Bremen (VBR).
In der jüngsten Verhandlungsrunde am 18. Dezember 2024 in Düsseldorf zwischen dem Zeitungsverlegerverband BDZV und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, begleitet vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV), zeichneten sich erneut Spannungen ab. Trotz eines neuen Angebots des BDZV gelang es nicht, eine Einigung zu erzielen. Das Angebot umfasste Gehaltserhöhungen in drei Schritten: 120 Euro ab Januar 2025, gefolgt von 1,5 Prozent ab August 2026 und schließlich 1,0 Prozent im Jahr 2027. Diese Vorschläge stießen jedoch bei der Verhandlungskommission von dju in ver.di auf entschiedene Ablehnung.
Matthias von Fintel, der Verhandlungsführer von ver.di, äußerte scharfe Kritik an der Haltung des BDZV. „Die BDZV-Vertreterinnen lassen kein Verständnis für die wirtschaftlichen Erwartungen der Zeitungsjournalistinnen in ihren Verlagen erkennen. Ein Angebot mit weniger Netto-Wirkung als die Tarifzahlungen im Jahr 2024 […]. So konnten wir heute keinen Schritt vorankommen" (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Er hob auch hervor, dass es keine Bereitwilligkeit gebe, über den Einsatz von KI-Tools im Redaktionsalltag verbindliche Regelungen zu treffen. Die Begründung des BDZV, dies aus angeblichen Tendenzschutz-Gründen abzulehnen, wurde von ihm harsch als "Realitätsverweigerung" bezeichnet.
Zusätzlich verdeutlichte der BDZV seine Gegenforderungen: Einkommensschritte basierend auf Berufserfahrung sollen künftig nur nachgewiesen werden durch eigenständig organisierte Weiterbildungen. Diese Weiterbildung soll ohne finanzielle oder logistische Unterstützung der Verlage geschehen. Zudem würde dies bedeuten, dass viele Redakteur*innen auf Einstiegsgehältern stagnieren. Bei Übernahme zusätzlicher Aufgaben sind nun keine tariflichen Höhergruppierungen vorgesehen; anstelle dessen sollen Zulagen individuell verhandelt werden. Wichtig ist zudem, dass Vorbeschäftigungszeiten lediglich für Jahre in Zeitungsberufen angerechnet werden sollen, Erfahrungen aus anderen Mediengattungen wie Rundfunk oder Zeitschriften würden nur vereinzelt anerkannt.
Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die angespannte Situation in der Branche. Auf der einen Seite stehen die journalistischen Fachkräfte, die berechtigterweise bessere Gehaltsstrukturen und berufliche Sicherheit fordern. Auf der anderen Seite scheint der BDZV zögerlich zu reagieren und legt teils restriktive Vorschläge vor. Die Verhandlungen werden am 28. Januar 2025 fortgesetzt, und es bleibt abzuwarten, ob dann Fortschritte erzielt werden können.
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Medien-Info: Tarifverhandlung Zeitungsredaktionen: Vierte Runde ohne Ergebnis
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Einblick in die Herausforderungen der Tarifverhandlungen im Mediensektor
Die fortlaufenden Tarifverhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), dem Deutschen Journalisten Verband (DJV) und dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sind ein Spiegelbild der weitreichenden Veränderungen, die den Mediensektor in Deutschland prägen. Die Anforderungen und Erwartungen der Arbeitnehmer treffen hier auf die wirtschaftlichen und strukturellen Bedenken der Verleger. Matthias von Fintel, der Verhandlungsführer von ver.di, fasst das fehlende Verständnis der Arbeitgeber für die Bedürfnisse der Zeitungsjournalistinnen und -journalisten pointiert zusammen.
Historisch betrachtet standen solche Auseinandersetzungen häufig vor ähnlichen Herausforderungen. Seit Jahrzehnten erkennen wir in tarifgebundenen Branchen eine Verschiebung der Machtbalance, die oft dazu führte, dass Gewerkschaften verstärkt für ihre Interessen kämpfen mussten. Besonders im digitalen Zeitalter, in dem KI-Tools und technologische Erweiterungen den Arbeitsalltag tiefgreifend beeinflussen, wächst die Komplexität dieser Verhandlungen. Gewerkschaften fordern daher nicht nur transparente Bezüge, sondern auch klare Regelungen, um den Einsatz neuer Technologien zu steuern.
Ein zentraler Streitpunkt ist die Frage nach der Anerkennung von Qualifikationen jenseits traditioneller Medienbetriebe. Der Vorschlag des BDZV, relevante Berufserfahrungen außerhalb von Zeitungsredaktionen kaum anzuerkennen, sorgt hierbei für Unmut. Dies spiegelt ein tieferliegendes Problem wider: Die Anerkennung multidisziplinärer Erfahrungen wird zunehmend zum Kriterium in einer sich diversifizierenden Medienlandschaft.
Ein Blick auf ähnliche internationale Entwicklungen zeigt, dass Medienunternehmen weltweit mit vergleichbaren Fragen ringen: Wie können Redaktionen wettbewerbsfähig bleiben, während sie gleichzeitig faire Löhne und Arbeitsbedingungen bieten? In Ländern wie Frankreich und Großbritannien sehen wir Richtlinien und Vereinbarungen, die die Integration technischer Innovationen fördern, jedoch bei der Einhaltung bestimmter sozialer Standards kompromissbereit bleiben.
Der derzeitige Stillstand könnte auch zur Eskalation führen – Szenarien, die in anderen Branchen bereits beobachtet wurden, etwa durch Streiks oder Arbeitsniederlegungen. Die anstehenden Gespräche am 28. Januar 2025 bieten jedoch erneut eine Gelegenheit für beide Seiten, Lösungen zu erarbeiten, die sowohl den ökonomischen Notwendigkeiten der Verleger als auch den gerechtfertigten Ansprüchen der Journalistenschaft entsprechen.
Abschließend bleibt die Hoffnung, dass alle Beteiligten zu einem Verständnis gelangen, das langfristig den Erhalt eines qualitativ hochwertigen und dennoch wirtschaftlich tragfähigen Journalismus in Deutschland sichert. Die kommenden Monate könnten somit wegweisend für die Zukunft der Branche sein.
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