VIER PFOTEN startet Nothilfe-Einsatz für über 60 Großkatzen und Bären im ehemaligen Zoo Luján

Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat einen Nothilfe-Einsatz für über 60 Großkatzen und zwei Braunbären im ehemaligen Zoo Luján in Argentinien gestartet. Seit dem 23. Oktober 2025 untersuchen Tierärzt:innen die Tiere in einer provisorischen Feldstation und führen bei Bedarf Notoperationen durch. Der Einsatz soll bis Ende November dauern und ist die größte derartige Untersuchung bei Großkatzen in Lateinamerika.
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Inhaltsübersicht

– VIER PFOTEN leistet Nothilfe für über 60 Großkatzen und Bären in Argentinien
– Der ehemalige Zoo Luján wurde 2020 wegen Tierschutzverstößen geschlossen
– Ziel ist ein landesweites Verbot der privaten Haltung von Großkatzen

Nothilfe für über 60 Großkatzen: VIER PFOTEN startet Rettungseinsatz in Argentinien

Seit dem 24. Oktober 2025 leistet ein Expertenteam von VIER PFOTEN im ehemaligen Zoo Luján in der Provinz Buenos Aires komplexe Nothilfe für vernachlässigte Zootiere. Bis Ende November 2025 werden die Tierärzt:innen und Wildtierexpert:innen mehr als 60 Großkatzen und 2 Bären tierärztlich untersuchen*.

Die einmonatige tierärztliche Untersuchung stellt eine enorme logistische Herausforderung dar. Der Zoo war bereits 2020 aufgrund schwerwiegender Tierschutzbedenken geschlossen worden*.

„Wir haben ernsthafte Bedenken in Bezug auf die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere. Einige von ihnen benötigen dringend Hilfe. Um zu überprüfen, wie es den Tieren wirklich geht, müssen wir den Gesundheitszustand jedes einzelnen Tieres überprüfen“, erklärt Tierarzt Dr. Amir Khalil, der den Nothilfe-Einsatz von VIER PFOTEN in Argentinien leitet.

Die aktuelle Rettungsaktion baut auf früheren Maßnahmen auf: Nach der ersten augenscheinlichen Begutachtung im August 2025 und der Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit der argentinischen Regierung im Juli 2025 übernimmt VIER PFOTEN nun die Verantwortung für die Pflege der Großkatzen und Bären vor Ort. Das Memorandum of Understanding verfolgt das gemeinsame Ziel, die private Haltung und den kommerziellen Handel mit Großkatzen in Argentinien zu beenden.

„Doch unsere Arbeit hier endet nicht mit der tierärztlichen Untersuchung. Wir planen bereits die nächsten Schritte, um den Tieren eine bessere Zukunft zu geben“, betont Dr. Khalil. Alle Löwen, Tiger und Bären werden sediert und in einer provisorisch errichteten tierärztlichen Feldstation vor Ort untersucht, wo zwei Tierärzt:innen-Teams notwendige Untersuchungen durchführen und bei Bedarf Notoperationen vornehmen.

Hintergrund: Haltungspraxis und frühere Fälle

Die Probleme im ehemaligen Zoo Luján sind kein Einzelfall, sondern spiegeln strukturelle Schwierigkeiten im Umgang mit Großkatzen in Argentinien wider. Besucher berichteten in den letzten Jahren auf Tripadvisor von deutlich zu kleinen und verschmutzten Gehegen*.

Frühere Rettungen und Fälle

Im Jahr 2022 wurden Tiger aus der Corredores-Einrichtung gerettet und nach Südafrika gebracht* . Dieser Fall zeigt ein wiederkehrendes Muster: Immer wieder werden Großkatzen in Argentinien unter problematischen Bedingungen gehalten und benötigen internationale Hilfe.

Gesetzeslage und Vollzug

Die rechtliche Situation ist seit Mai 2023 klar: Die Privathaltung von Großkatzen in Argentinien ist grundsätzlich verboten* . Die Umsetzung des Verbots gestaltet sich jedoch schwierig, sodass Tiere weiterhin in unzureichenden Einrichtungen verbleiben müssen. Diese Vollzugsprobleme verdeutlichen, dass rechtliche Regelungen allein nicht ausreichen, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten.

Zahlen und Perspektiven im regionalen Vergleich

Die Dimension des Problems der Großkatzenhaltung in Argentinien lässt sich durch aktuelle Schätzungen und regionale Vergleichswerte besser einordnen. In Argentinien leben Schätzungen zufolge mindestens 200 Großkatzen.* Diese Zahl verdeutlicht die Größenordnung des lokalen Problems, das über den konkreten Fall des ehemaligen Zoos Luján hinausgeht.

Im regionalen Vergleich zeigen die Kapazitäten von Rettungsaktionen in Lateinamerika eine andere Perspektive: Durchschnittlich 30 bis 60 Großkatzen und Bären werden durch solche Einsätze jährlich befreit (Zeitraum: 2015–2024).* Diese regionale Rettungsrate macht deutlich, dass die Bewältigung der Situation in Argentinien besondere Anstrengungen erfordert.

Die folgende Tabelle stellt die zentralen Zahlen gegenüber:

Angabe Wert Einheit Quelle / Stand
Geschätzte Großkatzen in Argentinien ≥200 Tiere Stand: Mai 2023*
Durchschnittlich jährlich gerettete Großkatzen und Bären in Lateinamerika 30–60 Tiere Zeitraum: 2015–2024*
Aktuell im Fokus: Tiere im ehemaligen Zoo Luján >60 Tiere Pressemitteilung Oktober 2025*

Die Gegenüberstellung zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen dem geschätzten Bestand betroffener Tiere in Argentinien und den durchschnittlichen Rettungskapazitäten in der Region. Der aktuelle Einsatz im ehemaligen Zoo Luján mit über 60 Tieren allein entspricht bereits der oberen Grenze der jährlichen regionalen Rettungsrate und unterstreicht die außergewöhnliche Größe dieser einzelnen Maßnahme.

Auswirkungen und mögliche nächste Schritte

Die Rettungsaktion im ehemaligen Zoo Luján wirft grundlegende Fragen zur Umsetzung von Tierschutzgesetzen auf. Trotz bestehender gesetzlicher Regelungen zur Haltung von Großkatzen in Argentinien zeigen die Vorfälle massive Vollzugsprobleme in der Praxis. Die überfüllten Gehege und mangelhaften Zustände dokumentieren eine systematische Lücke zwischen rechtlichem Anspruch und tatsächlicher Kontrolle.

Die Kapazitätsfrage stellt eine weitere zentrale Herausforderung dar. Jährlich befreien Rettungsaktionen in Lateinamerika durchschnittlich 30 bis 60 Großkatzen und Bären aus Zoos und illegalen Haltungen, die meisten Tiere werden in ausländische Schutzrefugien überführt (Zeitraum 2015–2024)*. Umsiedlungen und artgemäße Unterbringung erfordern begrenzte Ressourcen. Ohne ausreichende Schutzzentren und spezialisierte Einrichtungen bleiben Notfallaktionen wie in Luján Einzelfälle, statt nachhaltige Lösungen zu schaffen.

Konkrete Maßnahmen für langfristige Verbesserungen

Drei Ansätze könnten die Situation langfristig verändern: Erstens braucht es effektivere Kontrollmechanismen und regelmäßige Überprüfungen bestehender Einrichtungen. Zweitens muss der Ausbau von Schutzzentren und Auffangstationen vorangetrieben werden, um Kapazitäten für beschlagnahmte Tiere zu schaffen. Drittens bietet sich internationale Zusammenarbeit an – sowohl beim Wissenstransfer über artgemäße Haltung als auch bei der Koordination von Rettungseinsätzen.

Für Politik und Kommunen bedeutet dies: Frühwarnsysteme etablieren, behördliche Kapazitäten stärken und Budgets für Tierschutz priorisieren. Die Öffentlichkeit kann durch bewussten Konsum – etwa Verzicht auf Tierattraktionen mit fragwürdigen Haltungsbedingungen – Druck aufbauen. Der Fall Luján zeigt: Nachhaltiger Tierschutz erfordert mehr als Notfallmaßnahmen. Er braucht ein funktionierendes Zusammenspiel aus Gesetzen, Kontrolle und Infrastruktur.

Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung von VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

Weiterführende Quellen:

12 Antworten

  1. Die Probleme mit der Haltung von Großkatzen sind nicht neu und ich bin froh dass endlich Maßnahmen ergriffen werden.

  2. Ich finde die Rettungsaktion von VIER PFOTEN sehr wichtig und notwendig! Die Situation der Tiere im Zoo Luján macht mich traurig und wütend zugleich.

  3. Es freut mich zu hören, dass VIER PFOTEN aktiv wird und die Tiere versorgt. Aber wie sieht die Zukunft für diese Großkatzen aus? Wo sollen sie letztlich leben?

    1. Das ist eine berechtigte Frage! Vielleicht sollten sie in große Schutzgebiete umgesiedelt werden. Es wäre schön zu wissen, wie das konkret geplant wird.

  4. Die Schließung des Zoos war ein notwendiger Schritt, aber ich finde es traurig, dass so viele Tiere leiden mussten. Wie kann man sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passiert? Vielleicht könnte mehr Aufklärung helfen!

    1. Auf jeden Fall! Bildung über Tierschutz sollte in Schulen integriert werden. Die Menschen müssen wissen, was hinter diesen Attraktionen steckt.

  5. Es ist wirklich erschreckend zu hören, was mit den Tieren im Zoo Luján passiert ist. Wie kann es sein, dass solche Zustände weiterhin existieren? Ich finde es großartig, dass VIER PFOTEN jetzt hilft! Gibt es Pläne für dauerhafte Schutzmaßnahmen?

    1. Ich frage mich, ob die Regierung genug tut, um solche Missstände zu verhindern. Kann man nicht einfach strengere Gesetze machen? Ich hoffe die Tiere bekommen schnell Hilfe!

    2. Ja, das ist wirklich wichtig! Aber wie werden diese Maßnahmen kontrolliert? Gibt es eine Möglichkeit für Bürger, sich zu engagieren?

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