Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßt die nach Medienberichten geplante Initiative von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, Kinder und Schwangere besser vor den Gefahren des Passivrauchens in Autos zu schützen.
Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, da sie eine höhere Atemfrequenz aufweisen und sich ihre Lungen noch bis zum 20. Lebensjahr entwickeln. Gerade in geschlossenen Räumen wie Autos sind Minderjährige und auch ungeborene Kinder dem Passivrauchen verstärkt ausgesetzt. Die Passivrauchbelastung für Minderjährige in Fahrzeugkabinen ist besonders hoch: Bereits das Rauchen einer einzigen Zigarette verursacht innerhalb weniger Minuten eine Konzentration von Tabakrauch, die um ein Vielfaches höher ist als in einer stark verrauchten Gaststätte.
Schätzungen zufolge sind rund eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland Tabakrauch im Auto ausgesetzt. Eine Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages von Oktober 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass ein Rauchverbot in Fahrzeugen mit dem Grundgesetz vereinbar ist.
“Appelle reichen nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes allein nicht aus. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss hier endlich gesetzlich abgesichert werden. In vielen europäischen Ländern, beispielsweise in Frankreich, Finnland, Großbritannien, Italien und Österreich, ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakrauch in Fahrzeugen bereits gesetzlich geregelt. Studien in Kanada, wo es in weiten Teilen des Landes bereits seit längerer Zeit ein entsprechendes gesetzliches Rauchverbot gibt, haben gezeigt, dass das Rauchen in Autos in Anwesenheit von Kindern dadurch deutlich abgenommen hat. Diesen Beispielen sollten wir umgehend folgen. Kinder haben nach der UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf ein erreichbares Höchstmaß an Gesundheit”, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Passivrauchen gefährdet massiv die Gesundheit. In Tabakrauch sind rund 250 giftige und rund 90 krebserregende Substanzen enthalten. Bei Kindern werden eine ganze Reihe von gesundheitlichen Folgen beobachtet, darunter die Schädigung der sich entwickelnden Lunge, Atemwegsbeschwerden und -erkrankungen sowie eine beeinträchtigte Lungenfunktion. Rauchen in der Schwangerschaft führt zudem häufiger zu Komplikationen wie Fehl-, Früh- und Totgeburten, einer Gewichtsverringerung und Verkleinerung des Körpers und Kopfes der Neugeborenen und ist ein Risikofaktor für plötzlichen Kindstod bei Säuglingen. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern sowie Übergewicht im Erwachsenenalter.
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert daher, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Passivrauchen in Autos gesetzlich zu verankern. Andere europäische Länder haben bereits entsprechende Gesetze erlassen, die zu einem Rückgang des Rauchens in Anwesenheit von Kindern geführt haben.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk