DUH fordert Baustopp am Rügener LNG-Terminal wegen Heringslaichzeit
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat einen sofortigen Baustopp für alle Arbeiten an der Anschlusspipeline des Flüssiggasterminals (LNG-Terminal) auf Rügen verlangt und gegen die Fortsetzung der Bauarbeiten beim Bundesverwaltungsgericht Klage eingereicht. Anlass ist die Entscheidung des Bergamts Stralsund, die Bauarbeiten auch während der Laichzeit des Herings in den Monaten Januar und Februar zu genehmigen – eine Zeit, in der normalerweise ein absolutes Bauverbot gilt. Die Arbeiten betreffen vor allem das Abdecken mehrerer Unterwasserbaustellen mit Sediment im Greifswalder Bodden. Ursprünglich sollten diese Arbeiten noch vor dem Jahreswechsel erfolgen, um die empfindliche Laichzeit nicht zu stören.
Die DUH warnt eindringlich vor den Folgen der Bauarbeiten in dieser kritischen Phase: „Es ist eine weitere Katastrophe für Naturschutz und Fischerei, dass jetzt auch noch mitten in der für den Bestand des Ostseeherings wichtigen Laichzeit gebaut werden soll“, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Das von der DUH zitierte Thünen-Institut für Ostseefischerei hat bereits vor erheblichen Gefahren für das Laichgeschehen des Herings gewarnt. Zudem seien streng geschützte Meeresenten und marine Schutzgebiete auf die Laichgebiete als Nahrungsquelle angewiesen und könnten durch die Bauarbeiten langfristig geschädigt werden.
Das LNG-Projekt auf Rügen ist bereits von erheblichen Verzögerungen geprägt. So sind unter anderem die Offshore-Anbindungspipeline und die Hafenvertiefung noch nicht abgeschlossen. Müller-Kraenner bringt die Situation auf den Punkt: „Das LNG-Terminal Rügen kann in diesem Winter nicht fertiggestellt werden und leistet auch keinen Beitrag zur Versorgungssicherheit“. Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH, unterstreicht den geringen Nutzen angesichts der ökologischen Risiken: „Dass die Gasspeicher zu knapp 90 Prozent gefüllt sind und an der Nordsee bereits LNG-Terminals in Betrieb sind, mache eine Gasversorgungskrise unwahrscheinlich.“
Zerger kritisiert zudem die Genehmigung der Bauarbeiten während der Heringslaichzeit scharf und sieht darin eine klare Überschreitung einer selbstgezogenen roten Linie des Bergamts. Er fordert ein sofortiges Überdenken des Projekts, um weiteren Schaden für das fragile Ökosystem Ostsee zu verhindern.
Umwelt versus Energieversorgung: Der Konflikt um die Rügen-LNG-Pipeline
Die geplante LNG-Pipeline vor Rügen steht exemplarisch für die wachsenden Spannungen zwischen klimafreundlicher Energieversorgung und dem Schutz empfindlicher Ökosysteme. Der Streit entzündet sich besonders an der Laichzeit des Herings, einem entscheidenden Zeitraum für die Erholung und den Erhalt der Fischbestände in der Ostsee. In dieser Phase reagieren die Ökosysteme besonders empfindlich auf Beeinträchtigungen durch menschliche Aktivitäten. Deshalb führt eine Genehmigung von Großprojekten wie LNG-Terminals unweigerlich zu großen gesellschaftlichen Debatten.
Die Rolle von LNG-Terminals ist in der deutschen Energiepolitik nicht zu unterschätzen: Sie tragen zur Versorgungssicherheit bei und ermöglichen eine Alternative zu fossilen Energieträgern, sind aber gleichzeitig auch mit erheblichen Umweltrisiken verbunden. Ähnliche Konflikte lassen sich auch bei anderen Großbauten beobachten, wenn etwa Naturschutzbelange auf wirtschaftliche Interessen treffen.
Die ökologische Bedeutung der Laichzeiten und Fischbestände
Die Laichzeit des Herings ist eine kritische Phase für die gesamte Ostsee, da hier Grundlagen für gesunde Fischpopulationen gelegt werden. Eingriffe in diese Zeit können zu langfristigen Schäden führen, die das empfindliche Gleichgewicht der marinen Lebensräume stören und damit auch andere Arten und die Fischerei nachhaltig beeinträchtigen.
Energiepolitik zwischen Versorgungssicherheit und Naturschutz
Die Bundesregierung bemüht sich, die Energieversorgung sicherzustellen, gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten. Gleichzeitig sind Umweltschutz und Klimaschutz zentrale politische Zielsetzungen. Daher entstehen Konfliktlinien zwischen:
- dem Ausbau von LNG-Infrastruktur zur kurzfristigen Gewährleistung der Versorgungssicherheit
- dem Schutz von Lebensräumen während sensibler Phasen, wie der Laichzeit des Herings
Mögliche Wege aus diesem Spannungsfeld können sein:
- Ökologische Ausgleichsmaßnahmen, um Lebensräume während und nach Bauvorhaben zu schonen oder wiederherzustellen
- Ein verbessertes Baustellenmanagement, das etwa zeitliche Einschränkungen während empfindlicher Umweltphasen berücksichtigt
- Die Prüfung von Alternativen zur Sicherung der Energieversorgung, die weniger stark in empfindliche Ökosysteme eingreifen
Gesellschaftliche Akteure und Entscheidungsträger sollten sich der Komplexität dieses Themas bewusst sein und abwägen, wie nachhaltige Lösungen aussehen können. Dabei gilt es, natur- und klimapolitische Interessen ebenso zu berücksichtigen wie die Bedürfnisse einer verlässlichen und bezahlbaren Energieversorgung. Auf diese Weise könnten künftige Entwicklungen ausbalanciert und an den Schnittstellen von Umwelt- und Wirtschaftsinteressen gestaltet werden.
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Ostseehering gefährdet: Deutsche Umwelthilfe beantragt sofortigen Baustopp des …
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