Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit: Warum Überlastung und Burnout in Jugendämtern zur Gefahr für Kinder werden

Anlässlich des Internationalen Tags der Sozialen Arbeit warnt ver.di vor dem Kollaps der Jugendhilfe: Durch Corona und langjähriges politisches Versagen fehlen in Jugendämtern und Inobhutnahmestellen über 20.000 Fachkräfte, was zu unzureichender Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Familien und zu massivem Burnout-Risiko bei Mitarbeitenden führt. Ver.di fordert deshalb eine dringende Neubewertung der Personalbedarfsplanung sowie erhebliche Investitionen in Aus- und Weiterbildung. Begleitend organisiert die Gewerkschaft am Aktionstag Veranstaltungen, um Politik und Arbeitgeber zum sofortigen Handeln zu bewegen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Bremen am Internationalen Tag der Sozialen Arbeit: Politisches Versagen belastet Jugendhilfe und Familien.
– Corona-Pandemie verschärft Personalmangel: Über 20.000 Stellen unbesetzt, hohe Überlastung.
– ver.di organisiert Veranstaltungen, fordert dringende Personalinvestitionen und Strategie gegen Fachkräftelücke.

Alarmierende Lage in Jugendämtern und Jugendhilfe – ver.di fordert dringendes Handeln

Am Internationalen Tag der Sozialen Arbeit macht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf eine tiefe Krise aufmerksam, die insbesondere Kinder, Jugendliche, Familien und die Beschäftigten in Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen sowie Inobhutnahmestellen schwer belastet. Diese Krise ist das Ergebnis langjährigen politischen Versagens und wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft. Die Folge ist eine angespannte Lage, die zu einer unzureichenden Betreuung der Bedürftigen führt und bei den Fachkräften Spuren von Überlastung und einem hohen Burnout-Risiko hinterlässt. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle bringt die Situation auf den Punkt: „Nun kollabiert dieses auf Kante genähte System.“

Die Pandemie hat die Problemlagen von Familien, Kindern und Jugendlichen deutlich komplexer gemacht. Obwohl sie eine intensivere Begleitung benötigen, ist diese aufgrund fehlender Fachkräfte nicht möglich. Christine Behle beschreibt diese Entwicklung als „Katastrophe“. Die Bundesagentur für Arbeit hat eine Fachkräftelücke von über 20.000 Personen festgestellt, die sich in zahlreichen unbesetzten Stellen und hoher Fluktuation niederschlägt. Dieses Missverhältnis zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal trifft vor allem die Mitarbeitenden in den Jugendämtern und Inobhutnahmeeinrichtungen hart. Sie stehen unter massivem Druck, dringliche Entscheidungen treffen zu müssen und gleichzeitig mitanzusehen, wie Kinder und Jugendliche oft unter Bedingungen leben, die weit von idealem Schutz und Fürsorge entfernt sind.

Ein weiteres Problem sind langfristige Unterbringungen in Einrichtungen, die eigentlich nur für temporäre Aufenthalte vorgesehen sind. Dies belastet nicht nur die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Beschäftigten emotional stark. Christine Behle kritisiert, dass Politik und Öffentlichkeit diesem Thema offenbar zu wenig Beachtung schenken: „Es geht um nichts Geringeres als den Schutz von Kindern – Wir wollen nicht erst auf Tragödien warten, bis sich etwas an dieser prekären Situation ändert!“

Um diese Missstände öffentlich sichtbar zu machen und die Debatte anzustoßen, organisiert ver.di anlässlich des Internationalen Tags der Sozialen Arbeit verschiedene Veranstaltungen. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit zu diskutieren und Strategien zu entwickeln, die Politik und Arbeitgeber zum Handeln bewegen. Dafür ist eine dringende Neubewertung der Personalbedarfsplanung notwendig, ebenso wie Investitionen in die berufliche Aus- und Weiterbildung. Nur so kann die bestehende Lücke zwischen Personalbedarf und -verfügbarkeit geschlossen werden. Diese Situation verdeutlicht den Bedarf an einer umfassenden Strategie zum Schutz der am meisten benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft und derjenigen, die sich täglich für ihr Wohl einsetzen.

Warum der Fachkräftemangel in der Sozialarbeit zur gesellschaftlichen Herausforderung wird

Der Fachkräftemangel in der Sozialarbeit hat sich längst von einem sektoralen Problem zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung entwickelt. Er trifft nicht nur die betroffenen Institutionen und Mitarbeitenden, sondern wirkt sich nachhaltig auf Familien, Kinder und Jugendliche sowie auf die Zukunftsfähigkeit sozialer Unterstützungssysteme aus. Die Ursachen für diese Krise sind vielschichtig und liegen tief in strukturellen Defiziten des Berufsbildes und der Arbeitsbedingungen begründet. Ohne entschlossenes Handeln drohen gravierende Folgen für die Gesellschaft, die über den unmittelbaren Mangel an Fachkräften hinausgehen.

Im Kern resultiert die Personalkrise aus einer Kombination aus steigender Nachfrage nach sozialer Betreuung und begrenzten Ressourcen – sowohl finanzieller als auch personeller Natur. Die Tätigkeit in der Sozialarbeit ist häufig mit hoher emotionaler Belastung und komplexen Herausforderungen verbunden, bei denen nicht zuletzt die Attraktivität und Wertschätzung des Berufes eine zentrale Rolle spielen. Dies verstärkt die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte langfristig zu gewinnen und zu binden.

Langfristige Folgen für Kinder und Jugendliche

Ein unmittelbares Risiko des Fachkräftemangels ist die Verschlechterung der Betreuungs- und Unterstützungsqualität für junge Menschen in vulnerablen Lebenslagen. Engpässe bei Fachkräften bedeuten weniger individuelle Begleitung, verzögerte Hilfen und eine Überlastung der verbliebenen Mitarbeitenden – mit negativen Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Der Mangel gefährdet somit nicht nur kurzfristige Interventionen, sondern auch die gesellschaftliche Integration und Bildungschancen der kommenden Generation.

Die Folgen einer unterdimensionierten Sozialarbeit auf junge Menschen können vielfältig sein: Sie reichen von einer Zunahme von psychischen Belastungen und sozialer Isolation bis hin zu einem erhöhten Risiko von Ausgrenzung und Langzeitfolgen, die auch das gesellschaftliche Miteinander in der Zukunft erschweren.

Auswege aus der Personalnot: Was jetzt passieren muss

Um den Mangel zu beheben und die Sozialarbeit als elementaren Bestandteil gesellschaftlicher Unterstützung zu stabilisieren, sind umfassende politische und gesellschaftliche Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören neben der Verbesserung der Rahmenbedingungen und Aufwertung des Berufsbildes vor allem mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie eine gezielte Förderung der Arbeitszufriedenheit. Nur durch eine nachhaltige und integrierte Strategie lässt sich verhindern, dass der Fachkräftemangel zu einem breiten gesellschaftlichen Problem auswächst.

Die folgenden Risiken gelten als zentrale Herausforderungen:

  • Gestiegene Belastung für Fachkräfte, die wenig Chance auf Erholung und berufliche Weiterentwicklung haben
  • Verschlechterung der Betreuungsqualität mit negativen Folgen für Klientinnen und Klienten, insbesondere Kinder und Jugendliche
  • Verzögerte oder ausbleibende Hilfsangebote, die lange soziale Problemlagen verfestigen können
  • Gefährdung der gesellschaftlichen Stabilität, wenn soziale Unterstützungssysteme nicht ausreichend funktionieren

Die Entwicklung vergleichbarer Berufsfelder zeigt: Nur durch koordinierte und langfristige Maßnahmen, die sowohl die Arbeitsbedingungen verbessern als auch den beruflichen Status stärken, lässt sich die Krise entschärfen. Politik, Verbände und Gesellschaft sind gleichermaßen gefordert, jetzt aktiv zu werden, um dauerhaft tragfähige Strukturen zu schaffen.


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Medien-Info: Internationaler Tag der Sozialen Arbeit: Jahrlanges politisches Versagen …

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