Deutschlands Waldbewirtschaftung im Wandel: Wie Klimawandel und Nutzungseinschränkungen die Zukunft der Rohstoffversorgung mit Holz gefährden

Die AGR warnt, dass Klimawandel und naturschutzbedingte Nutzungseinschränkungen das heimische Nadelholz knapp werden lassen, während im letzten Jahrzehnt nur 40 % des Eichen- und 45 % des Buchenpotenzials genutzt wurden. Laut Bundeswaldinventur blieb auf 44 % der Waldfläche in den vergangenen zehn Jahren jede Holzernte aus, was die Versorgungssicherheit mit Holz als regionalem Rohstoff gefährdet. Um die Versorgung langfristig zu sichern, müssten Landesforstpläne ungenutzte Potenziale besonders im Kleinprivatwald heben und künftige Jungbestände zu mindestens 50 % mit robusten Nadelbaumarten aufforsten. So könnte auch die CO₂-Bindung in Waldprodukten gestärkt werden.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Modellierung 2025 prognostiziert abnehmendes Nadelholzaufkommen durch Klimawandelbedingte Waldschäden.
– Auf 44% der deutschen Waldfläche wurde in den letzten zehn Jahren nicht geerntet.
– AGR fordert geringe Nutzungseinschränkungen und 50% Nadelholzanteil bei Jungwaldpflege.

Herausforderungen und Chancen der Holzversorgung im Klimawandel

Die jüngsten Zahlen zur Holzaufkommensmodellierung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Rohholz (AGR) verdeutlichen eine entscheidende Spannung zwischen dem ansteigenden Bedarf an heimischem Holz und den Einschränkungen, die der Klimawandel und Naturschutzforderungen mit sich bringen. Dr. Carsten Merforth, Sprecher der AGR, bringt es auf den Punkt: „Das Stichwort für Gesellschaft und Industrie ist die langfristige Versorgungssicherheit.“ Die Schäden, die der Klimawandel bereits an unseren Wäldern verursacht hat – und die in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen werden – verändern maßgeblich die Holzbestände und deren Qualität.

Insbesondere das stark nachgefragte Nadelholz wird nach den Daten der Bundeswaldinventur (BWI) sowie der Holzaufkommensmodellierung WEHAM sowohl regional als auch mengenmäßig abnehmen. Gleichzeitig stößt auch das Laubholz auf wachsende Grenzen: Im letzten Jahrzehnt wurden nur 40 % des nachhaltigen Eichenpotenzials und 45 % bei der Buche genutzt, wobei Naturschutzflächen bereits aus dem Potenzial herausgerechnet sind. Die restlichen Reserven bestehen vor allem aus Holz höherer Durchmesser und aus dem Kleinprivatwald. Doch ob dieses theoretische Potenzial tatsächlich genutzt wird, ist fraglich.

Merforth weist darauf hin, dass trotz der starken Schädigungen des Laubholzes durch den Klimawandel dessen unkritische Förderung fortgesetzt wird. Dabei hat Laubholz einen geringeren Anteil an Stammholz als Nadelholz, was die langfristige CO₂-Bindung in Holzprodukten weiter einschränkt: „Das schränkt die langfristige Bindung von CO₂ im Produktspeicher weiter ein, wenn Massivholzprodukte anteilig deutlich weniger werden.“

Eine alarmierende Zahl ist der Anteil der Waldfläche, auf dem in den letzten zehn Jahren keine Holzernte stattfand: Laut der vierten Bundeswaldinventur beträgt dieser 44 %. Die AGR fordert daher dringlich: „Jedes Bundesland muss jetzt für sich seine Hausaufgaben machen und Pläne entwickeln nicht nur für den Wald von heute und von morgen, sondern auch für die langfristige Versorgung der Gesellschaft mit dem Rohstoff Holz, der heimisch nachgefragt und produziert werden kann.“

Um dem steigenden Bedarf an Nadelholz gerecht zu werden, empfehlen die Experten bei der Pflege Jungwälder auf einen Nadelholzanteil von mindestens 50 % zu setzen und bevorzugt Baumarten zu wählen, die sich als widerstandsfähig unter den neuen klimatischen Bedingungen erwiesen haben. Insbesondere im Kleinprivatwald schlummert noch Potenzial, dessen Nutzung aber zunehmend schwieriger wird. Hier besteht laut der AGR akuter Handlungsbedarf, um nicht nur das Holzangebot zu sichern, sondern auch den Waldschutz zu stärken und die Versorgung nachhaltig zu gewährleisten.

Die Modellierung und Inventurzahlen zeigen klar: Die Sicherung der Holzversorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Die Mischung aus klimabedingten Waldschäden, politischen Nutzungseinschränkungen und wachsenden gesellschaftlichen Erwartungen verlangt neue Strategien und eine aktive Mobilisierung bisher ungenutzter Holzreserven – damit der Rohstoff Holz auch künftig eine tragende Rolle in Wirtschaft und Umwelt spielt.

Warum Deutschlands Holzstrategie im Zeichen der Nachhaltigkeit neu gedacht werden muss

Holz ist in Deutschland ein unverzichtbarer Rohstoff – sei es als Werkstoff in der Bauwirtschaft, als Basis für Möbel und Papier oder als klimafreundlicher Energieträger. Doch die aktuelle Entwicklung beim Holzaufkommen stellt das Gleichgewicht zwischen Nachfrage, Naturschutz und Klimaschutz vor große Herausforderungen. Die jüngsten Daten zur Holzaufkommensmodellierung für 2025 zeigen: Die Verfügbarkeit von Nadelholz, das besonders stark nachgefragt wird, nimmt regional und mengenmäßig ab. Gleichzeitig sind Nutzungseinschränkungen bei Laubholz erheblich, obwohl dessen Potenzial bisher nur zu rund 40 bis 45 Prozent ausgeschöpft wird.

Die Gründe für diese Situation sind vielfältig. Die Folgen des Klimawandels haben den Zustand der Wälder spürbar verändert, nicht nur durch Starkschäden, sondern auch durch eine veränderte Baumarten-Zusammensetzung. Insbesondere Laubholz ist stark geschädigt und weist zudem einen geringeren Anteil an hochwertigem Stammholz auf. Auf rund 44 Prozent der deutschen Waldfläche wurde in den vergangenen zehn Jahren keine Holzernte durchgeführt. Viele dieser Waldflächen befinden sich im Kleinprivatwald, der eine wichtige, jedoch schwer zugängliche Ressource für die Holzversorgung darstellt. Die Mobilisierung dieses Potenzials ist eine zentrale Aufgabe für die zukünftige Rohstoffstrategie.

Diese Entwicklung bringt mehrere Zielkonflikte mit sich: Einerseits steht die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Fokus, die ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Andererseits wächst der gesellschaftliche Bedarf an Holz als klimafreundlichem Baustoff und erneuerbarem Rohstoff. Hinzu kommen politisch motivierte Nutzungseinschränkungen und ein sich veränderndes Klima, das den Wald und seine Nutzungsperspektiven zusätzlich belastet. Die Frage lautet, wie eine Versorgungssicherheit erreicht werden kann, ohne den Schutz der Wälder und ihrer vielfältigen Funktionen zu gefährden.

Spannungsfeld Waldnutzung und Naturschutz

Die Balance zwischen nachhaltiger Holznutzung und Naturschutz steht zunehmend auf dem Prüfstand. Nutzungseinschränkungen entstehen auf politischen und naturschutzfachlichen Grundlagen, die oft auf den Erhalt von Biodiversität und Wohlfahrtsfunktionen des Waldes abzielen. Diese sind jedoch nicht immer mit dem Ziel einer optimalen Rohstoffbereitstellung vereinbar. So wurden in den bisherigen Potenzialberechnungen bereits Flächen mit Naturschutzeinschränkungen aus dem Nutzungspotenzial herausgerechnet.

Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von gut gemischten, klimaresistenten Waldstrukturen zu. Die Empfehlung, bei künftigen Jungwaldpflegen einen Nadelholzanteil von mindestens 50 Prozent zu berücksichtigen – vorrangig robustere Arten –, zielt darauf ab, den Bedarf an dringend benötigtem Nadelholz langfristig zu sichern.

Zukunftsperspektiven für die Holzindustrie

Die Zukunft der Holzindustrie hängt stark von der Verfügbarkeit heimischer Rohstoffe ab, insbesondere von Nadelholz. Neben der Herausforderung, das vorhandene Holzpotenzial im Kleinprivatwald zu mobilisieren, steht die Branche vor der Aufgabe, Anpassungen an veränderte Klimabedingungen vorzunehmen. Das bedeutet auch, dass insbesondere Massivholzprodukte, die CO2 langfristig binden, weiterhin eine zentrale Rolle spielen sollen, obwohl das natürliche Potenzial an Laubholz begrenzt ist.

Wichtigste Hemmnisse für die bessere Holznutzung im Überblick:

  • Hohe Nutzungsausschlüsse durch Naturschutzgebiete und politische Vorgaben
  • Schäden durch Klimawandel, die Stammholzanteile und Holzqualität reduzieren
  • Unterbleibende Holzernte auf 44 % der Waldfläche, besonders im Kleinprivatwald
  • Schwierige Mobilisierung von Kleinprivatwald-Potenzialen durch geringe Wirtschaftlichkeit und fehlende Infrastruktur
  • Unzureichende Anpassung der Baumarten-Zusammensetzung an neue Standortbedingungen

Diese Hemmnisse zeigen: Die Diskussion um Deutschlands Holzstrategie ist nicht nur eine fachliche Frage der Forstwirtschaft, sondern betrifft die ganze Gesellschaft. Holz verbindet Klimaschutz, regionale Wirtschaftskraft, Energieversorgung und ressourcenschonendes Bauen. Die Herausforderung besteht darin, die Wälder zukunftsfähig zu gestalten, damit Holz als nachhaltiger Rohstoff dauerhaft und in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Darin spiegelt sich die Notwendigkeit wider, bestehende politisch-ökologische Einschränkungen kritisch zu überprüfen und gemeinsam praktikable Lösungen zu entwickeln. Die kommenden Debatten um Klimawandel, Energie und Baustoffstrategien werden zeigen, wie dieser komplexe Balanceakt gemeistert werden kann.

Die Daten und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Rohholz (AGR).

8 Antworten

  1. … ich mache mir Sorgen um die Zukunft unserer Wälder! Die Idee mit dem Mindestanteil von Nadelholz klingt gut. Aber wie sieht es mit den anderen Baumarten aus? Sind sie nicht auch wichtig?

  2. Ich finde es wichtig, dass wir den Fokus auf Nadelholz legen, wenn wir über zukünftige Waldpflege sprechen. Aber was ist mit der Biodiversität? Wie können wir sicherstellen, dass beide Aspekte berücksichtigt werden?

    1. Das ist ein guter Punkt Edith! Es wäre interessant zu wissen, welche Baumarten als widerstandsfähig gelten und wie diese in unsere Wälder integriert werden können.

    2. … und ich denke auch an die Rolle der Gesellschaft! Wir alle haben Verantwortung für unsere Wälder und sollten uns aktiv für deren Schutz einsetzen.

  3. Die Daten zur Holzversorgung sind wirklich alarmierend. Wie kann es sein, dass in so vielen Wäldern nicht geerntet wird? Wir müssen eine Lösung finden, um die Wälder gleichzeitig zu schützen und das Holzangebot zu sichern.

    1. Ja Nwolf, das ist eine große Herausforderung! Ich frage mich, ob es Anreize für Waldbesitzer gibt, ihre Flächen besser zu nutzen? Vielleicht könnte das helfen.

  4. Ich finde den Artikel sehr aufschlussreich, besonders die Punkte über die Nutzungseinschränkungen im Kleinprivatwald. Es ist erschreckend, dass so viel Waldfläche ungenutzt bleibt. Wie können wir mehr Menschen dazu bringen, sich für den Waldschutz und die Holzernte zu engagieren?

    1. Ich stimme zu, Jens! Ich denke, wir sollten mehr über die Vorteile von nachhaltig bewirtschaftetem Holz informieren. Vielleicht könnten lokale Veranstaltungen helfen, das Bewusstsein zu steigern.

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