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Am 29. Mai 2025 warnte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), vor den finanziellen Folgen eines vorgezogenen Ziels zur Klimaneutralität in Hamburg. Die Mehrheit der sozialen Wohnungsunternehmen in der Stadt hält es für nicht umsetzbar, die Klimaneutralität bereits 2040 erreichen zu wollen. Eine aktuelle Umfrage unter VNW-Mitgliedern offenbart, dass 79 Prozent dieser Unternehmen gegen das Vorziehen der Frist sind. Lediglich 2 Prozent der Befragten zeigen sich optimistisch und hätten kein Problem mit der neuen Zielsetzung.
Ein geplanter Volksentscheid in diesem Herbst könnte die Bürger Hamburgs vor die Wahl stellen, ob die Stadt dieses ambitionierte Ziel anstreben soll. Gleichzeitig haben mehr als 150 europäische Unternehmen und Investoren die EU aufgefordert, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 90 Prozent zu reduzieren, darunter auch die Hamburger Otto-Gruppe.
Breitner bezeichnet das Vorziehen der Klimaneutralität als „Operation am offenen Herzen“ und hebt hervor, dass die damit verbundenen Kosten unbezahlbar seien. Um in Hamburg den Gebäudebestand klimaneutral zu machen, wären mindestens 40 Milliarden Euro notwendig. Bei rund 900.000 Wohnungen ergibt sich demnach eine durchschnittliche Investition von 45.000 Euro pro Wohnung, was eine Erhöhung der Mieten um ein bis zwei Euro pro Quadratmeter zur Folge hätte.
„Niemand kann heute sagen, ob es am Ende funktioniert, Klimaneutralität früher zu erreichen und ob das wirklich dazu führt, klimaschädliche Emissionen nennenswert zu reduzieren“, so Breitner. Er fordert einen ehrlichen Kassensturz und betont: „Die Menschen müssen wissen, dass es sie am Ende viel Geld kosten wird.“
Breitner lenkt die Aufmerksamkeit auf den Unterschied zwischen Handelsunternehmen wie der Otto-Gruppe und der Wohnungswirtschaft. Während Handelsunternehmen ihre Produkte schnell klimaschonend umstellen können, müssen soziale Vermieter über Jahrzehnte hinweg ihre Bestände verwalten. „Eine Wohnungsbaugesellschaft verkauft ihre Produkte nicht auf nimmer Wiedersehen. Unsere vor sechzig Jahren erbauten Wohnungen sind noch da und müssen genauso wie Neubauten dekarbonisiert werden“, erklärt er.
Er appelliert an die Verantwortlichen, die Anliegen der Wohnungswirtschaft ernst zu nehmen. „Wer die sozialen Folgen ausblendet, handelt blauäugig.“ Breitner betont, dass ein vorzeitiges Festlegen auf Klimaneutralität die Mieter überfordern könnte und sogar populistischen Kräften Vorschub leisten könnte, die den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel leugnen.
Studien zeigen zudem, dass die VNW-Mitglieder bei der energetischen Sanierung ihrer Bestände schneller vorankommen als private Vermieter. „Die Sanierungstiefe liegt bei VNW-Unternehmen bei über zwei Prozent, der Branchendurchschnitt beträgt nur ein Prozent“, stellt Breitner fest.
Breitner ist sich der Verantwortung der VNW-Mitgliedsunternehmen für den Klimaschutz bewusst. Diese unternehmen schrittweise energetische Sanierungen, während sie darauf achten, ihre Mieter nicht übermäßig zu belasten. „Sanierung ist teuer, und die Mieten sind neben begrenzten öffentlichen Förderungen die einzigen Einkommensquellen der sozialen Vermieter“, erklärt er.
Zur Frage der sozialen Gerechtigkeit und des bezahlbaren Wohnraums in Hamburg äußert sich Breitner besorgt: „Wir können Klimaneutralität nur bei drastisch steigenden Mieten erreichen. Der Dialog darf nicht nur um ökologische Ziele kreisen, sondern muss auch die sozialen Auswirkungen berücksichtigen.“
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Umfrage: Eine deutliche Mehrheit der sozialen Vermieter hält Vorziehen von …
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Herausfordernde Balance zwischen Klimazielen und sozialen Aspekten
In Anbetracht der jüngsten Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des VNW, die eine deutliche Ablehnung eines Vorziehens der Klimaneutralität auf 2040 zeigt, wird das Spannungsfeld zwischen umweltpolitischen Zielen und sozialen Herausforderungen besonders sichtbar. Der Vorschlag, Klimaneutralität fünf Jahre früher zu erreichen, hat die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Der VNW-Direktor Andreas Breitner weist darauf hin, dass die damit verbundenen Investitionen von mindestens 40 Milliarden Euro unverhältnismäßig hohe Kosten für die Mieter mit sich bringen würden.
Vergleichbare Entwicklungen konnte man in anderen europäischen Städten beobachten, wo ähnliche Klimaziele zu einem drastischen Anstieg der Mieten führten, was letztlich die soziale Verdrängung armer Haushalte zur Folge hatte. Ein bedeutendes Beispiel hierfür ist die Stadt Paris, wo die implementierten strengen Klimaschutzmaßnahmen zu einem Anstieg der Mietpreise geführt haben, woraufhin viele einkommensschwache Bürger in die peripheren Regionen abwandern mussten. Diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, Klimaschutzmaßnahmen in einem sozialen Kontext zu betrachten.
Die Tatsache, dass 79 Prozent der VNW-Mitglieder eine vorzeitige Umsetzung ablehnen, verdeutlicht das Bedürfnis nach einer realistischen und ausgewogenen Herangehensweise. Es ist unerlässlich, dass zukünftige Klimaschutzstrategien nicht nur auf die Erreichung ökologischer Ziele ausgerichtet sind, sondern auch sicherstellen, dass die Mieten für die Hamburger Bevölkerung weiterhin erschwinglich bleiben.
Zusätzlich sind die Kunststoffe politischer und gesellschaftlicher Widerstand gegen zu weitreichende und schnelle Veränderungen nicht zu unterschätzen. Angesichts der zunehmenden Unzufriedenheit der Mieter aufgrund steigender Kosten könnten sich populistische Bewegungen verstärken, die einfache Lösungen bieten, während sie gleichzeitig die dringend erforderlichen komplexen Debatten um den Klimawandel ausblenden. Daher ist es entscheidend, dass sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch die Wirtschaft klare Kommunikationsstrategien entwickeln und sich in einen Dialog mit den Bürgern begeben, um Missverständnisse und Ängste vor steigenden Lebenshaltungskosten zu vermeiden.
In der gesamten Diskussion um Klimaneutralität und Mietpreise wird die Notwendigkeit eines ehrlichen Kassensturzes immer deutlicher. Eine transparente Kalkulation der erforderlichen Investitionen und deren Auswirkungen auf die Mietentwicklung ist von größter Bedeutung, um sowohl den Klimaschutz als auch das soziale Wohl der betroffenen Bürger in Einklang zu bringen. Das Beispiel Hamburg könnte als Modell für andere Städte dienen, indem es zeigt, dass ökologische Verantwortung nicht auf Kosten des sozialen Friedens gehen darf.
Weiterführende Informationen auf Wikipedia
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8 Antworten
‚Operation am offenen Herzen‘ ist ein starkes Bild! Ich frage mich allerdings, ob es vielleicht bessere Wege gibt als diesen radikalen Ansatz? Was haltet ihr von flexibleren Modellen für Wohnungen?
‚Flexibilität‘ ist sicherlich wichtig! Aber wie können wir diese flexiblen Modelle konkret umsetzen? Das wäre interessant zu diskutieren.
Es ist besorgniserregend zu hören, dass Mieten steigen könnten. Ich denke, wir sollten unbedingt mehr über soziale Gerechtigkeit reden! Was meint ihr dazu? Welche Maßnahmen könnten helfen?
Ekorner, da stimme ich dir absolut zu! Vielleicht sollten wir auch mehr öffentliche Förderungen in Betracht ziehen? Das könnte eine Lösung sein.
Ich kann Breitners Punkte gut nachvollziehen. Aber wie wäre es, wenn man schrittweise an die Klimaziele ran geht? Würde das nicht helfen, alle mitzunehmen und die Mieten stabil zu halten?
Das klingt nach einer vernünftigen Idee, Ahmed. Aber wie können wir sicherstellen, dass diese schrittweise Umsetzung auch wirklich funktioniert und niemand zurückgelassen wird?
Ich finde es spannend, dass so viele Unternehmen gegen das Vorziehen der Klimaneutralität sind. Was denkt ihr, welche Alternativen könnten wir in Hamburg haben, um sowohl die Umwelt zu schützen als auch die Mieten im Griff zu behalten?
Ja, Mareike, das ist wirklich ein Dilemma! Vielleicht könnte man mehr auf erneuerbare Energien setzen? Ich frage mich, ob wir damit nicht die Kosten senken könnten?