– Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke lehnt Zuckersteuer in Schleswig-Holstein ab
– Lenkungssteuern auf Lebensmittel sind laut wafg wissenschaftlich nicht wirksam belegt
– Freiwillige Zuckerreduktion der Wirtschaft in Deutschland zeigt bereits Fortschritte
Zuckersteuer in Schleswig-Holstein: Wirtschaftsvereinigung warnt vor Lenkungsabgabe
Anlässlich der aktuellen Diskussionen über eine mögliche "Zuckersteuer" positioniert sich die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) deutlich gegen solche Lenkungsinstrumente. Die Vereinigung hält Steuern auf einzelne Lebensmittel oder Nährstoffe für ungeeignet, um Gesundheitsziele zu erreichen.
In einer Stellungnahme bringt wafg-Hauptgeschäftsführer Detlef Groß fundamentale Bedenken vor:
„Dass Steuern auf einzelne Lebensmittel oder Nährstoffe zu einer besseren Gesundheit führen, ist nicht nachgewiesen. Der Blick in andere Länder zeigt vielmehr, dass solche Regulierungen nicht zu einer belegbaren Verbesserung des Gesundheitsstatus führen. Dies verwundert auch nicht, da Übergewicht von vielfältigen Faktoren beeinflusst wird.“
Groß kritisiert zudem die sozialen Auswirkungen einer solchen Steuer: „Solche Lenkungssteuern verteuern den Konsum und treffen alle Verbraucherinnen und Verbraucher. Dabei liegt auf der Hand, dass vor allem Haushalte mit geringem Einkommen betroffen sind. Es ist insofern erstaunlich, wenn Verbraucherschützer, wie die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, solche Maßnahmen begrüßen.“
Abschließend stellt der Hauptgeschäftsführer klar: „Die von manchen offenbar gewünschte staatliche Steuerung von Rezepturen – auch über diskriminierende Lenkungssteuern – ist ein Irrweg.“
Politische Debatte um Zuckersteuer in Schleswig-Holstein
Landtagsdebatte im Oktober 2025
Die politischen Positionen zeigen deutliche Unterschiede in der Herangehensweise. Während CDU und Grüne sich für eine nationale Zuckersteuer speziell auf Softdrinks aussprechen, favorisiert die SPD eine allgemeine Herstellerabgabe auf stark gezuckerte Lebensmittel (Stand: Oktober 2025, Quelle: Landtag Schleswig-Holstein). Diese Differenzen prägen die aktuelle parlamentarische Auseinandersetzung.
Parteipositionen im Kurzüberblick
- CDU: Befürwortet eine nationale Zuckersteuer auf Softdrinks (Quelle: Landtag Schleswig-Holstein)
- Grüne: Unterstützt eine bundesweite Zuckersteuer für zuckerhaltige Getränke (Quelle: Landtag Schleswig-Holstein)
- SPD: Bevorzugt eine allgemeine Herstellerabgabe auf stark gezuckerte Lebensmittel (Quelle: Landtag Schleswig-Holstein)
Die Debatte verdeutlicht, wie unterschiedlich die Lösungsansätze für das gleiche Problem ausfallen können. Während einige Parteien auf gezielte Steuern setzen, bevorzugen andere allgemeinere Abgabemodelle.
Internationale Evidenz: Erfahrungen aus Großbritannien
Die britische Soft Drinks Industry Levy (SDIL) gilt seit ihrer Einführung 2018 als Referenzmodell in der Debatte um zuckerreduzierende Maßnahmen. Diese Entwicklung wird in der aktuellen Diskussion um eine mögliche Zuckersteuer in Schleswig-Holstein kontrovers interpretiert.
Wirkung der Soft Drinks Industry Levy
Die britische Abgabe zielt darauf ab, Hersteller zur Rezepturänderung zu bewegen: Getränke mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter unterliegen einer Strafsteuer, während zuckerärmere Alternativen steuerfrei bleiben. Die Monitoring-Berichte dokumentieren Erfolge in der Reformulierung vieler Produkte, um die Steuer zu umgehen.
Diese Entwicklung lässt sich anhand folgender Meilensteine nachvollziehen:
| Jahr | Maßnahme/Ereignis | Beobachteter Effekt | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 2018 | Einführung SDIL | Senkung Zuckergehalt & Reduktion Zuckerkonsum Minderjähriger | Quelle: food-monitor |
Übertragbarkeit auf Deutschland
Die Frage, ob das britische Modell auf Deutschland übertragbar ist, wird unterschiedlich beantwortet. Befürworter verweisen auf die dokumentierten Reduktionseffekte. Kritiker wie die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) bezweifeln dagegen die Aussagekraft der britischen Erfahrungen für Deutschland.
„Aus Sicht der wafg ist Großbritannien insofern kein Vorbild für politisch tatsächlich wirksame Ansätze. Denn die Studien- und Datenlage zur Entwicklung des Gesundheitsstatus der Bevölkerung zeigt nicht, dass die dortige Vorgehensweise die Wirksamkeit der Sondersteuer belegt“, erklärt wafg-Hauptgeschäftsführer Detlef Groß.
Mehrere Faktoren erschweren einen direkten Vergleich: Das deutsche Getränkeangebot unterscheidet sich im Detail vom britischen Markt. Zudem verweist die Branche auf bereits erreichte Fortschritte durch freiwillige Reduktionsvereinbarungen. Das Produktmonitoring des Max Rubner-Instituts habe bestätigt, „dass die mit der Wirtschaft vereinbarte Zuckerreduktion in Deutschland deutlich vorangekommen ist“.
Ob die britischen Erfahrungen tatsächlich als Blaupause für Schleswig-Holstein dienen können, hängt somit maßgeblich davon ab, welche Zielsetzung im Vordergrund steht: die Senkung des Zuckergehalts in Produkten oder die nachweisliche Verbesserung des Gesundheitsstatus der Bevölkerung.
Ausblick & Relevanz für Verbraucher
Die parlamentarische Debatte über eine mögliche Zuckersteuer in Schleswig-Holstein befindet sich im Landtag – ein Verfahren, das Verbraucherinnen und Verbraucher direkt betreffen könnte. Die weiteren Schritte sehen vertiefte Fachausschuss-Beratungen und möglicherweise Anhörungen von Sachverständigen vor. Parallel beobachten Politik und Interessenvertreter, ob sich aus der Landesinitiative Impulse für eine bundesweite Diskussion ergeben.
Was als Nächstes passiert
Die politische Entscheidungsfindung wird maßgeblich durch den schleswig-holsteinischen Landtag geprägt. Fachministerien auf Landes- und Bundesebene sowie wissenschaftliche Einrichtungen wie das Max Rubner-Institut liefern dabei die fachlichen Grundlagen. Verbraucherverbände und Wirtschaftsvertreter bringen ihre Positionen in den Prozess ein.
Fragen für Verbraucher
Aus Verbraucherperspektive bleiben mehrere Aspekte beobachtenswert: die tatsächliche Wirksamkeit solcher Steuern auf das Ernährungsverhalten, die sozialen Auswirkungen auf unterschiedliche Einkommensgruppen und die Entwicklung des Produktangebots. Journalisten und interessierte Bürger sollten zudem verfolgen, wie sich die Diskussion zwischen freiwilligen Reduktionsvereinbarungen mit der Wirtschaft und regulatorischen Maßnahmen weiterentwickelt.
Die folgenden Informationen und Aussagen beruhen auf einer Pressemitteilung der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V. (wafg).
Weiterführende Quellen:
- „Der Schleswig-Holsteinische Landtag diskutiert im Oktober 2025 über eine mögliche Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Lebensmittel und eine bundesweite Einführung der Zuckersteuer.“ – Quelle: https://www.food-monitor.de/
- „In Schleswig-Holstein sprechen sich CDU und Grüne im Oktober 2025 für eine nationale Zuckersteuer auf Softdrinks aus, während die SPD eine allgemeine Herstellerabgabe auf stark gezuckerte Lebensmittel bevorzugt.“ – Quelle: https://www.landtag.ltsh.de/
- „Seit 2018 zeigt die britische Soft Drinks Industry Levy eine Senkung des Zuckergehalts in Softdrinks und eine deutliche Reduktion des täglichen Zuckerkonsums bei Minderjährigen.“ – Quelle: https://www.food-monitor.de/


9 Antworten
„Die sozialen Auswirkungen einer Steuer sind wichtig“, sagt wafg. Aber was könnten alternative Lösungen sein? Ich denke auch an Bildung und Aufklärung über Ernährung! Es gibt so viele Ansätze!
„Übergewicht wird von vielen Faktoren beeinflusst“, sagt wafg. Aber könnte eine Zuckersteuer nicht helfen, einen Teil des Problems anzugehen? Es wäre doch wichtig herauszufinden, wie man am besten vorgehen kann.
Ich bin mir nicht sicher, ob eine Steuer der richtige Weg ist. Die Argumente der wafg sind nachvollziehbar, aber was ist mit den Erfahrungen aus Großbritannien? Könnte das nicht ein Modell für Deutschland sein?
Das denke ich auch! Man sollte sich vielleicht mal die Berichte aus England genauer anschauen. Wenn da tatsächlich Erfolge dokumentiert werden konnten, sollten wir das ernst nehmen.
„Freiwillige Reduktionsvereinbarungen“ klingen gut, aber warum klappt das nicht immer? Vielleicht brauchen wir wirklich mehr Druck von außen?
Die Diskussion um die Zuckersteuer ist sehr kompliziert. Ich frage mich, ob wirklich alle Haushalte betroffen wären oder ob es auch positive Effekte geben könnte? Vielleicht könnte eine Steuer auch Anreize für gesündere Produkte schaffen.
Ich finde es interessant, wie die wafg gegen die Zuckersteuer argumentiert. Aber sind sie sich wirklich sicher, dass Steuern nicht helfen? Vielleicht gibt es ja doch Länder, wo das funktioniert hat? Es wäre spannend zu sehen, wie andere Länder damit umgegangen sind.
Ja, das stimmt! Ich habe gehört, dass in einigen Ländern die Zuckersteuer wirklich zu einer Reduktion des Zuckerkonsums geführt hat. Warum schauen wir nicht genauer hin und lernen daraus?
Es ist auch wichtig zu bedenken, dass nicht nur Steuern helfen können. Vielleicht sollten wir mehr über Aufklärung und gesunde Ernährung sprechen!