Fernwärme unter Druck: Hohe Preise belasten Mieten – Minister Goldschmidt fordert Reform, Wohnungsverband pocht auf strengere Kontrollen für mehr Klimaschutz

Angesichts massiv gestiegener Fernwärmepreise will Energieminister Tobias Goldschmidt das Thema als Vorsitzender der Energieministerkonferenz auf die Agenda setzen und gemeinsam mit der Landeskartellbehörde gegen überhöhte Preisgestaltungen vorgehen. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) fordert eine unabhängige Preisaufsicht, die Gewinne auf reine Kostendeckung begrenzt und Überschüsse in die Wärmeversorgung reinvestiert. Beide betonen zudem die Notwendigkeit einer klimaneutralen Umstellung der Fernwärme, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen und Mieter vor überhöhten Kosten zu schützen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

Fernwärmepreise unter Druck: Goldschmidts Initiative und VNW-Forderungen

Die aktuellen Entwicklungen bei den Fernwärmepreisen zeigen eine dramatische Lage, die nun auf politischer Ebene angegangen werden soll. Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hat angekündigt, eine Initiative zur Preissenkung bei der Fernwärme zu starten. In seiner Funktion als Vorsitzender der Energieministerkonferenz (EnMK) plant er, das Thema auf die politische Agenda zu setzen. Dabei steht vor allem die Kontrolle der Preisgestaltung im Mittelpunkt, um mögliche Missbräuche zu verhindern. Eine mögliche Maßnahme wäre die Einbeziehung der Landeskartellbehörde, um Missbrauch bei der Preisgestaltung der Fernwärme aufzudecken.

Parallel hierzu fordert der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) klare und verbindliche Regeln für die Fernwärmepreise. „Wir plädieren für eine unabhängige Behörde, die die Preise für Fernwärme stetig überwacht und bei überhöhten Gewinnen der Anbieter eingreift.“ Dabei betont der VNW, dass der Preis für Fernwärme lediglich die Kosten für Herstellung und Verteilung decken sollte und Gewinne darüber hinaus sollten untersagt werden. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass die Anbieter verpflichtet werden, ihre Gewinne wieder in die Fernwärmeversorgung zu investieren, damit keine Quersubventionierung anderer Aufgaben stattfindet.

Neben den Preisforderungen stellt der VNW auch die ökologische Dimension in den Fokus. Die aktuelle Fernwärmeversorgung ist noch stark von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas und Öl abhängig und somit nicht klimaneutral. Deshalb fordern wir von den Energieerzeugern verstärkte Anstrengungen, damit die Klimaziele im Gebäudesektor erreicht werden können.

Der VNW vertritt 435 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In den von ihnen verwalteten 741.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen, die durchschnittlich 6,41 Euro pro Quadratmeter Miete zahlen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig eine bezahlbare und zugleich nachhaltige Fernwärmeversorgung für die breite Bevölkerung ist.

Wie sich die Fernwärme-Debatte auf Mieter und Energiewende auswirkt

Fernwärme gewinnt für viele Mieterinnen und Mieter zunehmend an Bedeutung, denn sie stellt eine wichtige Wärmequelle für Haushalte dar, insbesondere in urbanen Gebieten. Die Preisentwicklung in diesem Bereich hat daher direkte Auswirkungen auf die monatlichen Belastungen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Gleichzeitig spielt die Fernwärme eine zentrale Rolle in der Energiewende und der Klimapolitik, denn sie bietet Chancen, den Wärmebereich nachhaltiger zu gestalten. Doch die Besonderheiten des Fernwärmemarktes erschweren faire Preise und einen schnellen Fortschritt: Es gibt meist wenig Wettbewerb und oft gebietlich begrenzte Monopolstrukturen, die preisdämpfende Marktkräfte weitgehend ausschalten.

Politische Weichenstellungen, insbesondere die behördliche Preisaufsicht, stehen deshalb im Fokus der Diskussion. Während eine stärkere Kontrolle der Fernwärmepreise möglichen Preissprüngen entgegenwirken kann, wirft sie gleichzeitig Fragen zur Investitionssicherheit und zum Wettbewerb auf. Fernwärmeunternehmen sehen sich zudem mit der Herausforderung konfrontiert, Klimaschutzmaßnahmen bis 2045 umzusetzen. Dabei müssen sie sowohl ökologische Ziele verfolgen als auch die Versorgung bezahlbar halten.

Was blockiert faire Fernwärmepreise?

Die Marktsituation im Fernwärmesegment ist durch folgende Herausforderungen geprägt:

  • Monopolistische Marktstrukturen: Je nach Region gibt es oft nur einen Anbieter, was den Wettbewerb stark begrenzt und Preissetzungen beeinflusst.
  • Komplexe Kostenstruktur: Investitionskosten, Brennstoffpreise und betriebliche Aufwendungen wirken sich direkt auf den Fernwärmepreis aus.
  • Regulatorische Unsicherheiten: Fehlende oder uneinheitliche Regelungen zur Preisaufsicht führen zu Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher und Anbieter.
  • Klimapolitische Vorgaben: Investitionen in klimafreundliche Technologien sind kostenintensiv und schlagen sich im Preis nieder.

Fernwärme im Wandel: Mehr Klimaschutz bis 2045?

Die Umgestaltung des Fernwärmenetzes hin zu klimaneutralen Lösungen stellt die Energiebranche vor große Aufgaben. Ziel ist, den Wärmesektor bis 2045 klimafreundlich zu gestalten – eine ambitionierte Vorgabe, die erhebliche Umbaumaßnahmen erfordert.

Für Mieterinnen und Mieter bedeutet dies, dass sich einerseits der Wärmemix hin zu erneuerbaren Energien wandelt und andererseits Kostenpotentiale durch neue Technologien freigesetzt werden können. Andererseits können die Investitionen in klimafreundliche Infrastruktur vorübergehend zu Preissteigerungen führen. Die politische Steuerung der Fernwärmepreise und entsprechende Förderinstrumente werden deshalb eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz und Durchsetzung der Energiewende in diesem Bereich spielen.

Derzeit sind Bund, Länder und Kommunen gefordert, klare Regeln und Anreize zu setzen, um den Übergang zu bezahlbarer, nachhaltiger Fernwärme zu sichern. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich der Markt entwickelt und wie faire Preise im Einklang mit der Klimapolitik realisiert werden können.


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Soziale Vermieter: Unabhängige Behörde muss Preise der Fernwärme kontrollieren – …

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