– Landtag erhöht Weinwerbeabgabe ab 01.01.2026 einheitlich auf 1 € pro Ar
– Weinbauverbände erachten Abgabenerhöhung als wichtigen Beitrag zur Absatzförderung
– Verbände fordern europaweiten Anbaustopp, flexiblere EU-Fördermittel und Rotationsbrache
Weinwerbeabgabe in Rheinland-Pfalz: Neue Impulse für einen hart umkämpften Markt
Der Weinmarkt ist zunehmend von starkem Wettbewerb geprägt, sowohl im Inland als auch international. Gerade vor diesem Hintergrund betonen die Präsidenten der Weinbauverbände Rheinhessen und Pfalz, Jens Göhring und Reinhold Hörner, die Bedeutung einer stärkeren Sichtbarkeit und eines höheren Marktanteils für die hier produzierten Weine. Deshalb begrüßen sie die Entscheidung des Landtages, die rebflächenbezogene Weinwerbeabgabe erstmals seit 30 Jahren anzupassen. Sie unterstreichen: „Die Anbaugebiete im Land stehen in Konkurrenz zu Weinregionen in ganz Europa und darüber hinaus. Wenn wir uns behaupten wollen, brauchen wir eine Stärkung der Gebietsweinwerbungen und ihrer Werbemaßnahmen, um noch vorhandene Potentiale in der Vermarktung, insbesondere auf den heimischen Märkten, stärker auszuschöpfen.“
Mit der Anpassung wird die Abgabe, die bislang an der Mosel bei 0,87 Euro pro Ar und in den übrigen Anbaugebieten bei 0,77 Euro pro Ar lag, ab dem 1. Januar 2026 einheitlich auf 1 Euro pro Ar festgesetzt. Diese Maßnahme soll eine gezieltere Absatzförderung von rheinland-pfälzischen Weinen unterstützen und den regionalen Weinbaubetrieben ermöglichen, angesichts eines rückläufigen Absatzes besser gegenzusteuern. „Investitionen ins Weinmarketing sind Investitionen in die Zukunft, von denen die gesamte Branche profitiert. Wir wollen zeigen, dass die Winzerinnen und Winzer hier mit Leidenschaft großartige, vielfältige Weine produzieren!“ verdeutlicht Reinhold Hörner die Wichtigkeit der Kampagnen.
Trotz der angespannten Lage tragen die Betriebe mit der Erhöhung der Weinwerbeabgabe aktiv dazu bei, den Herausforderungen im Markt zu begegnen. Die Verbände appellieren deshalb auch an die Politik, nun weitere Schritte zu gehen. Sie fordern einen europaweiten vollständigen Anbaustopp, um die Überproduktion einzudämmen, und drängen auf mehr Flexibilität bei der Verwendung von EU-Mitteln. Diese sollten nicht nur uneingeschränkt zwischen den Förderprogrammen transferierbar sein, sondern auch in zukünftige Jahre übernommen werden können, vor allem zur Förderung von Marketingmaßnahmen.
Darüber hinaus halten die Weinbauverbände die Einführung einer Rotationsbrache für ein sinnvolles Instrument: „Dabei wird die Rodung von Weinbergen mit honorierten Biodiversitätsleistungen kombiniert, um das Produktionspotential zu verringern.“ So soll nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, sondern auch ökologische Nachhaltigkeit gefördert werden.
Die neue Abgabe bildet einen zentralen Baustein, mit dem die rheinland-pfälzischen Weinbaubetriebe ihre Wettbewerbschancen verbessern und die Region als Weinstandort langfristig stärken wollen. Jetzt ist die Politik gefordert, den nächsten Schritt zu machen und die Branche mit passenden Rahmenbedingungen zu unterstützen.
Wachstumsdruck, Strukturwandel und Vielfalt: Herausforderungen und Chancen der deutschen Weinbranche
Die Weinbranche steht unter erheblichem Wettbewerbsdruck, sowohl auf nationalen als auch internationalen Märkten. Deutsche Weinanbauregionen konkurrieren mit etablierten europäische Erzeugern und neuen Anbaugebieten weltweit. In diesem Umfeld ist es für die Betriebe entscheidend, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und ihren Marktanteil zu verteidigen. Die jüngste Erhöhung der rebflächenbezogenen Weinwerbeabgabe in Rheinland-Pfalz ab 2026 bildet einen Baustein, der die Absatzförderung und das Marketing deutlich stärken soll. Für Verbraucher und Betriebe bedeutet dies Veränderungen bei Preisen und Absatzvolumen, die eng mit der Branchendynamik verknüpft sind.
Wie reagieren Verbraucher, Handel und Winzer?
Die Reaktionen auf die neue Abgabe spiegeln die breit gefächerten Interessen innerhalb der Branche wider. Winzer zeigen sich bereit, trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ihren Beitrag zu leisten. Sie sehen in den zusätzlichen Mitteln vor allem eine Chance, Marketingaktivitäten und Promotionsstrategien auszubauen, um ihre Weine stärker am Markt zu positionieren.
Der Lebensmitteleinzelhandel als wichtigste Vertriebsschiene für viele Weinerzeuger, insbesondere für Betriebe, die Fasswein produzieren, steht vor der Herausforderung, Preissteigerungen abzufedern, ohne den Absatz zu gefährden. Verbraucher könnten mit moderaten Preiszuwächsen rechnen, diese sind jedoch durch steigende Produktionskosten ohnehin bereits unter Druck. So wirkt sich die Abgabe sowohl auf das Preisgefüge als auch auf das Angebot aus.
Was bedeutet die neue Abgabe für den Weinmarkt?
Die Erhöhung der Abgabe von bisher 0,77 beziehungsweise 0,87 Euro pro Ar auf einheitlich 1 Euro pro Ar stärkt gezielt die regionalen Weinwerbungen wie Rheinhessenwein e.V. und Pfalzwein e.V. Diese Organisationen erhalten nun mehr Mittel, um das Marketing zu professionalisieren und die Bekanntheit deutscher Weine zu erhöhen. Damit sollen Absatzrückgänge aufgefangen und neue Kunden gewonnen werden.
Auf europäischer Ebene sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten: Viele Weinbauregionen investieren verstärkt in Werbemaßnahmen und Produktforschung, um im Wettbewerb zu bestehen. Das führt zugleich zu einer Konsolidierung und Spezialisierung innerhalb der Branche. Für deutsche Winzer eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten, sich mit hochwertigen, vielfältigen Weinen zu profilieren.
Politische Debatten rund um Produktionsmanagement und Umweltschutz
Parallel zum Marktgeschehen gewinnen politische Forderungen rund um Produktionsbeschränkungen und Nachhaltigkeit an Bedeutung. Die Weinbauverbände drängen auf einen europaweiten vollständigen Anbaustopp, um eine Überproduktion zu vermeiden. Ein weiteres diskutiertes Instrument ist die sogenannte Rotationsbrache. Dabei sollen Weinberge zeitweise gerodet werden, verbunden mit honorierten Biodiversitätsleistungen, um das Produktionspotential zu verringern und gleichzeitig ökologische Ziele zu unterstützen.
Zudem setzen die Verbände auf mehr Flexibilität bei der Verwendung von EU-Fördertöpfen. Diese sollen künftig unter anderem für Marketingmaßnahmen verwendet und über mehrere Jahre übertragen werden können. Ziel ist, die Branche widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen zu machen und den Strukturwandel aktiv zu gestalten.
Chancen durch mehr Fördermittel für Marketing und Biodiversität
- Stärkung der regionalen Vermarktung: Verbesserte Sichtbarkeit und differenzierte Markenbildung helfen, in gesättigten Märkten Kunden zu binden und neue Zielgruppen zu erreichen.
- Förderung von Nachhaltigkeit: Programme zur Biodiversität schaffen ökologische Mehrwerte und verbessern das Image der Branche.
- Flexiblere EU-Fördermittel: Erlauben eine bedarfsgerechte und langfristige Investitionsplanung.
Risiken und Herausforderungen
- Anstieg der Kosten: Höhere Abgaben können zu Preiserhöhungen führen, die den Absatz beeinträchtigen.
- Produktionsüberkapazitäten: Ohne klare Produktionssteuerung besteht die Gefahr von Marktverzerrungen.
- Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und Ertrag: Biodiversitätsmaßnahmen müssen praktikabel und wirtschaftlich tragfähig sein.
Die Weinbranche befindet sich in einem dynamischen Wandel, der von wirtschaftlichen Zwängen, politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Erwartungen gleichermaßen geprägt ist. Die jüngste Anpassung der Weinwerbeabgabe ist Teil einer umfassenden Strategie, um den deutschen Wein zukunftsfähig zu gestalten – durch mehr Qualität, Vielfalt und nachhaltiges Wirtschaften.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V.
8 Antworten
‚Wachstumsdruck und Strukturwandel‘ – solche Begriffe hören wir oft. Aber was bedeutet das konkret für unsere kleinen Winzerbetriebe hier vor Ort? Wie können wir sie unterstützen?
‚Investitionen ins Weinmarketing sind wichtig‘, sagen sie! Aber wie kann man sicherstellen, dass diese Investitionen wirklich effektiv sind und nicht nur Geldverschwendung? Wir brauchen mehr Transparenz in dieser Branche.
‚Marketingmaßnahmen‘ sind zwar wichtig, aber was ist mit dem tatsächlichen Geschmack und der Qualität des Weins? Sind wir bereit zu akzeptieren, dass gute Werbung nicht gleich guten Wein bedeutet?
Die Idee mit der Rotationsbrache finde ich spannend! Das könnte ein Weg sein, um sowohl Ertrag als auch Umwelt zu berücksichtigen. Aber wie genau soll das umgesetzt werden? Gibt es schon Pläne oder Beispiele?
Ich bin skeptisch gegenüber der Rotationsbrache. Könnte das nicht mehr Probleme schaffen als lösen? Vielleicht sollten wir uns auch alternative Lösungen anschauen.
Die Forderung nach einem europaweiten Anbaustopp ist sehr kontrovers. Es könnte helfen, Überproduktion zu vermeiden, aber was ist mit den Winzern, die ihre Felder bewirtschaften müssen? Ich würde gerne mehr Meinungen dazu hören.
Ich finde die Erhöhung der Weinwerbeabgabe interessant, weil sie den lokalen Weinbau stärken soll. Aber wird das auch wirklich funktionieren? Ich mache mir Sorgen über die Preissteigerungen für die Verbraucher.
Ja, ich habe auch Bedenken bezüglich der Preise. Die Idee, dass Marketing helfen könnte, klingt gut, aber wie wird das in der Praxis aussehen? Sind die Winzer wirklich bereit zu investieren?