VIER PFOTEN fordert Verbot von Tiertransporten: Dringender Handlungsbedarf für mehr Tierschutz in Deutschland

VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

Protest am Brandenburger Tor: VIER PFOTEN fordert Ende grausamer Tiertransporte

Am Internationalen Tag gegen Tiertransporte demonstrieren VIER PFOTEN und weitere Organisationen mit einer auffälligen Aktion am Brandenburger Tor gegen das anhaltende Leiden von Rindern und anderen Tieren während langwieriger Transporte in Drittstaaten außerhalb der EU. Mit einem vier Meter hohen Kuhmodell und Informationsständen machen sie auf die teils quälenden Bedingungen aufmerksam, unter denen die Tiere leiden müssen. Die Kampagne richtet sich ausdrücklich an Verbraucherinnen und Verbraucher, um Öffentlichkeit für diese Problematik zu schaffen. Ziel ist es, ein landesweites Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten durchzusetzen, mehr Transparenz in Kontrollverfahren zu erreichen und die Strafverfolgung bei Verstößen konsequenter zu gestalten.

Die Dringlichkeit des Protests formuliert Nadine Miesterek, Kampagnenverantwortliche bei VIER PFOTEN Deutschland, eindringlich: „Jubiläen sind etwas zum Feiern, doch der inzwischen zehnte internationale Jahrestag gegen Tiertransporte lehrt uns eher das Fürchten: Er erinnert uns daran, dass auch heute noch grausame Lebendtiertransporte gang und gäbe sind. Die vergangenen Jahre waren geprägt von grauenhaften Transportunfällen und von umfassendem Behördenversagen in den Bereichen Transportkontrollen, Schutz vor Unfällen, Einhaltung der geltenden Tierschutzvorschriften und Strafverfolgung. Das darf so nicht weitergehen.“

Ein besonders dramatisches Beispiel für dieses Versagen liegt noch nicht einmal ein Jahr zurück. Im Herbst 2024 startete ein Transport mit 69 schwangeren Jungkühen aus Brandenburg in Richtung Türkei. Aufgrund eines Datenbankfehlers wurde dem Transport die Einreise verwehrt, während auch die Rücknahme durch die EU abgelehnt wurde. Die Tiere strandeten wochenlang an der bulgarisch-türkischen Grenze, viele verendeten qualvoll im Lkw, die Überlebenden wurden anschließend im Schlachthof getötet. VIER PFOTEN erstattete Anzeige, jedoch „passiert ist seitdem nichts“, wie Miesterek berichtet. Untersuchungen und Strafanzeigen scheitern häufig an fehlender Kooperation der Behörden und mangelnder Transparenz.

Diese Problematik fasst die Organisation unter dem Begriff „Blackbox Tiertransporte“ zusammen: Zustände, die von einem umfassenden Behördenversagen geprägt sind und sich durch fehlende Zugänglichkeit von tierschutzrelevanten Dokumenten charakterisieren. Für VIER PFOTEN ist klar, dass sich dies ändern muss: „Mehr Transparenz, öffentlicher Zugang zu tierschutzrelevanten Dokumenten und ein nationales Drittlandexportverbot sind notwendig, um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern und im Fall von Verstößen eine Strafverfolgung zu ermöglichen.“

Die Forderungen der Tierschutzorganisation konzentrieren sich auf ein nationales Verbot von Lebendtiertransporten in Drittländer außerhalb der EU sowie auf eine lückenlose Erfassung aller Transportdaten. Zudem sollen Informationen zu Transportunfällen und betroffenen Tieren zentral erfasst und auch Tierschutzorganisationen zugänglich gemacht werden. Nur so ließen sich die bestehenden Missstände nachhaltig bekämpfen und das Leid der Tiere bei Transporten reduzieren.

Tiertransporte: Wie groß ist das Problem – und wie entwickelt sich die Situation?

Tiertransporte sind ein globales Thema, das weit mehr als reine Tierschutzdebatten betrifft. Sie verbinden komplexe logistische Abläufe mit rechtlichen Regelungen und politischen Entscheidungen. Gleichzeitig spiegeln sie gesellschaftliche Wertvorstellungen zum Umgang mit Tieren wider. Die vielfach langen und oft schlecht kontrollierten Fahrten über Landesgrenzen hinweg bergen erhebliche Risiken für das Wohl der Tiere. Dabei handelt es sich nicht nur um Einzelfälle, sondern um ein systemisches Problem mit Folgen, die weit über Tierschützer hinausgehen.

Internationale Tiertransporte funktionieren in der Praxis meist als kettenförmige Transporte, bei denen Tiere über viele Stunden, manchmal sogar Wochen, in LKWs oder anderen Transportmitteln über Ländergrenzen gebracht werden. Dabei müssen sie wiederholt versorgt werden, aber diese Pausen sind häufig unzureichend organisiert. Die Tiere sind hohen Stressbelastungen, schlechten klimatischen Bedingungen und Verletzungsgefahren ausgesetzt. Besondere Herausforderungen entstehen, wenn Transporte in Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union führen. Hier fallen Tierschutzstandards oft niedriger aus oder werden nicht konsequent kontrolliert.

Ein Beispiel für die Komplexität solcher Transporte zeigte sich im Herbst 2024, als 69 schwangere Jungkühe aus Brandenburg in Richtung Türkei unterwegs waren. Aufgrund eines Datenbankfehlers wurde ihnen die Einreise verwehrt, und eine Rückkehr in die EU wurde ebenfalls abgelehnt. Die Tiere verbrachten daraufhin Wochen in einem Grenzgebiet, viele starben qualvoll, andere wurden ohne Betäubung getötet. Diese Tragödie machte nicht nur auf das Leid aufmerksam, sondern zeigte auch systematische Defizite bei Behörden und Kontrollen. Trotz zahlreicher Strafanzeigen von Tierschutzorganisationen führten mangelnde Transparenz und behördliches Versagen dazu, dass kaum Konsequenzen gezogen wurden.

Die Frage, warum das Thema Tiertransporte einer breiteren gesellschaftlichen Aufmerksamkeit bedarf, lässt sich daher leicht beantworten: Es geht nicht nur um die Tiere, sondern um unser Verständnis von Verantwortung, Rechtssicherheit und Transparenz im Umgang mit Lebewesen. Fehlende öffentliche Einsicht in relevante Dokumente und Versäumnisse bei Aufklärung und Strafverfolgung belasten das Vertrauen in Kontrollinstanzen und werfen ethische Fragen auf.

Vor diesem Hintergrund gewinnen politische Entwicklungen und gesellschaftlicher Wandel entscheidende Bedeutung: Forderungen nach einem nationalen Verbot von Tiertransporten in Drittländer außerhalb der EU sollen solche Katastrophen künftig verhindern. Zusätzlich wird eine lückenlose Erfassung aller Transportdaten, von innerdeutschen bis zu internationalen Wegen, gefordert sowie ein transparenter Zugang zu tierschutzrelevanten Informationen – auch für die Öffentlichkeit und Tierschutzorganisationen.

Wie funktionieren internationale Tiertransporte in der Praxis?

Im Kern sind internationale Tiertransporte komplexe logistische Vorgänge, die mehrere Akteure und Staaten involvieren. Die Tiere werden oft auf Bauernhöfen oder Sammelstellen verladen und in speziellen LKWs über Straßen oder im kombinierten Verkehr transportiert. Dabei:

  • Kommen Tiere über Stunden oder gar Tage ohne artgerechte Ruhepausen aus. Die Unterbringung ist eng, und Belastungen durch Hitze oder Kälte sind hoch.
  • Grenzüberschreitende Kontrollen variieren stark, je nachdem wie strenge Vorschriften und Kontrollen im jeweiligen Land umgesetzt werden.
  • Drittländer außerhalb der EU haben häufig geringere Tierschutzstandards, während die EU-Tiertransportverordnung in Europa gewisse Mindestanforderungen vorsieht.
  • Transportpapiere und Genehmigungen sind entscheidend, doch Fehler oder mangelnde Abstimmung zwischen Behörden können Transporte verzögern oder blockieren – mit Folgen für das Tierwohl, wie der Fall aus Brandenburg-Türkei zeigt.
  • Behördliche Überwachung und Kontrolle sind oft unzureichend. Viele Verstöße bleiben unerkannt oder werden nicht konsequent verfolgt.

Welche Alternativen gibt es – und wie handeln andere Staaten?

Um Tiertransporte zu minimieren oder gar zu verhindern, spielen verschiedene Ansätze eine Rolle. Andere Länder zeigen unterschiedliche Strategien, um dem Tierleid entgegenzuwirken:

  • Exportverbote für Lebendtiertransporte in Drittstaaten gibt es bereits in einigen Ländern, die damit den Fokus auf regionale Schlachtung und Verarbeitung setzen.
  • Förderung und Ausbau der lokalen Verarbeitung vor Ort reduzieren die Notwendigkeit langer Transporte und damit die Belastung für die Tiere.
  • Strengere Kontrollen und digitale Überwachungssysteme erhöhen die Transparenz und die Einhaltung von Standards während der Fahrt.
  • Investitionen in alternative Transportwege oder bessere Transportbedingungen wie klimatisierte Fahrzeuge, kürzere Fahrtzeiten oder optimierte Pausenpläne werden erprobt.
  • Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft, verbunden mit politischen Initiativen, bewegt Handel, Handelspartner und Verbraucher hin zu tierschonenderen Lösungen.

Diese Ansätze greifen in ihrer Wirkung oft ineinander und basieren auf einem veränderten Verständnis dafür, wie mit Tieren in der Landwirtschaft verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Im Zentrum steht die Anerkennung, dass lange Transportzeiten für Tiere nicht hinnehmbar sind und dass sowohl Politik als auch Gesellschaft hierfür Verantwortung tragen.

Das Thema Tiertransporte fordert daher nicht nur einen Blick auf das Leid der Tiere, sondern auch auf die politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Prioritäten, die diese Praxis aktuell noch möglich machen. Mehr Transparenz, konsequentere Kontrollen und ein gesellschaftlicher Wandel hin zu nachhaltigen Alternativen können hier entscheidend zu einer Verbesserung beitragen.

Blick nach vorn: Perspektiven für eine Trendwende im Tierschutz

Der öffentliche Druck auf Politik und Gesellschaft, den Umgang mit Lebendtiertransporten grundlegend zu verändern, bleibt spürbar. Trotz wiederkehrender Missstände und eingestellter Ermittlungen setzen Organisationen wie VIER PFOTEN mit Aktionen und Forderungen deutliche Impulse. Das zentrale Anliegen: ein nationales Verbot von Tiertransporten in Drittländer außerhalb der EU, begleitet von mehr Transparenz und Strafverfolgung.

Zwar haben Tragödien wie der Tiertransport im Herbst 2024 gezeigt, wie dringend Veränderungen sind, doch in der aktuellen Debatte zeichnen sich auch positive Entwicklungen ab. Die Forderung nach lückenloser Erfassung aller Transportdaten und einem offenen Zugang zu tierschutzrelevanten Informationen könnte künftig helfen, die Kontrolle über den Transportprozess zu verbessern.

Gesellschaftlich wächst das Bewusstsein für das Leiden der Tiere auf ihren langen Transportwegen. Dadurch steigt die Erwartung an politische Entscheidungsträger, verbindliche Regeln und wirksame Kontrollen durchzusetzen. Diese Dynamik hält die Chance offen, dass sich über Jahre verfestigte Missstände durch mehr Transparenz und konsequente Politik durchbrechen lassen.

Bleibt der öffentliche Druck aufrecht, können Schwachstellen wie Behördenversagen und mangelnde Strafverfolgung sichtbar gemacht und adressiert werden. Damit eröffnen sich Perspektiven, den Schutz der Tiere langfristig zu stärken und grausame Transporte zu beenden.

Diese Berichterstattung basiert auf einer Pressemitteilung von VIER PFOTEN, 14. Juni 2025.

8 Antworten

  1. Echt schlimm sowas wie mit den Kühen aus Brandenburg! Ich hoffe die Leute wachen endlich auf und kämpfen dafür dass sowas nicht mehr passiert! Was kann man tun um das zu stoppen?

  2. .Es ist traurig zu hören was mit den Tieren passiert ist! Wir brauchen dringend eine Veränderung im Tierschutzgesetz! Hat jemand Vorschläge wie wir aktiv werden können? Wir müssen das Thema ernst nehmen.

  3. Ich unterstütze die Forderung nach einem Verbot von Lebendtiertransporten in Drittländer. Es ist schockierend zu sehen, wie Tiere leiden müssen. Wie können wir sicherstellen, dass diese Gesetze auch durchgesetzt werden?

    1. Das ist eine berechtigte Frage, Jonas! Vielleicht sollten Tierschutzorganisationen noch intensiver mit der Politik zusammenarbeiten und ihre Forderungen lauter artikulieren.

    2. Ich denke auch, dass Aufklärung wichtig ist. Wenn mehr Menschen die Hintergründe verstehen, könnte sich vielleicht etwas ändern! Was haltet ihr von einer Online-Petition?

  4. Die Missstände bei den Tiertransporten sind wirklich erschreckend. Warum gibt es nicht mehr Transparenz in den Kontrollen? Ich glaube, dass wir als Verbraucher auch Druck ausüben können. Was denkt ihr darüber?

  5. Ich finde die Aktion am Brandenburger Tor sehr wichtig, um auf die grausamen Bedingungen der Tiertransporte aufmerksam zu machen. Aber was kann jeder Einzelne tun, um das Thema voranzutreiben? Ich hoffe auf mehr Engagement von der Gesellschaft.

    1. Das ist ein guter Punkt, Klaus! Vielleicht sollten wir auch in den sozialen Medien mehr über solche Aktionen berichten. Je mehr Menschen davon erfahren, desto besser!

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