– GVSG-Entwurf enthält keine Regulierung investorenbetriebener MVZ, drohende Versorgungslücken besonders im ländlichen Raum
– Fast ein Drittel aller MVZ ist investorenkontrolliert, vorrangig in städtischen Gebieten, Patientenrisiko
– Enthält keine finanziellen Ressourcen für präventive Zahnmedizin, gefährdet Parodontitis-Prävention von 30 Millionen Betroffenen
Kritik an Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz: Risiken für Patienten und Lücken bei Prävention
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) übt scharfe Kritik am geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) und sieht zahlreiche unbehandelte Probleme. Nach Einschätzung der KZBV „erreicht [das Gesetz] nicht seine Ziele“, da es insbesondere an Bestimmungen zur Regulierung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) fehlt, die von externen Investoren finanziert werden. Diese sogenannten investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ) sind überwiegend in städtischen Gebieten präsent: Rund 79 Prozent dieser Einrichtungen befinden sich demnach in Ballungszentren, während sie in ländlichen Regionen kaum vertreten sind. Die KZBV weist darauf hin, dass „fast ein Drittel aller MVZ [aktuell] unter Kontrolle externer Investoren“ steht. Diese Entwicklung birgt laut Verband „potentielle Risiken für die Patientenversorgung“. Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV, formuliert es deutlich: „Mit dem Referentenentwurf des GVSG bleiben dringende versorgungspolitische Probleme weiterhin ungelöst – mit erheblichen Gefahren für die Patientenversorgung.“
Darüber hinaus bemängelt die KZBV das Fehlen finanzieller Mittel für „zwingend erforderliche präventive zahnmedizinische Leistungen“. Dieses Defizit wird vor dem Hintergrund der Volkskrankheit Parodontitis besonders kritisch gesehen: Etwa 30 Millionen Menschen sind davon betroffen. Ohne ausreichende Prävention entstehen hohe Folgekosten, die den „Bemühungen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen zuwiderlaufen“. Die KZBV fordert daher eine „umfassende und wohlüberlegte Reform, die sowohl die Interessen der Patientinnen und Patienten als auch das langfristige Wohl des Gesundheitssystems in den Mittelpunkt stellt“. Es besteht die Hoffnung, dass die weiteren gesetzgeberischen Schritte eine flächendeckende und hochwertige zahnärztliche Versorgung gewährleisten.
Wem nützt das Gesundheitsgesetz – und wo bleiben Lösungen?
Das Gesundheitsgesetz steht im Zentrum einer weitreichenden gesellschaftlichen Debatte, da es nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Strukturen im Gesundheitssystem langfristig prägt. Entscheidend ist, dass die Dominanz investorenbetriebener Medizinischer Versorgungszentren in urbanen Gebieten über reine Versorgungsaspekte hinaus Wirkung zeigt. Für Patienten vor Ort entstehen Herausforderungen, die sich durch eine rein profitorientierte Steuerung der Zentren ohne eine ausgewogene medizinische Versorgung verschärfen können. Doch die Auswirkungen reichen über die Städte hinaus: Die landärztliche Versorgung gerät zunehmend unter Druck, da Investoren in erster Linie renditestarke Ballungsräume im Blick haben. Dadurch wachsen regionale Versorgungsunterschiede, was die Gesundheitsversorgung in ländlichen Bereichen gefährdet und letztlich die Gesellschaft als Ganzes trifft.
Die neue Rolle investorgesteuerter Medizinischer Versorgungszentren
Investoren kontrollieren immer stärker medizinische Versorgungszentren, was tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt. Diese Entwicklung lenkt den Blick auf das Finanzinteresse hinter der Versorgung und auf mögliche Verschiebungen bei Prioritäten und Angeboten. Für Patienten in den Städten kann das bedeuten, dass Versorgung teilweise weniger auf individuelle Bedürfnisse eingestellt wird und stattdessen wirtschaftliche Zielsetzungen dominieren. Zugleich droht eine Konzentration des Angebots in urbanen Gebieten, wodurch herausfordernde Entwicklungen in der Landversorgung entstehen, die sowohl für Betroffene als auch für das Gesundheitssystem problematisch sind.
Die Kosten und Risiken unzureichender Prävention
Unzureichende Prävention hat weitreichende volkswirtschaftliche Folgen – dies zeigt sich exemplarisch am Beispiel von Parodontitis. Kurzfristig führt fehlende Vorsorge zu erhöhten Krankheitskosten, die unmittelbar das Gesundheitssystem belasten. Langfristig sind die gesundheitlichen Auswirkungen erheblich. Chronische Erkrankungen entwickeln sich öfter, und die Lebensqualität der Bevölkerung sinkt. Die damit verbundenen Folgekosten steigen, die Arbeitsfähigkeit leidet, und das soziale Gefüge wird belastet. Ein Defizit an Prävention trifft nicht nur einzelne Patientinnen und Patienten, sondern stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. In anderen medizinischen Bereichen und Ländern zeigt sich ein ähnlicher Trend, wenn auf Prävention verzichtet wird, wachsen die Kosten und Risiken kontinuierlich an.
Ungesteuerte Investorenbeteiligung an der Versorgung und unzureichende Prävention bergen eine Reihe von Gefahren für das Gesundheitssystem:
- Konzentration auf renditestarke Regionen statt flächendeckender Versorgung
- Verschlechterte Versorgungsqualität für Patienten durch Profitmaximierung
- Wachsende Versorgungslücken in ländlichen Gebieten
- Höhere medizinische Folgekosten und steigende Belastung der Sozialkassen durch vermiedene Prävention
- Erhöhtes Risiko chronischer Erkrankungen und damit einhergehende volkswirtschaftliche Einbußen
Eine neue Reform könnte diesen Entwicklungen entgegenwirken. Indem sie Regeln für Investorenbeteiligung verschärft und die Präventionsmaßnahmen gezielt stärkt, lassen sich Versorgungsstrukturen ausbalancieren, und gesundheitliche Risiken werden minimiert. Dadurch profitieren nicht nur einzelne Patientinnen und Patienten, sondern das gesamte Gesundheitssystem stabilisiert sich langfristig. Ebenso könnten Bürgerinnen und Bürger von einer flächendeckenderen, nachhaltig ausgerichteten Versorgung sowie einer besseren Prävention profitieren – mit positiven Folgen für Lebensqualität und Gesundheit.
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Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz wird seinem Namen nicht gerecht / KZBV warnt …
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