Bremen (VBR). In Deutschland und weltweit steigt die Aufmerksamkeit für das Phänomen der Eltern-Kind-Entfremdung (EKE), das insbesondere im Kontext von Trennungen und Scheidungen an Bedeutung gewinnt. Diese steigende Bewusstheit fällt zusammen mit der jährlichen Begehung des Internationalen Tages der Eltern-Kind-Entfremdung am 25. April, einem Datum, das gewählt wurde, um Aufmerksamkeit zu schaffen, Problembewusstsein zu fördern und Lösungsansätze zu diskutieren. Dieses Datum dient somit als Plattform, auf der die komplexen emotionalen und rechtlichen Herausforderungen, denen sich Familien gegenübersehen, beleuchtet werden.
Die Problematik der EKE hat vielfältige Ursachen und ist häufig in der dynamik belasteter Beziehungen zwischen den Elternteilen verankert, welche nach einer Trennung manifest werden. Die ISUV-Vorsitzende Melanie Ulbrich bringt es auf den Punkt: “Kein Kind darf bei Trennung oder Scheidung der Eltern einen Elternteil verlieren.” Sie betont die Notwendigkeit, den Einzelfällen von EKE detailliert auf den Grund zu gehen, anstatt sie zu vereinfachen oder gar zu ignorieren. Politik und Medien sind hierbei gefordert, ein Problembewusstsein zu schaffen und Lösungen zu fördern.
Ein strittiges Thema im Zusammenhang mit EKE ist das sogenannte Parental Alienation Syndrome (PAS), ein Begriff, der von Dr. Richard A. Gardner in den 1980er Jahren eingeführt wurde. Gardner beschreibt damit ein Set von Symptomen bei Kindern, die einen Elternteil unbegründet ablehnen, als Ergebnis der manipulativen Einflüsse des anderen Elternteils. Doch PAS stößt auf Kritik, unter anderem, weil es eine vereinfachte Darstellung der vielfältigen Gründe für eine Entfremdung biete und nicht offiziell im diagnostischen Handbuch DSM anerkannt ist.
Der ISUV, einer der größten deutschen Interessenverbände im Bereich des Familienrechts, nimmt eine pragmatische Perspektive ein. Statt sich auf die Debatte um Begrifflichkeiten zu konzentrieren, sieht der Verband das Problem in der hohen Anzahl von Kindern – geschätzt werden 30.000 bis 60.000 Kinder jährlich in Deutschland – die den Kontakt zu einem Elternteil verlieren.
Die Ursachen für EKE sind dabei vielschichtig. Sie reichen von Missbrauch und Vernachlässigung über langanhaltende negative Erfahrungen bis hin zu unterschiedlichen Werten und Verhaltensweisen der Eltern. Eine besondere Rolle spielen dabei auch nicht verarbeitete emotionale Konflikte, die die Kinder unweigerlich in Mitleidenschaft ziehen und tiefgehend psychisch belasten können.
In Bezug auf Lösungsansätze betont der ISUV die Wichtigkeit des Dialogs zwischen den Elternteilen. Pflichtmediation und Beratungsangebote werden als vielversprechende Instrumente gesehen, um Kommunikation zu fördern und langfristig das Wohl des Kindes zu sichern. Ein innovativer Ansatz ist hier das Wechselmodell, welches Weichen für eine bessere Kommunikation zwischen getrennten Elternteilen stellen kann.
Auch im Bereich der gesellschaftlichen und institutionellen Praxis sieht der ISUV Handlungsbedarf. Es gilt, Mechanismen zu etablieren, die beide Elternteile gleichberechtigt in die Erziehung und das Leben der Kinder einbeziehen, unabhängig von ihrem Beziehungsstatus.
Abschließend ist festzuhalten, dass die Diskussion um EKE und PAS zwar komplex und teilweise kontrovers ist, doch der Fokus sollte immer auf dem Wohlergehen der Kinder liegen. Es bedarf einer gesellschaftlichen, rechtlichen und individuellen Anstrengung, um die negativen Auswirkungen von Trennungen auf Kinder zu minimieren und ihnen eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen. Der Internationale Tag der Eltern-Kind-Entfremdung mag dabei als wertvoller Impuls für einen konstruktiven und lösungsorientierten Dialog dienen.
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Internationaler Tag der Eltern-Kind-Entfremdung: Problembewusstsein schaffen – …
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