Bremen (VBR). Zum Weltschifffahrtstag am 26. September fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Bundesregierung auf, das maritime Know-how in Deutschland stärker zu schützen. Der fortschreitende Verlust dieses Wissens wird durch Privatisierungspläne, mangelnde Investitionen und das Ausflaggen von Handelsschiffen gravierend beschleunigt, während gleichzeitig ein Nachwuchsproblem in den seemännischen Berufen besteht.
Maren Ulbrich, verantwortlich für den Bereich Maritime Wirtschaft bei ver.di, verweist darauf, dass 90 Prozent des weltweiten Warenverkehrs auf dem Seeweg erfolgen. “In Zeiten globaler Krisen ist es unverantwortlich, das maritime Wissen zu vernachlässigen”, erklärt sie besorgt. Aktuell fahren nur ein Sechstel aller Schiffe deutscher Reedereien unter deutscher Flagge und unterliegen somit den heimischen Regeln und Gesetzen. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Ausbildung einheimischer Seeleute stark vernachlässigt, was nun auch Unternehmen zu spüren bekommen. Doch anstatt aus diesen Fehlern zu lernen, beabsichtige man, Schutzvorschriften weiter einzuschränken und Kontrollmechanismen aufzuweichen, warnt Ulbrich eindringlich.
Einer Privatisierung der maritimen öffentlichen Daseinsvorsorge erteilt Ulbrich eine klare Absage. Sie betont, dass Bund und Länder durch attraktive Arbeitsbedingungen und ausreichend Investitionen speziell bei öffentlich betriebenen Unternehmen für die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit maritimer Berufe sorgen müssten. Dies gelte nicht nur für die Seeschifffahrt, sondern auch für die Binnenschifffahrt.
Besonders die Binnenwasserwege werden seit Jahren sträflich vernachlässigt. Obwohl das Schiff im Binnenverkehr als umweltfreundlichstes Transportmittel gilt, leiden Schleusen und Brücken unter jahrelangen Sparmaßnahmen. Gleichzeitig werden Mittel für die Ausbildung junger Binnenschiffer*innen gekürzt, während Deutschland versucht, europäische Mindestbesatzungsregeln aufzuweichen. “Das führt perspektivisch zur Zerstörung der maritimen Wirtschaft in Deutschland”, warnt Ulbrich erneut. Noch bestehe die Chance zur Kehrtwende, doch die Zeit dränge.
Ulbrichs Appell an die Bundesregierung ist klar und unmissverständlich: Es bedarf sofortiger Maßnahmen, um die Zukunft der maritimen Wirtschaft zu sichern. Die Leserinnen und Leser sind dazu aufgerufen, diese Nachricht ernst zu nehmen und gegebenenfalls politisch Druck auszuüben, um die maritimen Berufe und Strukturen nachhaltig zu stärken.
Für weitere Rückfragen steht André Scheer telefonisch unter 0160/99029488 zur Verfügung.
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Medien-Info: Weltschifffahrtstag: ver.di fordert, das Ausbluten der Maritimen …
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Maritime Wirtschaft am Scheideweg: Internationale Perspektiven und Prognosen
Die Situation der maritimen Wirtschaft in Deutschland steht stellvertretend für eine globale Herausforderung, die weit über die nationalen Grenzen hinausreicht. Auch in anderen Teilen der Welt kämpfen maritime Industrien mit ähnlichen Problemen wie die, die von ver.di in ihrer Pressemitteilung angesprochen werden. Beispielsweise hat die Schifffahrtsbranche in den Vereinigten Staaten ebenfalls mit einem erheblichen Rückgang an inländischer Flaggenführung und einem Mangel an qualifiziertem Nachwuchs zu kämpfen.
Ein Blick nach Asien zeigt jedoch, dass Staaten wie China und Korea strategisch massive Investitionen tätigen, um ihre maritime Kapazitäten zu erweitern und zu modernisieren. Diese Länder erkennen das immense Potenzial der Schiffbauindustrie und bemühen sich stark, nicht nur den technologischen Fortschritt, sondern auch die Ausbildung und Rekrutierung junger Talente zu fördern. Als Ergebnis dieser Bemühungen behaupten sie zunehmend dominierende Positionen im globalen Schiffsverkehrssektor.
Deutschland und andere europäische Nationen stehen somit vor der dringenden Notwendigkeit, vergleichbare Maßnahmen zu ergreifen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Während Digitalisierung, Automatisierung und grüne Technologien weltweit Einzug in die maritime Wirtschaft halten, hat die technologische Modernisierung der heimischen Flotte und Infrastruktur in Deutschland bisher nur schleppend Fortschritte gemacht. Ein fortgesetztes Versäumnis könnte langfristig bedeuten, dass deutsche Reedereien und Werften endgültig den Anschluss verlieren.
Gleichzeitig zeigen Prognosen und Trends auf, dass die Dekarbonisierung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Einführung emissionsfreier oder -armer Antriebstechnologien in der Schifffahrt wird unverzichtbar sein, um den zukünftigen Umweltanforderungen gerecht zu werden. Länder, die jetzt in Forschung und Entwicklung neuer Technologien investieren, werden in einer nachhaltigen Zukunft die Vorherrschaft übernehmen. Hier bietet sich eine Chance: Deutschland könnte durch gezielte Investitionsprogramme in grüne Technologie und Innovationen seine Rolle als einer der führenden Anbieter für umweltfreundliche Schiffe ausbauen.
Es gibt auch Hoffnungsschimmer und Ansätze zur Lösung dieser Problematiken. Initiativen wie „Green Shipping“ und der Einsatz autonomer Schiffe eröffnen neue Horizonte für die maritime Wirtschaft. Die Förderung solcher Projekte durch staatliche Unterstützung und private Investitionen könnte helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und sichere Arbeitsplätze in modernen, zukunftsfähigen Branchen zu schaffen.
Zusammengefasst ist es unerlässlich, dass die Bundesregierung und Länder gemeinsam Anstrengungen unternehmen, um das maritime Know-how und die Infrastruktur in Deutschland zu sichern und auszubauen. Nur durch entschiedenes Handeln und kluge Investitionen kann gewährleistet werden, dass die maritime Wirtschaft nicht weiter ausblutet, sondern gestärkt und zukunftsfähig wird. Der Weltschifffahrtstag sollte daher nicht nur Anlass zur Besorgnis, sondern auch zur Erneuerung und Zusammenarbeit sein, um eine nachhaltige und erfolgreiche maritime Zukunft zu gestalten.
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