Bremen (VBR). Betriebsräte aus dem Gesundheitssektor und die Gewerkschaft ver.di schlagen Alarm. In einem offenen Brief, der an Politik und Arbeitgeber gerichtet ist, kritisieren sie die Übertragung von Servicetätigkeiten auf Pflegepersonal in Krankenhäusern. Diese Praxis ist ihrer Meinung nach eine gefährliche Entwicklung, die zu einer erheblichen zusätzlichen Belastung der ohnehin stark beanspruchten Pflegekräfte führt.
„Jeder weiß, dass in den Krankenhäusern an allen Ecken und Enden Personal fehlt“, so Bernd Behlert, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Helios-Kliniken und Mitinitiator des Briefs. Hintergrund dieser Lage ist eine Gesetzesänderung, die dazu führt, dass Servicekräfte ab dem neuen Jahr nicht mehr über das Pflegebudget refinanziert werden können. Dies zwingt viele Kliniken dazu, Servicetätigkeiten wie Bettenreinigung auf qualifizierte Pflegekräfte abzuwälzen, was deren Hauptaufgaben vernachlässigt (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler unterstreicht die Bedeutung eines gut funktionierenden Teams im Krankenhaus, bei dem jede Berufsgruppe – von Ärzten über Pflegekräfte bis hin zur Reinigung – ihren Beitrag leistet. Die aktuelle Praxis gefährdet dieses System. „Beschäftigte zu entlassen, ist schändlich. Und Pflegefachkräften dann deren Serviceaufgaben aufs Auge zu drücken, ist unverantwortlich,“ betont Bühler, die auch eine vollständige Refinanzierung aller notwendigen Personalkosten fordert (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Die wirtschaftliche Schieflage vieler Krankenhäuser darf nicht weiter auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. ver.di fordert nun dringend ein Eingreifen der Politik, um langfristig stabile und faire Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen sicherzustellen. Eine politische Lösung ist unumgänglich, damit Pflegekräfte die bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleisten können.
Dieser Konflikt weist auf grundlegende Probleme in der Finanzierung und Strukturierung des deutschen Gesundheitswesens hin. Während mangelhafte finanzielle Unterstützung die Krankenhäuser zu drastischen Maßnahmen zwingt, bleibt die zentrale Frage, wie wertvolle medizinische Betreuung unter tragfähigen Bedingungen aufrechterhalten werden kann. Es steht viel auf dem Spiel – nicht nur für die heute Betroffenen, sondern für die zukünftige Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Medien-Info: Betriebsräte und ver.di kritisieren Übertragung von Servicetätigkeiten …
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven im Pflegesektor: Die Rolle von Politik und Gesellschaft
Die Anliegen der Betriebsräte und der Gewerkschaft ver.di spiegeln eine besorgniserregende Entwicklung wider, die nicht isoliert betrachtet werden kann. Solche Maßnahmen, Servicetätigkeiten auf Pflegekräfte zu übertragen, sind nur ein Symptom eines viel tieferliegenden Problems: des strukturellen Personalmangels und der unzureichenden Finanzierung im Gesundheitswesen. Der aktuelle politische Rahmen zwingt viele Kliniken dazu, Kosten drastisch zu senken, manchmal auf Kosten der Belegschaft und letztlich auch der Patientenversorgung.
Analysen zeigen, dass der Fachkräftemangel in der Pflege seit Jahren ein drängendes Thema ist. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts wird bis 2030 ein erheblicher Anstieg des Bedarfs an qualifizierten Pflegekräften erwartet. Dies liegt unter anderem an einer alternden Bevölkerung und immer komplexeren Pflegebedürfnissen. Die Verlagerung von Aufgaben innerhalb der Krankenhäuser, wenn personelle Engpässe auftreten, könnte kurzfristig als Lösung erscheinen, birgt jedoch die Gefahr, die ohnehin schon stark belasteten Pflegekräfte weiter zu überfordern.
Historische Vergleiche mit anderen Ländern offenbaren mögliche gefährliche Entwicklungen. In Großbritannien führte ein ähnlicher Kostendruck innerhalb des National Health Service (NHS) dazu, dass Pflegekräfte zunehmend administrative Aufgaben übernehmen mussten, was in vielen Fällen zu einem Rückgang der Qualität der Patientenversorgung führte. Deutschland steht somit vor einer entscheidenden Herausforderung, um ähnliche Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Experten fordern daher einen umfassenden politischen Dialog, der sowohl kurz- als auch langfristige Lösungen verfolgt. Die Einführung spezifischer gesetzlicher Regelungen zur Sicherstellung ausreichender Personalressourcen in allen Bereichen der Krankenhäuser könnte einen Weg darstellen. Ferner sollten Investitionen in Ausbildungsgänge und entsprechende Anreize für Berufseinsteiger geschaffen werden, um den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten.
Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf dieses dringende Problem reagieren wird. Klar ist jedoch, dass ein Umdenken erforderlich ist, das über betriebswirtschaftliche Erwägungen hinausgeht. Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Kliniken und Gesellschaft kann eine nachhaltige Verbesserung erreicht werden, die allen Beteiligten – besonders aber den Patientinnen und Patienten – zugutekommt.
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.