Pflegende Angehörige: Belastung, Work-Life-Balance und drohende Altersarmut – Neue Zahlen und Lösungen für die Pflege zuhause

Der aktuelle WIdOmonitor zeigt, dass pflegende Angehörige trotz ihres Anspruchs kaum von Freistellungsregelungen Gebrauch machen und im Schnitt 49 Wochenstunden Pflege leisten. Fast jede vierte Pflegeperson – überwiegend Frauen – muss deshalb ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben und gerät so in die Gefahr von Altersarmut. Um die Betroffenen zu entlasten und den bereits angespannten Arbeitsmarkt zu stabilisieren, sind dringend niedrigschwellige, innovative Unterstützungsangebote notwendig.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– WIdOmonitor Mai 2024: nur 3 % nutzen sechmonatige Pflege-Freistellung trotz Kenntnis
– Pflegende Angehörige leisten im Schnitt 49 Wochenstunden, fast 25 % reduzieren Erwerbstätigkeit
– Dringender Ausbau von Hauspflegegemeinschaften, Nachbarschaftshilfe und Beratungsangeboten gefordert

Alarmierende Ergebnisse aus dem WIdOmonitor zur Lage pflegender Angehöriger

Die aktuellen Daten des WIdOmonitors zeichnen ein deutliches Bild über die Situation pflegender Angehöriger: Trotz gesetzlich verankerter Entlastungsoptionen stoßen viele von ihnen auf erhebliche Hindernisse. Besonders gravierend ist, dass nur drei Prozent der Befragten die Möglichkeit genutzt haben, sich bis zu sechs Monate von der Arbeit freistellen zu lassen – obwohl die Mehrheit ihr Anrecht darauf kennt. Wie Dr. Carola Reimann treffend formuliert, „**Wir müssen besser verstehen, welche Hürden zur Inanspruchnahme weiterhin bestehen oder ob das Angebot die tatsächlichen Bedürfnisse der Angehörigen nicht adäquat abholt.**“

Pflegende Angehörige investieren im Durchschnitt 49 Wochenstunden in die Pflege zu Hause. Dies führt nicht selten zu einschneidenden Lebensveränderungen: Fast jede vierte Person ist gezwungen, ihre Erwerbstätigkeit zu reduzieren oder ganz aufzugeben. Betroffen sind vor allem Frauen, für die sich daraus oft eine prekäre finanzielle Lage ergibt und ein erhöhtes Risiko der Altersarmut ergibt.

Die Folgen dieser Entwicklung sind vielschichtig. Neben der individuellen Belastung führen die fehlenden Kapazitäten in der Berufstätigkeit pflegender Angehöriger auch zu einer Schwächung des ohnehin angespannten Arbeitsmarktes – insbesondere in der professionellen Pflege. Die Ergebnisse mahnen deshalb eindringlich: Neue, innovative Angebote sind dringend notwendig, um eine nachhaltige Work-Life-Care-Balance zu ermöglichen. Zu denkbaren Lösungen zählen die Einführung von Hauspflegegemeinschaften, der Ausbau von Nachbarschaftshilfe und bürgerschaftlichem Engagement sowie verbesserte Beratungsangebote für Betroffene. Zentral ist zudem, bürokratische Hürden abzubauen und Entlastungsmöglichkeiten effizienter zugänglich zu machen. Nur so kann gewährleistet werden, dass diejenigen, die Unterstützung benötigen, diese auch zeitnah und gezielt erhalten.

Der jüngste WIdOmonitor basiert auf Befragungen von rund 1.000 erwachsenen Hauptpflegepersonen im forsa.omninet Online-Panel, die in ihrem häuslichen Umfeld pflegen und betreuen. Die umfassenden Ergebnisse mit anschaulichen Grafiken sind hier zugänglich: https://ots.de/jYAMue .

Häusliche Pflege – eine gesellschaftliche Herausforderung mit Blick auf die Zukunft

Die häusliche Pflege ist eine bedeutende Säule in der Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen. Dennoch offenbaren sich darin vielfältige gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Spannungsfelder, die es zu verstehen gilt. Viele Familien stehen vor der Herausforderung, Pflegeaufgaben mit den Anforderungen des Berufslebens zu vereinbaren. Die demografische Entwicklung verstärkt diesen Druck, da die Zahl älterer Menschen steigt, während potenzielle pflegende Angehörige zahlenmäßig zurückgehen. Diese Entwicklung wirkt sich nicht nur auf private Lebensentwürfe aus, sondern hat tiefgreifende Folgen für den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme.

Ein zentrales Problem besteht darin, dass vorhandene Unterstützungsangebote, etwa Pflegezeitregelungen oder flexible Betreuungsmodelle, häufig zu wenig genutzt werden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Sie reichen von fehlender Information über bürokratische Hürden bis hin zu sozialem oder wirtschaftlichem Druck, der familiäre Pflege als selbstverständlich voraussetzt. Dies führt nicht nur zu einer Überlastung der Pflegenden, sondern auch zu einer gesellschaftlichen Schieflage in der Verteilung von Pflegeaufgaben und Arbeitsmarktpotenzial.

Pflege zwischen Familie, Beruf und Demografie

Die Vereinbarkeit von Pflege und beruflicher Tätigkeit stellt viele Angehörige vor enorme Herausforderungen. Häufig müssen sie zwischen dem Wunsch, Familienmitglieder zu unterstützen, und der Notwendigkeit, finanziell eigenständig zu bleiben, abwägen. Hinzu kommt der demografische Wandel: Die Bevölkerungsstruktur verschiebt sich zugunsten einer älteren Generation, während die Zahl der Erwerbstätigen im erwerbsfähigen Alter sinkt. Dies erhöht den Druck auf die verbleibenden Pflegekräfte und bindet Arbeitskraft, die eigentlich dem Wirtschaftsleben erhalten bleiben sollte.

Zentrale Hindernisse für die Inanspruchnahme von Pflegezeit:

  • Unzureichende Information über Anspruch und Möglichkeiten der Pflegezeit
  • Angst vor beruflichen Nachteilen oder finanziellem Verlust
  • Soziale Erwartungen, dass Pflege in Familienangelegenheiten privat geregelt wird
  • Fehlende flexible Arbeitszeitmodelle, die eine Pflege parallel zum Job ermöglichen
  • Bürokratische und organisatorische Hürden bei der Beantragung von Pflegezeit

Innovative Modelle und politische Perspektiven

Angesichts dieser Herausforderungen gewinnen neue Konzepte und politische Ansätze an Bedeutung, die Pflege, Beruf und Privatleben besser integrieren wollen. Innovativ sind zum Beispiel Modelle, die auf flexible Arbeitszeiten, mobile Pflegedienste und digitale Betreuungslösungen setzen. Politisch rückt zunehmend die Gestaltung von Rahmenbedingungen in den Fokus, die sowohl pflegende Angehörige entlasten als auch finanziell absichern.

Mögliche Zukunftsmodelle für bessere Vereinbarkeit:

  • Ausbau flexibler Arbeitszeit- und Homeoffice-Regelungen für Pflegende
  • Förderung von quartiersnahen Pflegeangeboten und Nachbarschaftshilfe
  • Entwicklung von digitalen Assistenzsystemen zur Unterstützung in der Pflege
  • Verbessertes Informations- und Beratungsangebot zu Pflegezeit und Pflegemöglichkeiten
  • Einführung von Anreizen für Unternehmen, Pflegefreundlichkeit in die Unternehmenspolitik zu integrieren

Diese Ansätze eröffnen Perspektiven, um die soziale Verantwortung für Pflege in der Gesellschaft breiter zu verteilen und gleichzeitig die individuellen Belastungen der Betroffenen zu mindern. Die Verknüpfung von familiärer Fürsorge mit moderner Arbeitswelt und technologischem Fortschritt birgt die Chance, den wachsenden Pflegebedarf langfristig tragfähig zu gestalten.

Original-Content von: AOK-Bundesverband, übermittelt durch news aktuell


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Reimann: Angebot und Nachfrage zur Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf …

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