Deutsche Bauindustrie im Abschwung: Umsatzeinbruch, Arbeitsplatzverlust und die Folgen für Wohnungsbau und Wirtschaft

2023 hat die deutsche Bauindustrie unter stark gestiegenen Materialkosten und rückläufigen Aufträgen einen realen Umsatzrückgang von 5 Prozent verzeichnet und nur 1.100 neue Arbeitsplätze geschaffen – ein Zehntel des Vorjahres. Für 2024 prognostiziert der Verband einen weiteren Umsatzrückgang von 3,5 Prozent und einen Rückgang der Beschäftigten auf durchschnittlich 918.000, während insbesondere im Wohnungsbau ein Fachkräftemangel droht. Eine DIHK-Umfrage zeigt, dass 44 Prozent der Unternehmen eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäftslage erwarten. Verbandschef Tim-Oliver Müller appelliert deshalb an Bund, Länder und Kommunen, ihre Infrastrukturinvestitionen deutlich zu erhöhen, um den Standort Deutschland zu stabilisieren.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– 2023: Bauindustrie verzeichnet 5% Umsatz- und 4% Auftragsrückgang, nur 1.100 neue Jobs.
– Prognose 2024: Beschäftigung sinkt erstmals seit 2008 auf 918.000 Mitarbeiter.
– Branchenumfrage: 22% bewerten Geschäftslage schlecht, 44% erwarten weitere Verschlechterung.

Deutsche Bauindustrie 2023: Zahlen, Stimmung und Herausforderungen im Überblick

Im Schatten starker wirtschaftlicher Turbulenzen hat die deutsche Bauindustrie das Jahr 2023 abgeschlossen. Unter dem Druck gestiegener Materialkosten und einer rückläufigen Auftragslage spiegeln die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ein ernüchterndes Bild wider. Laut diesen Daten mussten die Bauunternehmen einen realen Umsatzrückgang von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften. Ähnlich sieht es bei den neu eingegangenen Aufträgen aus, die um 4 Prozent zurückgingen. Dieser desaströse Trend führte dazu, dass im Jahr 2023 nur 1 100 neue Arbeitsstellen geschaffen werden konnten – eine drastische Reduktion gegenüber den 15 200 im Vorjahr.

„Unsere verhaltene Umsatzprognose wird leider bestätigt“, kommentiert Tim-Oliver Müller, der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE. Er unterstreicht, dass die eigentlich vorhandene Nachfrage nach Bauleistungen durch die enormen Materialpreissteigerungen zunichtegemacht wird und prognostiziert für das laufende Jahr einen weiteren Umsatzrückgang von 3,5 Prozent. Zudem erwartet der Verband für 2024 erstmals seit 2008 einen Rückgang der Beschäftigten auf durchschnittlich 918 000 Mitarbeiter, was vor allem durch demografische Entwicklungen bedingt sei.

Besonders im Wohnungsbau zeigt sich die angespannte Lage deutlich, mit einem Abbau von Arbeitsplätzen, der langfristig zu einem Mangel an Fachpersonal führen könnte, sobald die Nachfrage wieder anzieht. Im Gegensatz dazu zeichnet sich im Tiefbau ein etwas positiveres Bild ab, da dort weiterhin neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Die negative Stimmung in der Branche bestätigt eine DIHK-Umfrage zu Jahresbeginn 2024: 22 Prozent der Befragten bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, während 44 Prozent sogar eine Verschlechterung in den kommenden 12 Monaten erwarten. Besonders im Hochbau geben sogar jeder Zweite eine Verschlechterung an.

Müller betont, dass trotz der Herausforderungen der Bedarf an Wohnungen weiterhin hoch bleibe und kaum ein anderes innenpolitisches Thema im Bundestagswahlkampf 2025 eine so bedeutende Rolle spielen werde wie die Bauindustrie. Für den Wirtschaftsbau erwartet er eine leichte Entspannung, da Großprojekte im Bahn- und Kabelleitungsbau 2024 zu einem realen Umsatzplus von zwei Prozent führen könnten.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen appelliert Müller an Bund, Länder und Kommunen: „Um den Standort Deutschland zu stärken, müssen die Investitionsbudgets für die Infrastruktur nachhaltig erhöht werden. Ansonsten wird der Standort Deutschland weiter geschwächt.“ Es gehe nicht nur um kurzfristige Entwicklungen, sondern um eine langfristige Perspektive, um der deutschen Bauindustrie sowie der gesamten Wirtschaft Stabilität und Wachstum zu sichern.

Bauindustrie zwischen Krise, Hoffnung und Reformdruck

Die Bauindustrie zählt zu den Schlüsselbereichen der deutschen Wirtschaft und steht derzeit vor vielschichtigen Herausforderungen, die weit über betriebswirtschaftliche Fragen hinausgehen. Aktuelle Krisenphänomene wirken in der Branche wie ein Katalysator für einen umfassenden Strukturwandel, der sowohl gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Auswirkungen entfaltet. Gleichzeitig bieten sich Chancen, die Zukunft des Bauwesens nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten. Dabei wird deutlich, dass die Bauindustrie nicht nur als Wirtschaftsfaktor fungiert, sondern auch eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von Lebensräumen und Infrastruktur einnimmt.

Wie wirkt sich die Baukrise auf Gesellschaft und Wirtschaft aus? Die baulichen Kapazitäten beeinflussen maßgeblich das Angebot an Wohnraum, Verkehrsinfrastruktur und Gewerbeflächen – Bereiche, die unmittelbar die Lebensqualität und wirtschaftliche Dynamik in Deutschland prägen. Eine anhaltende Krise in der Branche führt zu Verzögerungen bei wichtigen Bauprojekten, steigenden Kosten und einem Engpass bei qualifiziertem Personal. Dies kann zu höheren Mieten, eingeschränktem Wohnraumangebot und einer gedämpften Wirtschaftsentwicklung führen. Gleichzeitig erfährt die Branche erhöhten Reformdruck: Eingebettete Prozesse müssen effizienter gestaltet, neue Technologien implementiert und nachhaltige Baustandards etabliert werden.

Wohin steuert die Branche nach 2024? Angesichts der aktuellen Herausforderungen steht die Bauindustrie vor der Aufgabe, sich strategisch neu aufzustellen und zukunftsfähige Impulse zu setzen. Politische Handlungsbedarfe ergeben sich dabei in Form von gezielter Förderung, vereinfachten Genehmigungsverfahren und der Stärkung von Innovationen im Bauwesen. Der drängende Strukturwandel fordert ein Umdenken in der gesamten Wertschöpfungskette: Von der Rohstoffbeschaffung über digitale Planungsprozesse bis hin zu energieeffizienten Bauweisen. Nur durch diesen Wandel kann die Branche ihre zentrale Schlüsselfunktion für Deutschland weiterhin erfüllen und auf langfristige Trends angemessen reagieren.


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Prognosen bestätigt: Schwaches Baujahr 2023

Original-Content übermittelt durch news aktuell.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren