Bremen (VBR). Blindgänger und Minen: Das harte Leben in einem zerbombten Dorf in der Ukraine
Das Bauerndorf Velyka Komyshuvakha im Osten der Ukraine wurde von April bis September 2022 von russischen Truppen besetzt und zu 90% zerstört. Doch trotz der Zerstörung sind 95 der 521 Dorfbewohner in ihre Heimat zurückgekehrt, um ihre Häuser wieder aufzubauen und ein neues Leben zu beginnen. Ein Unterfangen, das nicht nur schwierig und langwierig, sondern auch äußerst gefährlich ist.
Inna, eine Bewohnerin des Dorfes, erzählt, dass sie früher eine Bäuerin war und dass nun alle ihre Felder mit Minen verseucht sind. “Früher hatten wir alles: Kühe, Schweine, Geflügel. Jetzt haben wir nichts mehr. Die Skelette meiner Kühe liegen noch in der Nähe herum”, berichtet sie. Heute arbeitet sie vor allem für den Dorfrat und hilft dabei, die Trümmer zu beseitigen. Die Schule und das Dorfzentrum sind komplett zerstört und alle Saatgut-Lager sind eingestürzt.
Das Gebiet ist stark mit Blindgängern kontaminiert und extrem gefährlich, erklärt Viktoria Vdovichuk von der Hilfsorganisation Handicap International (HI). “Alle im Krieg verwendeten explosiven Waffen liegen hier herum: Minen, Stolperdrähte, Antipersonen-Minen, Antifahrzeug-Minen, aber auch Streubomben und Artilleriegranaten aller Kaliber”, zählt sie auf. Dennoch sind die Dorfbewohner zurückgekehrt und leben heute dort, was ihr Leben jeden Tag in große Gefahr bringt.
Um die Menschen über die verschiedenen Arten von Sprengkörpern aufzuklären und ihnen zu zeigen, wie sie sich in Sicherheit bringen können, führt Handicap International Aufklärungsveranstaltungen durch. Die Teams helfen den Bewohnern dabei, die Gefahren zu erkennen und erklären, welche Verletzungen entstehen können. “Sie dürfen sie niemals berühren, geschweige denn darauf treten”, warnt Vdovichuk. “Das ist natürlich sehr sehr gefährlich!”
Selbst Kinder sind gezwungen, mit der permanenten Bedrohung durch Minen und Blindgänger zu leben. Der 11-jährige Nazar erzählt, dass er bereits explosive Überreste gefunden hat und sogar beobachten musste, wie sie explodierten. Er weiß nun, dass er sich sofort entfernen und den Rettungsdienst rufen muss, wenn er etwas Verdächtiges auf der Straße sieht. Doch nicht alle haben so viel Glück wie er. Inna berichtet von einem Jungen, der während der Feldarbeit von einer Mine schwer verletzt wurde.
Die Wiederaufbauarbeiten gestalten sich auch deshalb sehr schwierig, weil die ländlichen Gebiete in der Ukraine von der Außenwelt abgeschnitten sind. Jeder Einkauf oder Arztbesuch erfordert eine Reise von mindestens 25 Kilometern. Geschäfte und Cafés gibt es oft nicht mehr, und selbst wenn Ärzte zu Besuch kommen, ist das Glückssache. Die massive Verwendung von Explosivwaffen hat tiefe Gräben in die Landschaft gerissen und erschwert den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen.
Trotz all dieser Herausforderungen geben die Menschen in Velyka Komyshuvakha nicht auf. Sie sind dankbar, dass sie Baumaterial erhalten haben, um ihre Häuser wieder aufzubauen. Doch die Angst vor Minen und Blindgängern wird sie noch lange begleiten.
Handicap International unterstützt die Menschen in der Ukraine, versorgt Schwerstverletzte, kümmert sich um Menschen mit Behinderung und klärt über die Gefahren von Blindgängern auf. Das Team hat bereits über 60.000 Menschen sensibilisiert und 2.200 humanitäre Hilfskräfte ausgebildet.
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Ukraine: Wir leben zwischen Blindgängern und Landminen!
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