– InWIS-Studie belegt: Innenentwicklung allein reicht nicht für deutschen Wohnungsbedarf aus.
– Ziel: Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag bis 2030, ab 2050 null.
– Autoren fordern zügige Ausweisung neuer Baulandflächen zur Vermeidung massiver Wohnungsengpässe.
Wohnungsbau und Flächenverbrauch: Die Herausforderung des 30-Hektar-Ziels
Der Wohnraummangel in Deutschland stellt Politik und Planung vor eine große Herausforderung, die vom aktuellen Flächenverbrauch direkt betroffen ist. Vor diesem Hintergrund hat die InWIS Forschung & Beratung GmbH in ihrer neuen Studie „Wohnungsbau braucht (mehr) Fläche“ die Vereinbarkeit des Wohnungsbedarfs mit dem Ziel der Flächensparpolitik geprüft. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt das Ziel, die Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen von derzeit 55 auf 30 Hektar pro Tag bis 2030 zu senken und bis 2050 auf 0 Hektar zu reduzieren. Dieses Ziel steht jedoch vor erheblichen praktischen Schwierigkeiten, wie die Studie verdeutlicht.
Knapp vier Prozent der Bundesfläche sind aktuell für den Bausektor in Anspruch genommen. Die Studie zeigt unumwunden, dass allein durch Innenentwicklung – etwa Baulückenschließung oder Umnutzung bestehender Flächen – der bundesweite Wohnungsbedarf nicht gedeckt werden kann*. Die verfügbaren Potenziale für Nachverdichtung sind begrenzt, schwer zu mobilisieren und oft zu teuer*. Zugleich steigen in vielen Regionen Bevölkerungszahlen und der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum deutlich an. Das führt zu einem Zielkonflikt zwischen Flächensparzielen, sozialem Wohnungsbedarf und ökologischen Anforderungen.
Der Studienleiter Prof. Dr. Torsten Bölting macht die Situation klar: „Das politische Ziel der Flächenneuinanspruchnahme ist unter den aktuellen Bedingungen kaum erreichbar – ohne neue Wohnbauflächen vor allem in wachsenden Städten drohen massive Engpässe am Wohnungsmarkt“.* Vor diesem Hintergrund warnt die Studie eindringlich, dass Flächensparen nicht zu Wohnraumverknappung führen darf.*
Um den Konflikt zu entschärfen, formuliert die Untersuchung konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Verwaltung und Planung. Dazu zählen unter anderem eine verbesserte Datengrundlage, die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie gezielte Förderanreize für qualitätsvolle Nachverdichtung und eine maßvolle Außenentwicklung.* Nur so lässt sich die Herausforderung der Flächenfrage pragmatisch angehen und sozialverträglicher, bezahlbarer Wohnraum schaffen.
Das Thema gewinnt zusätzliche Brisanz, da die Bundesregierung die Ausweisung neuer Baulandflächen angekündigt hat. Die Studienautoren fordern dazu auf, diese Ankündigungen zügig in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Denn, wie Bundeskanzler Friedrich Merz betonte: „Zu bezahlbarem Wohnraum gehört vor allem: Bauen, bauen, bauen“.*
Die vollständige Studie „Wohnungsbau braucht (mehr) Fläche“ steht ab sofort auf www.inwis.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.* Damit liefert sie wichtige Impulse für jene, die an der Schnittstelle zwischen Wohnraumentwicklung und Flächenschutz politisch und fachlich Verantwortung tragen.
Wohnungsnot und Flächensparen: Ein schwieriger Balanceakt mit weitreichenden Folgen
Deutschland steht vor einer erheblichen Herausforderung: Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wächst kontinuierlich, vor allem in Metropolregionen und Städten mit steigender Bevölkerung. Gleichzeitig strebt die Politik an, den Flächenverbrauch für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen drastisch zu reduzieren. Mit einem Ziel von 30 Hektar pro Tag im Jahr 2030 – und langfristig sogar Null-Neuinanspruchnahme ab 2050 – soll der Schutz von Natur und Landwirtschaft gestärkt werden. Doch genau hier liegen die zentralen Zielkonflikte: Das Flächensparen, notwendig zum Erhalt ökologischer Lebensräume, kollidiert mit dem dringenden Bedürfnis nach mehr Wohnraum, der nicht allein durch Nachverdichtung gedeckt werden kann.
Der Druck auf die Städte wächst, weil Innenentwicklungspotenziale begrenzt und oft teuer sind. Baulücken oder Umnutzungen sind nicht so schnell oder flächendeckend mobilisierbar, wie es der zu erwartende Wohnraumbedarf erfordert. Gerade in wachstumsstarken Metropolregionen wie Berlin, München oder Hamburg zeigt sich dieser Konflikt besonders deutlich: Die Nachfrage an Wohnungen steigt, doch neue Flächen für den Wohnungsbau sind knapp und umkämpft. Im ländlichen Raum hingegen bietet der Flächenverbrauch zwar weniger Konflikt, doch auch hier besteht das Problem, dass fehlender Wohnraum insbesondere für junge Generationen oder sozial Schwächere zunehmend zum Hemmnis für Entwicklung wird.
Die Interessenlage ist komplex: Auf der einen Seite stehen ökologische Ziele, die Flächenverbrauch einschränken wollen, um Biodiversität zu schützen, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und den Klimawandel abzumildern. Auf der anderen Seite fordern wirtschaftliche Kräfte und die Gesellschaft eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, ohne die soziale Gerechtigkeit aufzugeben. Die Folge: Ein Zielkonflikt, der die politische Debatte und Planungsverfahren stark prägt.
Aktuell werden verschiedene Lösungsansätze und politische Richtungen diskutiert, die versuchen, diese Gegensätze zu moderieren:
- Förderung von Innenentwicklung durch gezielte Anreize für qualitätsvolle Nachverdichtung
- Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, um schneller auf Wohnraumnot reagieren zu können
- Moderates Öffnen von bisher ungenutzten Flächen zur Außenentwicklung, vor allem in wachstumsstarken Städten
- Verbesserte Datengrundlagen zur realistischen Einschätzung von Innenentwicklungspotenzialen
- Integration ökologischer Vorgaben in Bauvorhaben, um Naturschutz mit Wohnen zu verbinden
- Förderung innovativer Bau- und Flächennutzungskonzepte, etwa durch mehrgeschossigen Holzbau oder flexible Wohnformen
Der Blick ins Ausland zeigt, dass auch andere Länder mit engem Flächenangebot unterschiedliche Wege wählen. In Metropolregionen wie London oder Amsterdam ist die Nachverdichtung ebenfalls vorherrschend, aber häufig verbinden sich intelligente Mobilitätskonzepte und hohe Wohnraumdichten mit dem Erhalt grüner Freiflächen – ein Modell für deutsche Städte mit begrenztem Flächenbudget. Ländliche Regionen nutzen teils integrierte Siedlungskonzepte, die Wohnentwicklung und Naturschutz stärker zusammendenken.
Angesichts dieser Herausforderungen ist klar: Der Flächenverbrauch bleibt ein komplexes und kontroverses Thema, das nicht mit einfachen Lösungen zu bewältigen ist. Die politische Debatte wird sich in den kommenden Jahren wohl weiter zuspitzen; die Vereinbarkeit von Wohnraumbedarf und Umweltzielen bleibt eine zentrale Aufgabe. Entscheidend wird sein, pragmatische und flexible Ansätze zu verfolgen, die Stadtentwicklung und Naturschutz in Einklang bringen – ohne den Wohnungsmarkt durch übermäßigen Flächenschutz zusätzlich zu belasten.
Unser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
8 Antworten
‚Bauen, bauen, bauen‘ klingt einfach gut! Aber ich frage mich: Wo sind die konkreten Pläne dafür? Wie können Bürger aktiv in diesen Prozess einbezogen werden?
‚Bürgerbeteiligung‘ sollte ein wichtiges Thema sein! Wir müssen sicherstellen, dass alle Stimmen gehört werden und nicht nur die der Investoren.
Es ist frustrierend zu sehen, dass trotz aller Bemühungen der Wohnraummangel weiterhin wächst. Welche konkreten Schritte sollten wir jetzt unternehmen? Ich hoffe auf schnellere Genehmigungsverfahren!
Die Forderung nach schnellerer Ausweisung von Baulandflächen ist unbedingt notwendig! Ich frage mich jedoch, wie wir sicherstellen können, dass diese Flächen auch nachhaltig genutzt werden? Gibt es Konzepte für umweltfreundliches Bauen?
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Tat wichtig! Vielleicht sollten wir mehr über innovative Baukonzepte lernen, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sind.
Ich stimme zu! Es wäre toll, wenn wir auch mehr über Förderprogramme erfahren könnten, die solche Ansätze unterstützen.
Ich finde den Artikel sehr informativ. Die Problematik um den Wohnraummangel und die Flächennutzung ist wirklich komplex. Wie können wir sicherstellen, dass es genug bezahlbaren Wohnraum gibt, ohne die Natur zu schädigen? Gibt es Beispiele aus anderen Ländern, die uns helfen könnten?
Das ist ein guter Punkt, Tim. Ich habe gehört, dass Städte wie Amsterdam interessante Ansätze zur Nachverdichtung haben. Vielleicht sollten wir solche Modelle genauer betrachten.