Bremen (VBR). Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein düsteres Bild für den Wohnungsbau in Deutschland. Seit über zwei Jahren berichten die Behörden kontinuierlich von einem Rückgang bei den Baugenehmigungen, und der Juli 2024 bringt keine Besserung. Mit nur 16.980 genehmigten Wohnungen – das sind gut 4.000 weniger im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres – bleibt die Krise bestehen.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), findet klare Worte: „Seit sage und schreibe 27 Monaten melden die Behörden negative Zahlen. Auch im Juli sind es, wie bereits in den drei Vormonaten, weniger als 17.000 genehmigte Wohneinheiten. Wir hängen in der Talsohle fest.“ Die Situation ist alarmierend – nur knapp 123.634 Wohnungen wurden bis Juli genehmigt, was einem drastischen Rückgang von 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die Schieflage zeigt sich besonders deutlich bei den Mehrfamilienhäusern, wo die Genehmigungszahlen um 21,6 Prozent gesunken sind, und bei den Einfamilienhäusern, mit einem Rückgang von 28,6 Prozent. Solch niedrige Zahlen wurden zuletzt im Jahr 2011 verzeichnet. Die Konsequenzen dieser Entwicklung? Eine wachsende Kluft zwischen dem notwendigen und dem tatsächlich realisierten Wohnungsbau.
Pakleppa warnt: „Ohne Baugenehmigungen kein Wohnungsbau, und ohne Wohnungsbau wird das Minus am Markt immer größer. Besserung ist nicht in Sicht.“ Deutschland benötigt Hunderttausende neue Wohnungen, doch hohe Bauzinsen und strenge energetische Anforderungen stellen Bauwillige und Investoren vor nahezu unüberwindbare Hürden.
Die Lösung? Es bedarf dringender Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene. Pakleppa fordert verlässliche Neubauförderungen und niedrigere Zinssätze, beispielsweise von 1 Prozent, auch für den EH 55-Standard. Dabei geht es nicht nur um politische Willensbekundungen, sondern um konkrete Handlungen. Ein Lichtblick sei die jüngste Novellierung der Bauordnung in Niedersachsen, die als Vorbild für andere Bundesländer dienen könnte.
Letztlich liegt die Verantwortung bei Bund und Ländern, gemeinsam wetterfeste Reformen zu ergreifen, um dieser tiefen Krise entgegenzusteuern. Nur so kann der Wohnungsbau in Deutschland nachhaltig wiederbelebt werden.
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Baukrise verschärft sich: Immer weniger Baugenehmigungen in Deutschland
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Die Herausforderungen und Perspektiven im deutschen Wohnungsbau
Die deutlich rückläufigen Baugenehmigungen für Wohnungen im Jahr 2024 sind ein Indikator für tiefgreifende strukturelle Probleme im deutschen Wohnungssektor. Experten schlagen Alarm, da ein stabiles Wohnungsangebot essenziell für die Stabilität des Immobilienmarktes, aber auch für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist. Die Hauptursachen – hohe Bauzinsen und strenge energetische Anforderungen – stellen sowohl private Bauherren als auch große Investoren vor gewaltige Hürden.
Bereits seit Mitte der 2010er Jahre wurde der deutsche Wohnungsmarkt mit steigender Nachfrage konfrontiert, angetrieben durch Faktoren wie Urbanisierung und Bevölkerungswachstum. Die politisch festgelegten Standards, insbesondere im Bereich Energieeffizienz, haben den Druck auf Bauträger zusätzlich erhöht. Aufwendige Nachrüstungen und die Einhaltung hoher Energiestandards führen zu erheblichen Zusatzkosten, was wiederum die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte infrage stellt.
Vergleichbare Krisen gab es bereits in anderen europäischen Ländern, etwa in Spanien und Italien, in denen ähnlich restriktive bauliche Vorgaben und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu einem dramatischen Rückgang der Bautätigkeit führten. In diesen Fällen konnte eine Kombination aus staatlicher Förderung, Deregulierung und langfristen Zinssubventionen jedoch zur Stabilisierung und schließlich zur Erholung des Marktes beitragen. Solche Maßnahmen könnten auch in Deutschland zielführend sein, um die aktuelle Stagnation zu überwinden.
Ein weiteres Problem liegt in den unterschiedlichen Landesbauordnungen der einzelnen Bundesländer, die teilweise veraltete Regularien enthalten, die moderne, effiziente und kostensparende Bauweisen erschweren. Die angestrebte Harmonisierung dieser Vorschriften könnte den Bauboom unterstützen und gleichzeitig innovative Techniken und Materialien fördern, was mittelfristig sogar zur Kostensenkung beitragen könnte.
Die von Felix Pakleppa und dem Zentralverband Deutsches Baugewerbe geforderte Neubauförderung nach dem EH 55-Standard bei gleichzeitiger Zinssubventionierung auf 1 Prozent könnte ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden Reform des Sektors sein. Allerdings bedarf es darüber hinaus einer langfristigen und kohärenten Strategie, um nachhaltigen Wohnungsbau sicherzustellen. Finanzielle Anreize allein werden nicht genügen, wenn grundlegende Regularien und Planungsverfahren nicht ebenfalls modernisiert werden.
Insgesamt bleibt die Lage angespannt, doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Die Reform der niedersächsischen Bauordnung zeigt, dass gezielte regulatorische Anpassungen kurzfristig positive Impulse setzen können. Wenn andere Bundesländer nachziehen und auch auf federaler Ebene umfassende Maßnahmen ergriffen werden, könnte der Weg aus der Krise in greifbare Nähe rücken. Doch dies erfordert politischen Mut und die Bereitschaft, bestehende Paradigmen zu hinterfragen und notwendige Veränderungen anzustoßen.
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