Bremen (VBR). Die ambulante Gesundheitsversorgung in Deutschland sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, darunter lange Wartelisten, überfüllte Notaufnahmen und ein Mangel an attraktiven Angeboten für den ärztlichen Nachwuchs. Innovative Lösungsansätze, wie die Schaffung von Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren, die eine sektorenunabhängige Versorgung ermöglichen könnten, wurden jedoch überraschend aus aktuellen Gesetzgebungsverfahren gestrichen. Der AOK-Bundesverband hat vor diesem Hintergrund ein Positionspapier mit dem Titel “Gesundheitsregionen: Sektorenunabhängige Versorgung gestalten” veröffentlicht, welches Wege aufzeigt, wie die Gesundheitsversorgung in den Kommunen gestärkt werden kann.
Laut Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, hat das Bundesgesundheitsministerium zwar ein Verfahren zur Stärkung der Gesundheitsversorgung eingeleitet, doch innovative Ideen für eine bessere kommunale Gesundheitsversorgung sucht man darin vergeblich. Sie kritisiert die aktuelle Entwicklung stark und betont die Notwendigkeit, sektorale Regelungen und zentralistische Vorgaben zu überwinden. Das Ziel müsse es sein, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die dezentrale und flexible Lösungen vor Ort ermöglichen und somit eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.
Das Positionspapier schlägt als Lösung die Schaffung eines neuen Vertragsrahmens für eine “regionale sektorenunabhängige Versorgung” (RegioSV) vor. Dieser soll den regionalen Akteuren – von Krankenhäusern bis zu Pflegeeinrichtungen – genügend Handlungsspielräume bieten, um schnell und effektiv auf Veränderungen reagieren zu können. Ein flexibler Rechtsrahmen könnte bedeuten, dass alle wichtigen regionalen Akteure zu Vertragspartnern werden und somit eine Marktabdeckung von 70 Prozent erreichen, wodurch diese Versorgungsverträge Teil der Regelversorgung werden könnten.
Dr. Sabine Richard, Geschäftsführerin Versorgung im AOK-Bundesverband, sieht in diesem Konzept ein großes Potential für viele Anwendungsszenarien. So könnten beispielsweise bisher stationär genutzte Ressourcen für ambulante Versorgungskonzepte geöffnet werden, um das medizinische Personal in den Regionen zu halten und das ambulante Angebot zu ergänzen. Zudem sollen die Verträge Freiräume schaffen, die denen der Besonderen Versorgung nach Paragraf 140a SGB V gleichkommen, wodurch direkte Verträge zur Etablierung von Gesundheitsregionen mit allen wesentlichen Akteuren möglich wären.
Das AOK-RegioSV-Konzept soll nicht nur an bestehende Versorgungsstrukturen anschlussfähig sein, sondern auch neue Versorgungselemente wie interprofessionelle Primärversorgungszentren unterstützen und die regionale Versorgung insgesamt verbessern. Damit positioniert sich der AOK-Bundesverband deutlich gegen den Trend der Überregulierung und für mehr lokale Gestaltungsfreiheit im Gesundheitswesen.
Diese Initiative des AOK-Bundesverbandes kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, an dem der Bedarf an flexiblen und effizienten Gesundheitsversorgungslösungen höher denn je ist. Sie könnte einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland zu verbessern und gleichzeitig den Weg für innovative Versorgungsmodelle zu ebnen.
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AOK präsentiert Konzept zur sektorenunabhängigen Gesundheitsversorgung
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