Bremen (VBR). Am 22. November 2024 prallten in Düsseldorf die beiderseitigen Interessen bei den Tarifverhandlungen für Zeitungsredaktionen aufeinander. Die Gespräche zwischen dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der Gewerkschaft ver.di führten zu keinem Durchbruch. Auch der Deutsche Journalisten Verband (DJV) war anwesend, doch weder bezüglich Tariferhöhungen noch hinsichtlich der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Redaktionen konnte Einigung erzielt werden.
Matthias von Fintel, Verhandlungsführer von ver.di, zeigte sich enttäuscht: Der BDZV machte „keine konkreten Angebote zu Tariferhöhungen“ und blockierte Regelungen zur KI-Nutzung, eine Technologie, die im modernen Journalismus unentbehrlich geworden ist. In seinen Worten (Zitat-Quelle: Pressemitteilung): „Der BDZV hingegen agiert mit tarifpolitischen Scheuklappen“ – ein Vorwurf, der die Besorgnis darüber widerspiegelt, dass Journalistinnen und Journalisten an Effizienzgewinnen durch KI nicht beteiligt werden sollen.
Die Strategie des BDZV sieht keine weiteren Schritte zur finanziellen Entlastung der Journalisten vor. Eine Erhöhung der Vergütung nach Berufsjahren soll nur erfolgen, wenn die Beschäftigten bestimmte Weiterbildungen absolvieren. Jedoch müssten diese eigenverantwortlich organisiert und finanziert werden, ohne Unterstützung der Arbeitgeber. Auf längere Sicht drohen viele Journalistinnen und Journalisten hierdurch auf Einstiegsgehältern festzusitzen. Gleichzeitig ignoriere man wertvolle Erfahrungen aus anderen Mediensektoren wie Rundfunk oder Zeitschriftenverlagen.
Für Matthias von Fintel gibt es hierin einen erkennbaren Rückschritt in der Personalarbeit des BDZV, der nicht mit den Herausforderungen der heutigen Medienlandschaft Schritt halte. Dadurch würde der Journalismus als Berufsfeld zunehmend unattraktiv gemacht (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Der nächste Verhandlungstermin wurde bereits festgelegt: Am 18. Dezember wollen beide Parteien erneut versuchen, Lösungen zu finden, die sowohl den wirtschaftlichen als auch den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden. Die Zukunft des Journalismus hängt entscheidend davon ab, wie innovativ und anpassungsfähig die Branche in Zeiten digitaler Transformation agiert. Es bleibt abzuwarten, ob die kommenden Gespräche frischen Wind in die festgefahrenen Positionen bringen können.
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Tarifverhandlung Zeitungsredaktionen – ohne Ergebnisse zu Tariferhöhungen und KI-Regeln
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Hintergrund und Ausblick auf die Tarifverhandlungen im Journalismus
Die stagnierenden Tarifverhandlungen zwischen dem BDZV und den Journalistengewerkschaften spiegeln ein grundlegendes Spannungsfeld innerhalb der Medienbranche wider, das über die aktuellen Gespräche hinausgeht. Vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten und den damit verbundenen Reallohnverlusten ist der Ruf nach angemessenen Lohnerhöhungen lauter denn je. Entsprechende Debatten sind nicht neu und zeigen Parallelen zu anderen Sektoren, in denen Arbeitnehmerrechte und zeitgemäße Entlohnung zunehmend thematisiert werden.
Besonders brisant ist das Thema der Künstlichen Intelligenz, da deren Einfluss auf die journalistische Arbeit exponentiell wächst. Während Redaktionen weltweit ihren digitalen Wandel beschleunigen, eröffnen sich Fragen nach der Mitbestimmung von Beschäftigten bei der Nutzung KI-generierter Inhalte. Eine ähnliche Debatte fand bereits in der Verlagsbranche statt, als es um den Einsatz algorithmusbasierter Technologien zur Optimierung von Produktionsprozessen ging. Dort wurden schließlich Regelungen eingeführt, die beiderseitige Interessen berücksichtigten und eine Grundlage für partnerschaftliche Zusammenarbeit schafften. Diese Entwicklungen könnten als Orientierung dienen, auch wenn die Weigerung des BDZV, entsprechende Tarifregelungen zu akzeptieren, derzeit wenig Spielraum zu lassen scheint.
Mit Blick auf die kommende Verhandlungsrunde besteht jedoch weiterhin Potenzial für Bewegung. Historisch betrachtet haben Auseinandersetzungen um gerechte Arbeitsbedingungen häufig zu substantiellen Reformen geführt – oft ausgelöst durch anhaltenden Druck der Belegschaften und ihrer Vertretungen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für die Thematik, gekoppelt mit dem Drang vieler Journalisten, ihre Arbeitsumgebungen aktiv mitzugestalten, könnte letztlich den nötigen Impuls für Fortschritte geben. Es bleibt abzuwarten, wie sich beide Parteien positionieren und welche Kompromisse möglicherweise erzielt werden können.
Insgesamt unterstreicht die gegenwärtige Situation die Notwendigkeit eines Umdenkens in der deutschen Medienlandschaft hin zu einem inklusiveren und zukunftsorientierten Miteinander – sowohl technologisch als auch tarifpolitisch. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um herauszufinden, ob die Akteure die Herausforderungen meistern und gemeinsam neue Standards setzen können, die sowohl ökonomische als auch ethische Dimensionen berücksichtigen.
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