KZBV warnt: Zahnärztliche Versorgung in Gefahr – Kurswechsel in der Gesundheitspolitik und Digitalisierung dringend nötig

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung fordert von der Bundesregierung einen grundlegenden Kurswechsel, um eine wohnortnahe und flächendeckende zahnärztliche Versorgung auch in ländlichen Regionen zu sichern. Dabei stehen die Stärkung der Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung der Zahnärzte sowie der Abbau bürokratischer Hürden und der Aufbau einer stabilen Telematikinfrastruktur im Mittelpunkt. Zugleich warnt die KZBV vor den Plänen des Gesundheitsministers, die in eine zentralistisch gesteuerte „Staatsmedizin“ münden könnten, und drängt auf praxisnahe Digitalisierungsstandards.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– KZBV fordert radikale Gesundheitspolitikänderung für wohnortnahe, flächendeckende zahnärztliche Versorgung.
– Zentralistisch diktierte Staatsmedizin-Pläne gefährden bewährte Selbstverwaltung und Patientenversorgung.
– Kritik an ineffizienter Digitalisierungsstrategie und hoher Bürokratie – junge Zahnärzte eröffnen selten Praxen.

KZBV fordert radikalen Wandel für bessere zahnärztliche Versorgung

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) richtet einen dringenden Appell an die Bundesregierung: Es bedarf eines radikalen Wandels in der Gesundheitspolitik, um die derzeitigen schwerwiegenden Missstände in der zahnärztlichen Versorgung zu beheben. Die jüngste Vertreterversammlung in Frankfurt hat klar gemacht, dass es jetzt darum geht, die Grundlage für eine wohnortnahe und flächendeckende Versorgung zu schaffen – vor allem durch die gezielte Förderung der Selbstverwaltung und der Niederlassung freiberuflicher Zahnärzte. Nur so lasse sich die medizinische Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Regionen sichern.

Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, warnt eindringlich vor den Plänen des Gesundheitsministers, die bestehende Struktur durch eine zentralistisch gesteuerte Staatsmedizin zu ersetzen: „Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz bietet der Ampel die wahrscheinlich letzte Chance, noch in der laufenden Legislaturperiode das Ruder in Richtung einer präventionsorientierten zahnmedizinischen Versorgung herumzureißen. Hält Minister Lauterbach aber an seinen radikalen Vorhaben fest, unsere bewährten Strukturen in Richtung einer am Reißbrett geplanten zentralistisch diktierten Staatsmedizin reformieren zu wollen, gefährdet dies die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten.“

Neben der politischen Ausrichtung kritisiert die KZBV auch die zunehmende Bürokratie und die unzureichende Digitalisierungsstrategie. Diese Hindernisse erschweren es vielen jungen Zahnärzten, eine eigene Praxis zu eröffnen. Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes, bringt es auf den Punkt: „Während der Gesundheitsminister auf Künstliche Intelligenz in allen Bereichen setzt, knirscht es in der Telematikinfrastruktur.“ Tatsächlich gab es in diesem Jahr bereits über 30 Störungen, die teilweise tagelang die Praxisabläufe beeinträchtigten. Die KZBV fordert deshalb dringenden Handlungsbedarf für eine stabile Telematikinfrastruktur und praxisnahe Anwendungen sowie mehr Einfluss für die Selbstverwaltung.

Auch bei technischen Standards für den interdisziplinären Austausch von (zahn-)medizinischen Daten sowie zur Unterstützung der elektronischen Patientenakte verlangt die Vertreterversammlung eine pragmatische Vorgehensweise der Politik. Dr. Ute Maier, ebenfalls stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes, kritisiert das neue Zertifizierungsverfahren für Praxisverwaltungssysteme (PVS): „Grundsätzlich unterstützen wir eine stärkere Interoperabilität im Gesundheitswesen. Das mit dem Digitalgesetz neu aufgesetzte Zertifizierungsverfahren für PVS-Hersteller muss sich aber erst noch beweisen. Drohungen mit Abrechnungsverboten bei Nichtbestehen dieser Verfahren sind das falsche Signal und gehen an der Realität vorbei.“

Die Mitglieder der Vertreterversammlung haben sich über zwei Tage intensiv mit diesen standespolitischen Fragen auseinandergesetzt. Die gefassten zukunftsweisenden Beschlüsse sowie die Wortbeiträge der Vorstandsmitglieder werden in Kürze auf der Website der KZBV veröffentlicht.

Zukunft der Zahnmedizin: Gesellschaftlicher Druck und politische Perspektiven

Die Zahnmedizin steht vor einer vielschichtigen Herausforderung, die weit über einzelne Praxen hinausreicht. Im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, politischen Weichenstellungen und technologischen Neuerungen zeigt sich zunehmend eine Kluft zwischen der politischen Agenda und der tatsächlichen Versorgungssituation vor Ort. Versorgungsengpässe und das Stadt-Land-Gefälle sind dabei zentrale Probleme, die viele Menschen direkt betreffen: Während in urbanen Zentren häufig ein Überangebot an Zahnärztinnen und Zahnärzten besteht, droht in ländlichen Regionen eine Unterversorgung, die langfristig die gesundheitliche Chancengleichheit beeinträchtigt.

Die Rolle der Selbstverwaltung wird in diesem Kontext oft unterschätzt. Sie bildet das Bindeglied zwischen den Versorgungsstrukturen und der Politik und hat damit eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Reformvorhaben, die sich auf das gesamte Gesundheitssystem auswirken. Ein zu starker, zentralistischer Eingriff wird von vielen Akteurinnen und Akteuren kritisch gesehen, da er bestehende regionale Besonderheiten und die vielfältige Praxisrealität nicht ausreichend berücksichtigen kann.

Die Digitalisierung wird als Chance und Risiko zugleich wahrgenommen. Für Patientinnen und Patienten kann sie den Zugang zu Informationen und Leistungen erleichtern, doch gleichzeitig gibt es erhebliche Bedenken bezüglich ihrer praktischen Umsetzung und der damit verbundenen Veränderungen im zahnärztlichen Alltag. Die Digitalisierung darf nicht zum Selbstzweck werden, sondern muss stets dem Ziel dienen, die Patientenversorgung sicher und nachhaltig zu verbessern.

Wachsende Kluft zwischen Politik und Praxis

Politische Kurswechsel können erheblichen Einfluss auf die Versorgungssituation und die Arbeitsbedingungen von Zahnärztinnen und Zahnärzten haben. Reformen, die ohne umfassende Einbindung der selbstverwalteten Strukturen beschlossen werden, können zu Unsicherheiten in der Praxisführung führen und den Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung weiter erschweren. Die Diskrepanz zwischen politischen Zielsetzungen und der tatsächlichen Umsetzung vor Ort schafft zusätzlichen Druck auf ein ohnehin angespanntes System.

Risiken der Digitalisierung und ihre Folgen

Die Digitalisierung verspricht Effizienzsteigerungen und eine bessere Vernetzung der Versorgung. Dennoch fehlt es vielfach an praktikablen Lösungen, die den Alltag in den Praxen vereinfachen, statt ihn zu verkomplizieren. Patientinnen und Patienten stehen einer digitalen Transformation oft ambivalent gegenüber: Die Hoffnung auf eine schnellere und patientenorientierte Behandlung trifft auf Sorgen um Datenschutz und Verlässlichkeit digitaler Anwendungen.

Zentrale Herausforderungen und mögliche Zukunftsszenarien auf einen Blick:

  • Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen verschärfen das Stadt-Land-Gefälle
  • Politische Reformen bergen das Risiko, bestehende Praxisstrukturen zu destabilisieren
  • Selbstverwaltung bleibt ein unverzichtbarer Partner für eine realistische und nachhaltige Reformgestaltung
  • Digitalisierung ist Chance und Herausforderung zugleich, mit direkten Auswirkungen auf Patientenkomfort und Praxisorganisation

Bewegungen in der Gesundheitspolitik in den kommenden Monaten werden entscheidend zeigen, wie diese Herausforderungen adressiert werden können und ob eine Balance zwischen notwendigen Reformen, gesellschaftlichen Forderungen und realistischer Praxisumsetzung möglich ist.

Original-Content von: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), übermittelt durch news aktuell


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Vertragszahnärzteschaft fordert Kurswechsel in der Gesundheitspolitik / Staatsmedizin …

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