Bremen (VBR).
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat ihr Jahrbuch veröffentlicht, das eine umfassende Übersicht zur vertragszahnärztlichen Versorgung bietet. Diese Datensammlung ist entscheidend, um fundierte Entscheidungen in der Zahnmedizin zu treffen und Forderungen gegenüber Politik und Krankenkassen sachlich zu untermauern. Die präventive Ausrichtung der Zahnmedizin zeigt sich weiterhin als Erfolgskonzept: Der Anteil der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für zahnärztliche Leistungen fiel von 6,9 Prozent im Jahr 2013 auf nur noch 6,1 Prozent im Jahr 2023.
Diese positive Entwicklung wird jedoch durch gesundheitspolitische Fehlentscheidungen getrübt. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz führte beispielsweise zu einem dramatischen Rückgang der Neubehandlungen bei Parodontitis – ein Minus von 21,9 Prozent seit seinem Inkrafttreten. Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssen politische Rahmenbedingungen angepasst werden. Eine Zahnarztpraxis kann nur erfolgreich arbeiten, wenn Bürokratie nicht wertvolle Zeit von der Patientenversorgung abzieht. Laut KZBV verbringen Praxisinhaber durchschnittlich 11,7 Stunden wöchentlich mit Verwaltungsarbeiten, was den Fachkräftemangel weiter verschärft.
Trotz dieser Herausforderungen erreicht die Versorgung vulnerabler Gruppen neue Höchststände. Im Jahr 2023 gab es 1,04 Millionen Besuche bei pflegebedürftigen Menschen und Menschen mit Behinderung, wobei der Großteil auf die Betreuung in Pflegeeinrichtungen entfiel. Solche Einsätze verdeutlichen das Engagement der Zahnärzte trotz erschwerter Bedingungen.
Das Jahrbuch merkt auch an, dass zwar die Gesamtzahl der Vertragszahnärzte gestiegen ist, doch die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte insbesondere in den neuen Bundesländern rückläufig ist. Daher fordert die KZBV Maßnahmen zur Sicherung zukunftsfester Strukturen in der vertragszahnärztlichen Versorgung. Nur durch gezielte Anstrengungen kann der Nachwuchs motiviert werden, sich in der Praxis niederzulassen und so die zahnärztliche Versorgung langfristig zu sichern.
Interessierte können das Jahrbuch als PDF von der Webseite der KZBV herunterladen oder ein Print-Exemplar für zehn Euro bestellen. Es enthält wichtige Erkenntnisse aus Bereichen wie der gesetzlichen Krankenversicherung, der zahnärztlichen Versorgung und Praxisentwicklung. Vanessa Hönighaus und Christian Albaum stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und bieten weitere Informationen an.
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Valide Daten für eine bessere Patientenversorgung / Aktuelles Jahrbuch der …
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Zahnmedizinische Versorgung im Wandel: Herausforderungen und Perspektiven
Der stetige Wandel im Gesundheitssystem stellt die vertragszahnärztliche Versorgung in Deutschland vor wachsende Herausforderungen, ist dabei aber auch Motor für Innovationen und Anpassungsprozesse. Die aktuelle Diskussion über Gesundheitsreformen lenkt den Blick auf die finanzielle Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die durch gesetzgeberische Maßnahmen wie das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz zunehmend unter Druck gerät. Diese Entwicklung rückt nicht nur die Bedeutung einer zukunftsfähigen Zahnmedizin in den Fokus, sondern zeigt auch dringenden Handlungsbedarf auf, um die Praxistauglichkeit neuer Regelungen zu gewährleisten.
Besonders alarmierend sind die Auswirkungen restriktiver Budgetierungen auf die Behandlung der Volkskrankheit Parodontitis, die als ernstes Gesundheitsproblem in der Bevölkerung weit verbreitet ist. Der beachtliche Rückgang der Neubehandlungen um 21,9 Prozent innerhalb eines Jahres signalisiert eine gefährliche Tendenz, die langfristig zu gravierenden Gesundheitsschäden führen könnte. Diese Entwicklungen mahnen Politik und Krankenkassen, proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um die Balance zwischen wirtschaftlicher Effizienz und einer patientenorientierten Versorgung zu sichern.
Neben finanziellen Aspekten spielen auch bürokratische Hürden eine entscheidende Rolle, die wertvolle medizinische Ressourcen binden. Die Mehrbelastung durch Büroarbeit reduziert die effektive Patientenbehandlungszeit in Zahnarztpraxen deutlich und erschwert dadurch die Erfüllung des Versorgungsauftrags. Dies belastet nicht nur Zahnärzte und deren Personal, sondern wirkt sich auch auf den ohnehin angespannten Arbeitsmarkt aus, da es qualifiziertes Fachpersonal von einer Tätigkeit im Gesundheitssektor abschreckt. Angesichts des bestehenden Fachkräftemangels muss der Abbau unnötiger bürokratischer Anforderungen höchste Priorität erhalten, um die Attraktivität des Berufsstands und die Qualität der Patientenversorgung zu stärken.
Erfreuliche Entwicklungen zeigen sich hingegen im Bereich der Versorgung vulnerabler Gruppen, wo zahnärztliche Leistungen trotz schwieriger Bedingungen neue Höchststände erreichen konnten. Der Anstieg der Kooperationsverträge mit Pflegeeinrichtungen verdeutlicht die kontinuierlich steigende Verantwortung der Zahnärzte gegenüber besonders schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, ist eine gezielte Förderung und Unterstützung dieser Initiativen durch die Selbstverwaltung und die Politik essenziell.
Insgesamt bewegt sich die zahnärztliche Versorgung in einem dynamischen Spannungsfeld zwischen politischen Entscheidungen, betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Anspruch, qualitativ hochwertige Gesundheitsleistungen zu erbringen. Die künftige Herausforderung besteht darin, ein ausgewogenes System zu etablieren, das sowohl die wirtschaftlichen als auch die gesundheitlichen Bedürfnisse berücksichtigt. Zielgerichtete Reformen, ein Augenmerk auf Prävention und der Abbau bürokratischer Hürden sind hierbei Schlüsselstrategien, um die zahnmedizinische Versorgung langfristig sicherzustellen und innovative Lösungen weiter zu fördern.
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