– Bundesregierung stuft kontinentale Wolfspopulation als günstig ein.
– BBV fordert Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht für Bestandsmanagement.
– Alpine Region soll ebenfalls als günstiger Lebensraum gemeldet werden.
Wolf in Deutschland: Status „günstig“ – BBV fordert Rechtssicherheit für Alpen
München, 13. Oktober 2025 – Der Bayerische Bauernverband (BBV) begrüßt die Meldung der Bundesregierung an die EU-Kommission, wonach die kontinentale Wolfspopulation in Deutschland den günstigen Erhaltungszustand erreicht hat. Diese Entscheidung schafft nach BBV-Ansicht die Grundlage für ein aktives Bestandsmanagement und unterstreicht, dass der Wolf hierzulande nicht mehr bedroht ist.
„Die Bundesregierung hat gegenüber der Europäischen Kommission den günstigen Erhaltungszustand der kontinentalen Wolfspopulation gemeldet. Damit ist klar: Der Wolf ist in Deutschland etabliert und langfristig gesichert. Für die Weidetierhalterinnen und -halter in Bayern eröffnet sich nun der dringend notwendige Spielraum für ein aktives Bestandsmanagement.“
BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler betont die wissenschaftliche Fundierung dieser Bewertung: „Die Bewertung des günstigen Erhaltungszustands erfolgte auf Grundlage des mehrheitlichen Votums der Länderarbeitsgruppe Wolf. Damit liegt eine wissenschaftlich fundierte und fachlich abgestimmte Grundlage für das weitere Wolfsmanagement vor. Sie zeigt: Der Wolf ist nicht mehr bedroht.“
Jetzt müsse der nächste Schritt folgen – die Bewertung auch der alpine Region als günstig. Köhler erklärt: „Nun muss der nächste Schritt folgen – auch die alpine Region muss als günstig gemeldet werden, denn nur so erhalten unsere Weidetierhalter in Oberbayern und Schwaben endlich die Rechtssicherheit, die sie brauchen.“ Diese Forderung stützt sich auf eine aktuelle Rechtsprechung: „Der Europäische Gerichtshof hat jüngst klargestellt, dass Mitgliedstaaten bei der Bewertung des Erhaltungszustands ausdrücklich auch grenzüberschreitende Populationen berücksichtigen dürfen.“
Die Situation für die Weidetierhaltung im Alpenraum beschreibt der BBV als existenzbedrohend: „Für die Weidetierhaltung im Alpenraum ist dies von existenzieller Bedeutung: Auf Almen und Alpen und in den weitläufigen Hanglagen sind Herdenschutzmaßnahmen weder technisch noch wirtschaftlich dauerhaft machbar. Wenn der Wolf nicht wirksam reguliert werden kann, droht das Ende einer jahrhundertealten Bewirtschaftungsform – mit gravierenden Folgen für Biodiversität, Kulturlandschaft und Tourismus.“
Vor diesem Hintergrund formuliert der Bayerische Bauernverband drei konkrete Forderungen:
- die konsequente Meldung auch der alpinen Region als günstig
- die Aufnahme des Wolfs ins Bundesjagdgesetz und in das Bayerische Jagdgesetz
- klare jagdrechtliche Regelungen, um schadensstiftende Rudel ohne bürokratische Hürden entnehmen zu können
Köhler fasst zusammen: „Die Fakten liegen auf dem Tisch: Der Wolf ist gesichert. Jetzt ist die Politik am Zug. Wer unsere Weidetierhaltung erhalten will, muss den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen und auch für die Alpen den günstigen Erhaltungszustand nach Brüssel melden.“
Was der „günstige Erhaltungszustand“ für den Wolf bedeutet
Die offizielle Bewertung des Wolfsbestands in Deutschland wurde 2025 als „günstig“ für die kontinentale Population gemeldet (Stand: 2025; Quelle: Bundesumweltministerium). Diese Einstufung bezieht sich auf die Gebiete außerhalb der Alpenregion und signalisiert, dass der Wolf dort als etabliert und langfristig gesichert gilt. Parallel dazu läuft ein Anpassungsverfahren im Jagd- und Naturschutzrecht, das den rechtlichen Rahmen für das Wolfsmanagement weiterentwickeln soll (Stand: 2025; Quelle: Bundesumweltministerium).
Für die alpine Region bleibt die Bewertung dagegen vorerst offen. Eine gesonderte Entscheidung für die Gebiete in Oberbayern und Schwaben wird erst bis Herbst 2025 erwartet (Stand: 2025; Quelle: Bundesumweltministerium). Diese regionale Differenzierung ist für Weidetierhalter von besonderer Bedeutung, da sie über die künftigen Möglichkeiten des Herdenschutzes und Bestandsmanagements mitentscheidet.
Zahlenlage: Vorkommen und Monitoring
Das aktuelle Wolfsmonitoring dokumentiert für das Monitoringjahr 2023/2024 bundesweit 209 Wolfsrudel, 46 Wolfspaare und 19 territoriale Einzeltiere (Stand: Monitoringjahr 2023/2024, Quelle: BMELH). Diese Zahlen belegen die etablierte Präsenz des Wolfs in weiten Teilen Deutschlands.
Wolfsbestand 2023/2024 auf einen Blick
| Kategorie | Anzahl | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| Rudel | 209 | Stück | Monitoringjahr 2023/2024 (BMELH) |
| Paare | 46 | Stück | Monitoringjahr 2023/2024 (BMELH) |
| Territoriale Einzeltiere | 19 | Stück | Monitoringjahr 2023/2024 (BMELH) |
Während die kontinentale Population damit als gesichert gilt, zeigt sich für die alpine Region Deutschlands ein anderes Bild: Die Population bleibt zu niedrig für eine gesonderte Bewertung, belastbare Einzelwerte fehlen (Stand: Monitoringjahr 2023/2024, Quelle: BMELH). Diese regionale Diskrepanz hat direkte Auswirkungen auf das Management und den Schutzstatus der Art.
Kontroversen: Naturschutz widerspricht
Während die Bundesregierung 2025 den günstigen Erhaltungszustand der kontinentalen Wolfspopulation an die EU-Kommission meldete, formiert sich bei Naturschutzverbänden deutlicher Widerspruch. Diese kritisieren eine pauschale Einstufung des Wolfs als nicht bedroht und verweisen auf wissenschaftliche Bedenken.
Ein Bericht des BUND Brandenburg vom Oktober 2025 stellt klar: Der Wolf wurde im letzten Art.-17-FFH-Bericht für den Zeitraum 2013–2018 in Deutschland als „unzureichend“ geführt. Teilpopulationen galten damals als „gefährdet/vulnerable“. Die Kritik der Naturschützer richtet sich gegen die Annahme, eine flächendeckend „günstige“ Bewertung entspreche dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Die Verbände betonen, dass sich die Populationsentwicklung regional stark unterscheidet und pauschale Einschätzungen der komplexen Realität nicht gerecht werden.
Dieser fachliche Einspruch erfolgte zeitgleich mit der offiziellen Meldung der Bundesregierung. Während das Bundesumweltministerium 2025 den günstigen Erhaltungszustand für die kontinentale Region bekanntgab, beharrten Naturschutzorganisationen auf einer differenzierteren Betrachtung. Der Widerspruch zeigt die anhaltende Kontroverse um die wissenschaftliche Fundierung von Schutzstatus-Einstufungen und unterstreicht die politische Sensibilität des Themas.
Weidetierhaltung im Alpenraum: Zwischen Schutz und Regulierung
Die Meldung des günstigen Erhaltungszustands der kontinentalen Wolfspopulation wirft grundlegende Fragen für die alpine Weidetierhaltung auf. Während die wissenschaftliche Bewertung für die kontinentale Region abgeschlossen ist, steht die politische Bewertung der alpinen Region noch aus. Diese Unterscheidung hat konkrete Auswirkungen: Im Alpenraum sehen sich Weidetierhalter mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, denn auf steilen Alm- und Hanglagen stoßen herkömmliche Herdenschutzmaßnahmen an technische und wirtschaftliche Grenzen.
Der Bayerische Bauernverband betont die existenzielle Bedeutung dieser Entwicklung für die traditionelle Weidewirtschaft. Wo Zäune und andere Schutzvorrichtungen in schwierigem Gelände kaum realisierbar sind, fordern die Verbände rechtliche Klarheit. Die enge Vernetzung der Wolfsvorkommen über nationale Grenzen hinweg – insbesondere mit Österreich, Italien und der Schweiz – bietet nach Auffassung des BBV die Möglichkeit, die alpine Population im Verbund als gesichert zu bewerten.
Parallel zur Diskussion um die alpine Bewertung laufen auf Bundesebene Anpassungsverfahren im Jagd- und Naturschutzrecht (Stand: 2025; Quelle: Bundesumweltministerium). Eine künftige Einstufung auch der alpinen Region als „günstig“ würde den Weg für ein aktives Bestandsmanagement ebnen und den Weidetierhaltern mehr Handlungsspielraum geben. Die Forderung nach Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht zielt darauf ab, schadensstiftende Rudel ohne bürokratische Hürden entnehmen zu können.
Die Entscheidung über den Status der alpinen Region wird maßgeblich beeinflussen, ob die jahrhundertealte Bewirtschaftungsform der Almen eine Zukunft hat. Ohne wirksame Regulierung droht nicht nur das Ende traditioneller Weidetierhaltung, sondern auch der Verlust von Biodiversität, Kulturlandschaft und touristischer Attraktivität. Die Weichenstellungen der kommenden Monate werden zeigen, wie Politik und Naturschutz den Spagat zwischen Artenschutz und Kulturlandschaftserhalt bewältigen.
Die Inhalte dieses Beitrags stützen sich auf eine Pressemitteilung des Bayerischen Bauernverbands.
Weiterführende Quellen:
- „Die offizielle Bewertung zum Erhaltungszustand des Wolfes in der kontinentalen Region Deutschlands wurde 2025 als ‚günstig‘ gemeldet; für die alpine Region bleibt der Zustand bis Herbst 2025 offen. Das Anpassungsverfahren im Jagd- und Naturschutzrecht dazu läuft.“ – Quelle: https://www.bundesumweltministerium.de/pressemitteilung/deutschland-meldet-guenstigen-erhaltungszustand-des-wolfs-an-eu-kommission
- „Im deutschen Monitoringjahr 2023/2024 wurden rund 209 Wolfsrudel, 46 Wolfspaare und 19 territoriale Einzeltiere gezählt. Für die alpine Region Deutschlands ist die Population weiterhin zu niedrig für eine gesonderte Bewertung, genaue Zahlen fehlen.“ – Quelle: https://www.bmleh.de/DE/themen/landwirtschaft/artenvielfalt/wolf.html
- „Ein im Oktober 2025 veröffentlichter Bericht betont Kritik von Naturschutzverbänden an der pauschalen Bewertung des Wolfs als nicht bedroht: Nach dem letzten Art. 17-FFH-Bericht (2013–2018) war der deutsche Wolf weiterhin als ‚unzureichend‘ geführt und Teilpopulationen als ‚gefährdet/vulnerable‘, eine Bewertung als flächendeckend ‚günstig‘ entspreche nicht dem Stand der Wissenschaft.“ – Quelle: https://www.bund-brandenburg.de/service/meldungen/detail/news/bund-korrigiert-die-faq-des-landesministeriums-zum-thema-wolf/


9 Antworten
Ich hoffe wirklich, dass bald eine Entscheidung kommt für die alpine Region! Es ist schlimm zu hören, dass unsere Traditionen in Gefahr sind wegen des Wolfs. Wir müssen doch beide Seiten berücksichtigen.
Definitiv! Es gibt immer zwei Seiten und wir müssen Wege finden, um sowohl den Wolf zu schützen als auch unsere Weidetierhaltung zu sichern.
Ja! Wir sollten eine Balance finden zwischen Artenschutz und den Bedürfnissen der Landwirte! Vielleicht könnten auch alternative Schutzmaßnahmen helfen.
Ich finde es wichtig, dass der BBV sich so stark einsetzt für die Weidetierhalter. Aber könnte man nicht auch andere Lösungen finden als den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen? Was denkt ihr darüber?
Die Zahlen sind ja beeindruckend, aber ich mache mir Sorgen um die alpine Region. Wenn der Wolf dort nicht gut reguliert wird, was bedeutet das für unsere Landschaften? Können wir da nicht mehr tun?
Das stimmt! Wir sollten mehr darüber reden, wie Herdenschutz funktionieren kann in diesen schwierigen Gebieten. Vielleicht gibt es gute Beispiele aus anderen Ländern?
Ich frage mich, ob die Einschätzung wirklich wissenschaftlich fundiert ist. Die Naturschutzverbände sagen was anderes. Was meint ihr dazu? Ist es nicht wichtig, auch die Meinung von Experten zu hören?
Ich finde die Entscheidung der Bundesregierung gut, dass der Wolf jetzt als günstig eingestuft wird. Aber was passiert mit den Alpentieren? Müssen wir warten bis Herbst 2025? Das ist zu lange!
Ja, ich sehe das auch so. Es ist wichtig für die Weidetierhalter, dass sie schnell Klarheit bekommen. Warum dauert das so lange? Haben wir nicht schon genug Informationen?