an allgemeinbildenden Schulen aus, während ihr Anteil an allen abhängig Beschäftigten in Deutschland lediglich bei 48 % liegt. Auch über die Bundesländer hinweg ergeben sich deutliche Unterschiede in den Teilzeitquoten: In Bremen beträgt diese 54,4 %, in Hamburg 49,9 %, während Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 24,1 % beziehungsweise 21,4 % deutlich niedrigere Werte aufweisen.

Neben der Arbeitszeit ist die Altersstruktur der Lehrkräfte bemerkenswert. Über ein Drittel, nämlich 36,2 % der Lehrkräfte ist 50 Jahre oder älter, während nur 21,1 % jünger als 35 Jahre sind. In Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt der Anteil der Lehrkräfte ab 50 sogar über der Hälfte, während er im Saarland und in Bremen relativ niedrig bleibt.

Für die zukünftige Versorgung der Schulen mit Lehrkräften sind diese Zahlen nicht unerheblich, denn die Entwicklung bei Lehramtsstudium und -abschlüssen weist in die entgegengesetzte Richtung: Im Jahr 2022 begannen 45.400 Personen ein Lehramtsstudium, was einem Rückgang von 3,2 % im Vergleich zum Vorjahr und 7,0 % im Vergleich zu vor zehn Jahren entspricht. Zudem bestanden im Prüfungsjahr 2022 rund 28.700 Lehramtsstudierende ihre Abschlussprüfungen, was einem Rückgang von 0,7 % im Vergleich zum Vorjahr und 10,5 % im Vergleich zu vor zehn Jahren entspricht. Dieses Missverhältnis zwischen steigendem Bedarf und rückläufigem Nachwuchs wirft Fragen zur künftigen Lehrkräfteversorgung auf.

Weitere Details finden sich unter: Teilzeitquote bei Lehrkräften auf 42,3 % im Schuljahr 2022/23 gestiegen .

Warum immer mehr Lehrkräfte Teilzeit arbeiten – und was das für unsere Schulen bedeutet

Der Anteil von Teilzeit-Lehrkräften wächst spürbar – und das hat vielfältige Ursachen und weitreichende Auswirkungen. Vor allem Frauen wählen zunehmend Teilzeitmodelle, was eng mit gesellschaftlichen Rollenbildern und familiären Verpflichtungen verbunden ist. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen und Rahmenbedingungen des Lehrerberufs. Die Folge: Immer mehr Lehrkräfte wollen Beruf und Privatleben besser vereinbaren, was die klassische Vollzeitbeschäftigung zunehmend in den Hintergrund rückt.

Eine wichtige Rolle spielt die Altersstruktur der Lehrerschaft. Viele erfahrene Lehrkräfte nähern sich dem Ruhestand, während weniger Studienanfängerinnen und -anfänger nachrücken. Der Nachwuchsmangel kombiniert mit dem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten stellt das Bildungssystem vor große Herausforderungen. Schulen müssen Unterrichtsausfälle kompensieren und gewinnen dadurch an organisatorischem Aufwand und Druck. Für die Politik ergibt sich daraus die dringende Aufgabe, attraktive Bedingungen zu schaffen, die sowohl den Wunsch nach Teilzeit respektieren als auch den Bedarf an vollständiger Unterrichtsversorgung sichern.

Strukturwandel beim Lehrpersonal: Ursachen und Folgen

Der Wandel beim Lehrpersonal ist von mehreren Faktoren geprägt:

  • Gesellschaftliche Erwartungen an Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen besonders bei Frauen zu vermehrter Teilzeitnutzung.
  • Demografische Verschiebungen bewirken, dass mehr Lehrkräfte in den Ruhestand gehen als nachrücken.
  • Sinkende Studienanfängerzahlen verschärfen den Fachkräftemangel zusätzlich.
  • Zunehmende Komplexität im Beruf und ein wachsender Verwaltungsaufwand tragen zur Suche nach flexibleren Arbeitsmodellen bei.

Diese Entwicklungen haben unmittelbare Konsequenzen für den Schulalltag. Der erhöhte Anteil an Teilzeitkräften bedeutet einen größeren Koordinationsbedarf und kann zur Belastung für Schulleitungen und Kollegien werden. Gleichzeitig ist der Unterrichtsausfall ein akutes Problem, das sich auf die Lernqualität auswirkt.

Ausblick: Wie Schulen und Politik reagieren könnten

Um der wachsenden Teilzeitquote adäquat begegnen zu können, müssen Schulen und politische Entscheidungsträger gemeinsam handeln. Zu den möglichen Ansätzen zählen:

  • Entwicklung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, die sowohl den individuellen Bedürfnissen der Lehrkräfte als auch den Anforderungen der Schulen gerecht werden.
  • Attraktive Anreizsysteme und verbessertes Berufsfeldmarketing, um mehr junge Menschen für das Lehramtsstudium zu gewinnen.
  • Ausbau von unterstützenden Strukturen in Schulen, um den organisatorischen Mehraufwand abzufedern.
  • Langfristige Personalplanung, die dem demografischen Wandel Rechnung trägt und Teilzeit sowie Vollzeitbetrieb in Einklang bringt.

Nur durch koordinierte Maßnahmen lässt sich der Strukturwandel im Lehrpersonal bewältigen, damit die Qualität der Bildung auch künftig gesichert bleibt.

Quelle: Teilzeitquote bei Lehrkräften auf 42,3 % im Schuljahr 2022/23 gestiegen

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