Bremen (VBR). Trotz einer stabilen Anzahl an Nachwuchs in der Ergotherapie über das letzte Jahrzehnt hinweg, warnt der Deutsche Verband Ergotherapie e.V. (DVE) vor wachsenden Herausforderungen in diesem Berufsfeld. Julia Schirmer, Vorstandsmitglied des DVE für Bildung und Wissenschaft, macht deutlich, dass die gegenwärtige Situation, gekennzeichnet durch zunehmend längere Wartelisten in ergotherapeutischen Praxen, rasches Handeln sowohl von politischer Seite als auch von Beratungsstellen, die mit Schulabgänger:innen arbeiten, erfordert. Das ergotherapeutische Berufsbild müsse intensiver in den Fokus gerückt werden, um einerseits dem momentan noch hohen Frauenanteil entgegenzuwirken und andererseits das allgemeine Interesse zu steigern.
Die wachsende Popularität dieses Gesundheitsberufs zeigt sich durch eine Verfünffachung der Studierenden in den letzten zehn Jahren. Dies ist nicht zuletzt der Vielfalt und Zufriedenheit im Arbeitsalltag der Ergotherapeut:innen geschuldet. Die Ergotherapie bietet eine der facettenreichsten Tätigkeiten im gesamten Gesundheitswesen. Sie zielt darauf ab, Menschen jeden Alters in ihren täglichen Aktivitäten zu unterstützen, sodass sie ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben führen können. Die Arbeit der Ergotherapeut:innen ist dabei hoch individuell und richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen und Fähigkeiten ihrer Patient:innen.
Interessanterweise entsteht eine immer größere Nachfrage nach ergotherapeutischen Leistungen nicht nur im physischen, sondern auch im psychosozialen Bereich. Eine wachsende Anzahl von Menschen aller Altersklassen sieht sich seelischen Belastungen oder psychischen Krankheiten gegenüber. Hier spielen Ergotherapeut:innen eine entscheidende Rolle, um Unterstützung zu bieten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern.
Angesichts dieser steigenden Anforderungen und dem Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften steht Deutschland vor einer bildungspolitischen Herausforderung. Der DVE plädiert für eine Umgestaltung des Ausbildungssystems hin zur vollständigen Akademisierung der Ergotherapie. Dies würde nicht nur die Attraktivität des Berufs weiter steigen, sondern auch Deutschland im internationalen Vergleich konkurrenzfähiger machen.
Der Übergang zur Akademisierung wird als entscheidender Schritt gesehen, um den steigenden Bedarf an ergotherapeutischen Fachkräften zu decken und die Berufsgruppe für zukünftige Herausforderungen zu wappnen. Während einige Bundesländer wie Baden-Württemberg bereits Anpassungen vornehmen und mehr Studienplätze für Ergotherapie zur Verfügung stellen, bleibt eine flächendeckende Umsetzung auf Bundesebene noch aus.
Dies unterstreicht die Bedeutung einer breiteren Aufklärung über und Wertschätzung von Ergotherapie, sowohl in der Gesellschaft als auch in der politischen Landschaft. Die Ergotherapie spielt eine unersetzliche Rolle in der Gesundheitsversorgung, indem sie Menschen dabei unterstützt, trotz physischer oder psychischer Einschränkungen ein erfülltes Leben zu führen. Damit dies auch in Zukunft möglich ist, bedarf es dringender struktureller Anpassungen und einer stärkeren Anerkennung des Berufsfelds.
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Politik, Berufs- und Eignungsberatung: haben alle die Ergotherapie im Blick?
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