90 Jahre Verband Wohneigentum: Zwischen Tradition und aktuellen Herausforderungen

Der Verband Wohneigentum feiert sein 90-jähriges Bestehen und blickt auf neun Jahrzehnte Engagement für bezahlbares und sicheres Wohnen zurück. Verbandspräsident Peter Wegner betont, dass Wohneigentum weiterhin ein Schlüsselthema für lebenswerte Wohnformen bleibt. Der Verband fordert die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Zugang zu Wohneigentum ermöglichen.
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Inhaltsübersicht

– Verband Wohneigentum feiert 2025 sein 90-jähriges Bestehen.
– Ursprung liegt in Selbsthilfebewegungen der Weimarer Republik.
– Setzt sich bundesweit für bezahlbares und familienfreundliches Wohnen ein.

90 Jahre Verband Wohneigentum: Die starke Stimme für das eigene Zuhause

Bonn/Berlin, 09.10.2025 – Der gemeinnützige Verband Wohneigentum begeht in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Aus den Siedler- und Selbsthilfebewegungen der Weimarer Zeit hat sich eine bundesweit aktive Interessenvertretung entwickelt, die heute in allen 16 Bundesländern wirkt.

Verbandspräsident Peter Wegner betonte anlässlich der Jubiläumsveranstaltung in Berlin: „90 Jahre Verband Wohneigentum sind neun Jahrzehnte Engagement für familienfreundliches, selbstgestaltetes, sicheres und bezahlbares Wohnen“. Mit Blick auf die Zukunft fügte er hinzu: „Wohneigentum bleibt ein Schlüsselthema, wenn es um die Zukunft lebenswerter Wohnformen geht. Es ist zu allen Zeiten stabilisierend für jeden Einzelnen, für die Familie sowie für die Gesellschaft insgesamt. Auch heute ist Wohneigentum für die meisten Menschen das Wohnideal. Die Politik muss Bedingungen schaffen, die eine Realisierung ermöglichen.“

Der Verband positioniert sich aktuell zu zentralen Wohnungsfragen wie energetischer Sanierung, bezahlbarem Bauen und Wohnen, altersgerechtem Umbau sowie neuen Wohnformen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten in Berlin markieren den Höhepunkt des Festjahres und unterstreichen die kontinuierliche Arbeit für selbstgenutztes Wohneigentum in Deutschland.

Wohneigentum in Deutschland: Wer besitzt, wer bleibt außen vor?

Die Diskussion um Wohneigentum als Stabilitätsanker für Familien und Gesellschaft trifft auf eine real existierende Eigentumslandschaft mit tiefen Gräben. Die Eigentümerquote in Deutschland zeigt 2023 ein gespaltenes Bild: Bundesweit leben 47,1 Prozent der Bevölkerung in den eigenen vier Wänden, doch zwischen Ost und West klafft eine Lücke von fast 16 Prozentpunkten. Während im Westen 51,2 Prozent der Menschen Eigentümer sind, liegt der Anteil im Osten bei nur 35,6 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 2023).

Wer besitzt – und wer nicht

Die Altersstruktur der Eigentümer offenbart eine weitere Schieflage. Mit durchschnittlich 52,6 Jahren gehören Eigenheimbesitzer eher zur Generation 50plus. Jüngere unter 40 Jahren stellen lediglich 11,4 Prozent der Eigentümergemeinschaft (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 2023). Diese Zahlen machen deutlich: Der Zugang zu Wohneigentum bleibt für viele junge Menschen und große Teile Ostdeutschlands eine schwer erreichbare Perspektive.

Die statistische Realität relativiert den verbreiteten Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Wenn fast jeder zweite Haushalt zur Miete wohnt und Jüngere deutlich unterrepräsentiert sind, stellt sich die Frage, ob Wohneigentum tatsächlich das flächendeckende Wohnideal unserer Zeit darstellt oder vielmehr ein Privileg bestimmter Regionen und Generationen bleibt.

Hürden: Preise, Genehmigungen, Sanierung

Der Weg zum eigenen Haus oder zur eigenen Wohnung ist heute mit zahlreichen finanziellen und bürokratischen Hürden gepflastert. Die Baulandpreise zeigen bereits die enorme regionale Spreizung: Ende 2023 lag der Bundesdurchschnitt bei 237 Euro pro Quadratmeter. Während in Sachsen-Anhalt Grundstücke für 65 Euro pro Quadratmeter zu haben waren, mussten Interessenten in München mit 1.155 Euro pro Quadratmeter rechnen (Stand: Ende 2023; Quelle: Statistisches Bundesamt).

Die Entwicklung bei den Baugenehmigungen verdeutlicht die aktuelle Abkühlung am Neubaumarkt. Von 2021 bis Juli 2024 ging die Zahl der Genehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser um mehr als 35 Prozent zurück. Konkret wurden bis Juli 2024 nur noch 67.000 Einheiten genehmigt – im Vorjahreszeitraum waren es noch 101.000 gewesen (Stand: Juli 2024; Quelle: Statistisches Bundesamt).

Im Bestand stellen energetische Sanierungsmaßnahmen Hausbesitzer vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Eine Komplettsanierung schlägt durchschnittlich mit 145.000 Euro zu Buche, während allein die Fassadendämmung etwa 23.000 Euro kostet (Stand: 2024; Quelle: Umweltbundesamt).

Eine aktuelle DIW-Analyse identifiziert für Erstkäufer drei Hauptbarrieren: die hohen Kaufnebenkosten, gestiegene Bauzinsen und teuren Baugrund (Stand: 2024; Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung). Diese Faktoren zusammengenommen erklären, warum für viele Haushalte der Traum vom Wohneigentum aktuell in weite Ferne rückt.

Förderung, aber auch Konflikte

Die staatliche Förderung selbstgenutzten Wohneigentums zielt darauf ab, Eigentumsbildung zu erleichtern. Im Juni 2024 standen rund 37 verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. Eines der bedeutendsten Instrumente ist das Bundesprogramm „Wohneigentum für Familien“ (WEF) mit einem Fördervolumen von 350 Millionen Euro (Stand: Juni 2024, Quelle: KfW). Diese finanzielle Unterstützung soll insbesondere Familien den Schritt in die eigenen vier Wände ermöglichen.

Gleichzeitig warnen kritische Stimmen vor unbeabsichtigten Nebenwirkungen. Eine verstärkte Eigentumsförderung könne soziale Spaltungen vertiefen, argumentiert die Bundeszentrale für politische Bildung (Stand: 2024). Der Grund: Haushalte mit geringeren Einkommen bleiben von diesen Programmen oft ausgeschlossen, da sie die erforderlichen Eigenmittel nicht aufbringen können. Die Förderung erreicht somit nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen.

Das Jubiläum des Verbandes Wohneigentum fällt damit in eine Phase, in der die Politik vor der Herausforderung steht, finanzielle Anreize und soziale Balance sorgfältig abzuwägen. Die zentralen Spannungsfelder lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Zugang erleichtern vs. Mitnahmeeffekte: Wie können Fördergelder zielgenau diejenigen erreichen, die sie wirklich benötigen?
  • Familien fördern vs. Singles/Junge nicht abhängen: Fördert die aktuelle Ausrichtung bestimmte Lebensmodelle zu Lasten anderer?
  • Klimaziele durch Sanierung vs. Kostenlast im Bestand: Energetische Modernisierung ist notwendig, stellt Eigentümer aber vor erhebliche finanzielle Hürden.
  • Regionale Ungleichheit (Ost/West, Stadt/Land) ausgleichen: Die Preisunterschiede für Grund und Boden verschärfen die Chancenungleichheit beim Erwerb von Wohneigentum.

    Zwischen Tradition und Zukunft: Wohneigentum im Spannungsfeld

Neun Jahrzehnte Verbandsgeschichte zeigen eindrücklich, wie sich die Rahmenbedingungen für Wohneigentum stetig wandeln. Was in den Anfängen der Weimarer Republik als Selbsthilfebewegung begann, steht heute vor komplexen Herausforderungen: Die aktuellen Erwerbskosten belasten viele Haushalte, der Neubau schwächelt und energetische Sanierungen stellen Eigentümer vor finanzielle Entscheidungen. In diesem Geflecht aus historischem Erbe und gegenwärtigen Anforderungen entwickelt sich Wohneigentum weiter.

Die politischen Weichenstellungen der kommenden Jahre werden maßgeblich bestimmen, ob das Wohnideal für die breite Mitte erschwinglich bleibt. Es geht um die Balance zwischen Klimaschutzvorgaben, sozialer Verträglichkeit und praktischer Umsetzbarkeit. Förderlogiken müssen so gestaltet sein, dass sie Eigentümer nicht überfordern, sondern unterstützen. Gleichzeitig braucht es Planungssicherheit und beschleunigte Verfahren, um Bauvorhaben nicht unnötig zu verzögern.

Die Zukunft des Wohneigentums liegt in seiner Anpassungsfähigkeit – an veränderte Lebensmodelle, neue Energiestandards und generationsübergreifende Wohnformen. Der Weg führt nicht zurück in vergangene Zeiten, sondern vorwärts zu intelligenten Lösungen, die Tradition und Gegenwart verbinden. Damit das eigene Zuhause auch in Zukunft ein stabilisierender Lebensmittelpunkt bleiben kann, müssen die Rahmenbedingungen stimmen: bezahlbar, nachhaltig und praxistauglich.

Die vorliegenden Informationen und Zitate wurden einer Pressemitteilung des Verband Wohneigentum entnommen.

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. „Familienfreundliches Wohnen“ klingt gut, aber was ist mit Alleinerziehenden oder Singles? Fühlen die sich ausgeschlossen von den Programmen? Das muss doch auch in den Fokus rücken!

    1. „Das sehe ich auch so! Jeder sollte eine faire Chance haben auf ein Zuhause. Vielleicht gibt es ja Ideen dazu in der nächsten Diskussion?“

  2. Das Jubiläum ist eine tolle Sache, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Die Unterschiede zwischen Ost und West sind doch echt krass! Was denkt ihr, was man dagegen tun kann?

    1. Das ist ein wichtiges Thema! Vielleicht sollten mehr Programme für junge Menschen kommen? So wird das nichts mit dem Eigenheim.

    2. Ja, definitiv! Es ist schwer für junge Leute heutzutage etwas Eigenes zu finden. Ich hoffe, da tut sich bald was!

  3. Ich finde es gut, dass der Verband Wohneigentum so lange schon besteht. Aber wie sieht es mit den Preisen aus? Die sind viel zu hoch für viele Leute, vor allem junge Familien. Gibt es da wirklich Verbesserungen?

    1. Ja, die Preise sind echt ein großes Problem! Ich frage mich, ob die Förderprogramme wirklich helfen. Wer profitiert davon? Glaube nicht, dass alle die gleichen Chancen haben.

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