Zu viel Bürokratie, zu wenig Zeit für Patienten
Die Organisation “Wir versorgen Deutschland” (WvD) setzt sich für eine Entbürokratisierung der medizinischen Hilfsmittelversorgung ein. Laut einer Branchenumfrage von WvD aus dem Jahr 2022 geben fast zwei Drittel der befragten Sanitätshäuser an, mehr als 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Aufgaben und Dokumentationspflichten aufzuwenden. Dabei leiden vor allem die Patientinnen und Patienten, denen weniger Zeit zur Verfügung steht.
Konkrete Vorschläge für eine schnelle Entlastung
Im März 2023 hat WvD das Positionspapier “Versorgung sichern” vorgelegt, das konkrete Vorschläge für eine Reform der Hilfsmittelversorgung enthält. Dazu gehört auch eine deutliche Reduzierung der Bürokratielasten. Das geplante Bürokratieentlastungsgesetz der Bundesregierung bietet aus Sicht von WvD eine Chance, die Hilfsmittelversorgung zu entbürokratisieren und damit Zeit und Ressourcen für die Versorgung und Betreuung der Patientinnen und Patienten freizusetzen.
Die Forderungen von “Wir versorgen Deutschland”
WvD fordert folgende Maßnahmen zur Entbürokratisierung der Hilfsmittelversorgung:
- Einführung von Leitverträgen: Aktuell existieren über 1.000 verschiedene Verträge im Hilfsmittelbereich. Durch Leitverträge zwischen den maßgeblichen Spitzenorganisationen der Leistungserbringer und den Kostenträgern könnten Bürokratiekosten reduziert und die Transparenz erhöht werden.
- Vereinheitlichung der Mehrwertsteuersätze auf Hilfsmittel: Die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für technisch vergleichbare Hilfsmittel führen zu Abrechnungsproblemen und hohem bürokratischem Aufwand. Einheitliche Steuersätze könnten diesen Aufwand beseitigen und finanzielle Entlastung für Krankenkassen sowie Patientinnen und Patienten schaffen.
- Konsequente Digitalisierung der Hilfsmittelversorgung: Die Digitalisierung im Hilfsmittelbereich muss vorangetrieben werden, um Bürokratiekosten zu senken. Dazu gehört auch eine umfassende Einbeziehung der Hilfsmittel-Leistungserbringer in die gematik-Struktur und gesetzlich verankerte Lese- und Schreibzugriffe auf die elektronische Patientenakte.
- Überarbeitung der Dokumentationspflichten: Die ausufernden Dokumentationspflichten sind einer der größten Bürokratietreiber im Hilfsmittelbereich. Eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Vorgaben sowie eine konsequente Digitalisierung der Verfahren sind notwendig, um effektives und transparentes Controlling der Versorgung zu ermöglichen.
Zeit für echte Entlastung und mehr Transparenz
Deutschland kann es sich angesichts steigender Versorgungskosten und des Fachkräftemangels nicht leisten, die Ressourcen in der Hilfsmittelversorgung durch unnötige Bürokratielasten zu verschwenden. Es braucht endlich echte Entlastung und mehr Transparenz, um eine qualitätsgesicherte, wohnortnahe und individuelle Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln sicherzustellen.
Über “Wir versorgen Deutschland” (WvD)
Das Bündnis “Wir versorgen Deutschland” setzt sich für eine qualitätsgesicherte, wohnortnahe und individuelle Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln ein. Die Mitglieder zählen zu den maßgeblichen Spitzenverbänden und Zusammenschlüssen von Leistungserbringern. Zum Bündnis gehören der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik, die EGROH-Service GmbH, die ORTHEG eG, die Reha-Service-Ring GmbH, die rehaVital Gesundheitsservice GmbH, die Sanitätshaus Aktuell AG sowie der Verband Versorgungsqualität Homecare e.V. (VVHC).
Die Umsetzung der Forderungen von “Wir versorgen Deutschland” würde nicht nur die Arbeit der Sanitätshäuser erleichtern, sondern auch die Patientenversorgung verbessern. In Zeiten, in denen knapp 25 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland auf medizinische Hilfsmittel angewiesen sind, ist es umso wichtiger, die Hilfsmittelversorgung effizienter und patientenorientierter zu gestalten. Eine Entbürokratisierung und Digitalisierung dieses Bereichs stellt einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar.