Ein Jahr Hilfsengagement der Johanniter in der Türkei und Syrien nach dem Erdbeben
Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien, bei dem tausende Menschen ihr Leben verloren und Millionen obdachlos wurden, ist die Lage vor Ort weiterhin kritisch. Die Not bleibt groß, und die Johanniter Unfall Hilfe e.V. sowie ihre Partnerorganisationen leisten auch weiterhin Nothilfe. In den ersten Monaten nach dem Beben wurden 110.000 warme Mahlzeiten ausgegeben, 2.700 Hygiene- und Babypakete verteilt und 6.000 Haushalte mit Gutscheinen und Bargeldhilfen unterstützt.
Trotz dieser umfangreichen Maßnahmen sind die Grundbedürfnisse der Betroffenen nach wie vor nicht gedeckt, vor allem in Syrien, wo viele Familien durch das Erdbeben ihre Erwerbsgrundlagen verloren haben. Um die Lebenssituation nachhaltig zu verbessern, setzen die Johanniter und ihre Partner auf langfristige Maßnahmen. Dazu zählen einkommensschaffende Aktivitäten wie Handwerkerarbeiten, die den Betroffenen ermöglichen, Geld zu verdienen und zugleich ihre Gemeinden zu unterstützen.
Darüber hinaus werden Kurse angeboten, in denen Frauen und Männer lernen, Geschäftsideen umzusetzen und sich selbstständig zu machen. So haben bereits 435 Familien die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch der Wiederaufbau erfolgt stetig: 175 Häuser wurden repariert und wichtige Infrastrukturen für 7.000 Menschen instandgesetzt. Seit Februar 2023 wurden in beiden Ländern insgesamt 2,1 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen umgesetzt.
Ein nächster Fokus liegt auf psychosozialer Unterstützung, die vor allem in Syrien Kindern und jungen Erwachsenen helfen soll, Traumata zu überwinden und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Franka Biederstädt, Kommunikationsreferentin der Johanniter, die sich vor Ort ein Bild von der Situation gemacht hat, betont die Dringlichkeit der Hilfe und die Bedeutung langfristiger Unterstützung, um den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Johanniter Unfall Hilfe e.V. unterstreicht, dass die Hilfe vor Ort dringend weiterhin benötigt wird und bittet um Unterstützung.
Nach dem Beben: Warum humanitäre Hilfe langfristig bleiben muss
Nach einer Naturkatastrophe endet der Einsatz der Soforthilfe meist nach einigen Wochen oder Monaten. Doch der Weg zurück in ein stabiles und sicheres Leben für die Betroffenen ist deutlich länger und komplexer. Die zerstörte Infrastruktur, knappe Ressourcen und instabile politische sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen erschweren den Wiederaufbau erheblich. Diese strukturellen Herausforderungen machen deutlich, warum Aufbau und Erholung oft Jahre brauchen – und nachhaltige, langfristige humanitäre Hilfe unverzichtbar ist.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Förderung von gesellschaftlicher Resilienz. Dies umfasst nicht nur den physischen Wiederaufbau, sondern auch die psychosoziale Betreuung der Betroffenen. Erlebte Traumata wirken oft tief, sodass psychologische Unterstützung für die seelische Stabilisierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt genauso wichtig ist wie die Reparatur von Gebäuden oder Straßen.
Gleichzeitig öffnet Bildung als Zukunftsinvestition Perspektiven für junge Menschen und stärkt die Gemeinschaft nachhaltig. Bildung fördert Wissen über Katastrophenvorsorge, hilft beim Wiederaufbau von sozialen Netzwerken und ermöglicht es den Betroffenen, aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft mitzuwirken.
Die Zusammenarbeit von internationalen NGOs mit lokalen Gruppen erweitert die Wirkung nachhaltiger Hilfe. Lokale Akteure kennen die Bedürfnisse und kulturellen Besonderheiten ihrer Gemeinschaft und sorgen dafür, dass Unterstützung passgenau und wirksam ankommt. Diese Partnerschaften tragen dazu bei, Alternativen zu traditionellen Hilfsmodellen zu entwickeln, die längerfristig selbsttragende Strukturen fördern.
Die unsichtbaren Folgen der Katastrophe
Nicht alle Auswirkungen einer Katastrophe sind sofort sichtbar. Neben materiellen Verlusten leiden viele Bewohner unter anhaltenden psychischen Belastungen und dem Verlust von sozialem Halt. Diese unsichtbaren Folgen brauchen kontinuierliche Aufmerksamkeit und gezielte Programme, um die Gesellschaft als Ganzes zu stärken.
Langfristige Perspektiven für Betroffene
Die Entwicklung langfristiger Perspektiven für Betroffene hängt von vielen Faktoren ab. Es braucht stabile Rahmenbedingungen, nachhaltige Finanzierung und die Einbindung der Gemeinschaft in den Wiederaufbauprozess. Nur so können Rückschläge vermieden und positive Entwicklungen gesichert werden.
Zu den Kernfaktoren nachhaltiger Hilfe gehören:
- Wiederaufbau der Infrastruktur mit Schwerpunkt auf belastbaren und zukunftsfähigen Lösungen
- Psychosoziale Betreuung, um Traumata zu verarbeiten und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern
- Bildung und Qualifizierung als Mittel zur Selbstbestimmung und wirtschaftlichen Entwicklung
- Lokale Partnerschaften, die Hilfe wirksam und kulturell angemessen gestalten
- Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz, um auf künftige Krisen besser reagieren zu können
Diese Faktoren bilden ein komplexes Geflecht, in dem kurzfristige Maßnahmen in ein langfristiges Gesamtkonzept eingebettet werden müssen. Die Herausforderungen der Zukunft erfordern es, dass humanitäre Hilfe über die Notfallphase hinaus kontinuierlich an die Bedürfnisse der betroffenen Regionen angepasst wird und sich daran orientiert, wie widerstandsfähige Gemeinschaften aufgebaut werden können.
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Türkei / Syrien: Johanniter-Nothilfemaßnahmen im Erdbebengebiet dauern an / Deckung …
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