Bremen (VBR). Inmitten der laufenden Tarifverhandlungen zum Eisenbahntarifvertrag hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in mehreren Bundesländern zu Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr und im Eisenbahngüterverkehr aufgerufen. Der Auslöser dieses Arbeitskampfes ist das nach Ansicht von ver.di unzureichende Angebot der Arbeitgeberseite. Verhandelt werden die Löhne und Gehälter von ungefähr 5.500 Beschäftigten in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. Betroffen sind sowohl Omnibusbetriebe als auch der Schienenpersonen- und güterverkehr.
Die derzeitigen Arbeitsbedingungen zeichnen sich durch Personalmangel, hohe Krankenstände und stark angestiegene Fluktuation aus, erklärt Andreas Schackert, der Verhandlungsführer von ver.di: „Ob Werkstatt, Fahrdienst oder Ingenieure – in allen Berufen im Verkehr gibt es Personalmangel, Krankenstände und eine hohe Fluktuation.“ Er betont, dass diese Missstände nur durch konkurrenzfähige Löhne behoben werden können. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Ver.di strebt deshalb eine Erhöhung der Tabellenlöhne um 350 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten an, während der Arbeitgeberverband AGVDE zunächst nur 3 Prozent Lohnerhöhung ab April 2025 und eine Inflationsausgleichsprämie von lediglich 600 Euro offeriert hat.
Das Streikaufruf von ver.di erfolgt nun kurz vor dem nächsten Verhandlungstermin am 11. November 2024. Bereits ab kommender Woche werden erste Warnstreiks erwartet, die in den einzelnen Regionen nach und nach angekündigt werden. Diese Maßnahmen stellen einen erheblichen Druck auf die Arbeitgeber dar und verdeutlichen gleichzeitig die Dringlichkeit dieses Konflikts für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Verkehrssektor.
Für die betroffene Gesellschaft bedeutet dieser Konflikt mehr als nur den Kampf um höhere Löhne. Die Konsequenzen berühren weitreichende Themen wie die Attraktivität des Verkehrssektors als Arbeitsbereich, die Zukunftsfähigkeit des ÖPNV und letztlich die Mobilität in Deutschland selbst. In Zeiten wachsender Umweltbewusstsein und des Bedarfs an nachhaltiger Verkehrsinfrastruktur stoßen solche Tarifkonflikte auf große Resonanz in der Öffentlichkeit.
Die konkreten Streiktermine werden regional von ver.di bekannt gegeben. Bei bundesweiten Rückfragen steht Julian Ehret unter der Telefonnummer 0151/18148029 zur Verfügung.
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Medien-Info: Tarifrunde Eisenbahntarifvertrag: Warnstreiks im ÖPNV und Schienenverkehr
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Hintergründe und Aussichten der Tarifverhandlungen im Verkehrssektor
Die aktuelle Entwicklung der Tarifverhandlungen im Eisenbahntarifvertrag ist kein isoliertes Ereignis, sondern fügt sich in ein größeres Muster wiederholter Arbeitskämpfe im deutschen Verkehrssektor ein. In den letzten Jahren haben sowohl der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) als auch der Schienengüterverkehr verstärkt mit personellen Herausforderungen zu kämpfen. Dies schließt einen zunehmenden Fachkräftemangel, hohe Krankenstände und erhebliche Fluktuationen innerhalb der Belegschaften ein. Die Gewerkschaft ver.di macht deutlich, dass diese Faktoren die Handlungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Verkehrssektors beeinträchtigen – Bedingungen, die durch die Pandemie noch verschärft wurden.
Ein wichtiger Vergleichspunkt in ähnlichen Branchen sind die jüngsten Lohnerhöhungen und verbesserte Arbeitsbedingungen, die beispielsweise im Gesundheits- oder Bildungssektor erreicht wurden. Diese Entwicklungen zeigen auf, dass Gewerkschaften bei ausreichendem Druck oftmals substanzielle Zugeständnisse von Arbeitgeberverbänden erwirken können. Ver.di könnte hierbei von einer aktuellen gesellschaftlichen Stimmung profitieren, die zunehmend das Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen stärkt.
Betrachtet man Prognosen und Trends, zeigt sich, dass der Druck auf beide Seiten weiter zunehmen könnte. Steigende Lebenshaltungskosten und eine anhaltend hohe Inflationsrate könnten die Forderungen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen zusätzlich befeuern. Auch von politischer Seite gibt es Unterstützung für eine Stärkung des ÖPNV als klimapolitisches Instrument, was zusätzlichen Druck ausüben könnte, Investitionen nicht nur in technologische Innovationsmaßnahmen, sondern auch in human resources wie Gehälter und Mitarbeiterzufriedenheit einzuleiten.
Die kommenden Wochen gestalten sich vor diesem Hintergrund als entscheidend. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 11. November 2024 hängt viel davon ab, ob die geplanten Warnstreiks genug Gewicht haben, um den Arbeitgeberverband zu einem verbesserten Angebot zu bewegen. Die weitere Entwicklung wird also zeigen, ob die Tarifparteien bereit sind, sich aufeinander zuzubewegen, oder ob ein längerer Tarifkonflikt unausweichlich scheint.
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7 Antworten
Ich hoffe echt, dass sich beide Parteien bald einigen. Ein längerer Konflikt wäre doch für niemanden gut!
Warum fängt das erst jetzt an? Die Problematik gibts doch schon länger. Vielleicht sollten sie mal über neue Strategien nachdenken.
Ja Zvoss, gut gesagt! Das hätte schon früher gelöst werden müssen! Aber besser spät als nie, oder?
350 euro klingt nach viel aber wenn man die lebenshaltungskosten bedenkt… reicht das wirklich aus? ich finde nicht!
is ja voll schlimm mit dem personalmangel. wie soll denn da noch jemand zug fahren? da muss doch was passieren!
diese streiks sind echt problematisch, aber verstehe ver.di. die arbeitsbedingungen sind ja wohl katastrophal! warum bekommen andere branchen bessere gehälter?
Ebergmann, das ist ne gute frage! vielleicht weil bildung und gesundheit mehr druck machen konnten? aber der verkehrssektor ist auch mega wichtig.