Bremen (VBR).
Am 16. April 2025 haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) eine Klage gegen den Verlag der Süddeutschen Zeitung eingereicht. Der Anlass ist brisant: Die Gewerkschaften kritisieren in ihren Klagen die Vertragsklauseln, die freie Journalistinnen und Journalisten dazu verpflichten, ihre Beiträge vollständig für die Nutzung durch Künstliche Intelligenz (KI) zur Verfügung zu stellen, ohne dass sie gehört werden oder Einfluss auf die KI-bearbeiteten Inhalte nehmen können. „Das ist inakzeptabel. Deswegen gehen wir dagegen gerichtlich vor“, erklärte Christoph Schmitz-Dethlefsen, ein Mitglied des вер.di-Bundesvorstands, das für Medien zuständig ist.
Die Kritik der beiden Verbände richtet sich insbesondere gegen mangelnde Transparenz und überzogene Regelungen zu Urheberrechtsbestimmungen und KI-Nutzung in den bestehenden Verträgen. Diese waren im Rahmen von sogenannten Autorenrechte-Briefen eingeführt worden, die vom Verlag verlangt werden. Mit dieser Klage beim Landgericht München verfolgen die Gewerkschaften das Ziel, bessere Bedingungen für viele freie Journalistinnen und Journalisten zu schaffen, die sich bei ihnen über ihre Verträge beraten lassen haben.
„Wegen des Machtgefälles zwischen einer bundesweit erscheinenden Tageszeitung und einzelnen freien Auftragnehmenden können diese Fragen schwerlich individuell nachverhandelt werden“, so Schmitz-Dethlefsen weiter. Er betont die Notwendigkeit fairer Rahmenbedingungen im Journalismus und die korrekte Wiedergabe von Recherchen, insbesondere in einem Leitmedium wie der Süddeutschen Zeitung. „Analytische und generative KI kann Journalismus besser und effizienter machen, aber nur wenn hohe Standards an die Sorgfalt und Korrektheit angelegt und zusammen mit den Urheberinnen und Urhebern gewährleistet werden“, fügte er hinzu.
Dieser Rechtsschritt könnte weitreichende Folgen für die gesamte Branche haben. Die Frage nach dem richtigen Umgang mit Inhalten, die von freien Journalistinnen und Journalisten geschaffen wurden, wird zunehmend drängender. Die Ergebnisse der Klage könnten nicht nur das Verhältnis zwischen Verlagen und Freelancern neu definieren, sondern auch grundlegende Maßgaben für den Einsatz von KI im Journalismus schaffen.
Es bleibt abzuwarten, welche rechtlichen Präzedenzfälle hier gesetzt werden und ob die Position der freien Journalistinnen und Journalisten tatsächlich gestärkt wird. Mit diesem Schritt kündigt sich eine potenziell richtungsweisende Auseinandersetzung um Urheberrechte und die ethische Nutzung von Technologien in den Medien an.
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ver.di reicht Klage gegen Süddeutsche Zeitung ein: Vertragsklauseln für freie …
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Herausforderungen des digitalen Journalismus: Der Streit um Urheberrechte und KI
Die Klage von ver.di und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) gegen die Süddeutsche Zeitung reiht sich in eine wachsende Zahl von Konflikten, die in der Branche über die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Rechte freier Journalistinnen und Journalisten entstanden sind. In den letzten Jahren hat der technologische Fortschritt, insbesondere im Bereich digitale Medien und Datenanalyse, neue Möglichkeiten für die Berichterstattung eröffnet, aber auch komplexe rechtliche Fragestellungen aufgeworfen. Während analytische und generative KI das Potenzial hat, Journalismus effizienter zu gestalten, wird der schmale Grat zwischen Innovation und den Rechten der Content-Ersteller zunehmend sichtbar.
In vielen Ländern haben ähnliche Auseinandersetzungen bereits für Aufsehen gesorgt. Zum Beispiel führte die Einführung neuer Technologien in den USA zu einer Reihe von Gesetzesentwürfen zur Regulierung von Urheberrechten im digitalen Raum. Diese Situationen zeigen, dass die Frage, wie mit Creators und ihrer Arbeit in einem von Technologie geprägten Umfeld umgegangen wird, nicht nur lokal, sondern global von Bedeutung ist. Journalismus, der auf die Bedürfnisse der Öffentlichkeit eingehen soll, darf dabei nicht in seinem Prozess der Erstellung und Veröffentlichung behindert werden.
Die Problematik wird durch bestehende Machtverhältnisse zwischen großen Verlagen und einzelnen Freelancern weiter verschärft. Die oft ungleiche Verhandlungsbasis führt dazu, dass Freie unter Druck gesetzt werden, Vereinbarungen zu akzeptieren, die ihren Interessen nicht gerecht werden. Im Kontext der aktuellen Klage zielt ver.di darauf ab, diese Machtasymmetrie zu beleuchten und einen fairen Rahmen für alle Beteiligten zu schaffen.
Ein Blick auf die Zukunft des Journalismus deutet darauf hin, dass die Integration von KI-Technologien unabdingbar sein wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dennoch muss dies mit einem klaren Verständnis der ethischen und urheberrechtlichen Implikationen einhergehen. So könnte ein erfolgreiches Ergebnis dieser Klage nicht nur positive Veränderungen für die betroffenen freien Journalistinnen und Journalisten bedeuten, sondern als Präzedenzfall für zukünftige Regelungen im Umgang mit KI im Journalismus dienen.
Der Ausgang dieses Rechtsstreits könnte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Journalismusstandards sowie auf zukünftige Verträge zwischen Verlagen und Kreativen nehmen. Unterdessen bleibt abzuwarten, ob die Politik ebenfalls in die Diskussion um angemessene gesetzliche Rahmenbedingungen eingreifen wird, um sowohl Innovation zu fördern als auch die Rechte von Journalistinnen und Journalisten zu schützen.
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8 Antworten
„Analytische und generative KI“ – was bedeutet das genau? Es wäre interessant zu erfahren, wie diese Technologien konkret im Journalismus eingesetzt werden können ohne die Urheberrechte zu verletzen.
Ich finde es toll, dass die Gewerkschaften aktiv werden! Die Rechte der Journalist:innen sind essenziell für eine demokratische Gesellschaft. Wie kann man junge Journalist:innen besser unterstützen in dieser neuen Welt mit KI?
Das ist ein guter Punkt! Vielleicht sollten Bildungseinrichtungen mehr über digitale Medien und Urheberrecht unterrichten? Die Herausforderungen sind groß!
Die Klage zeigt, wie wichtig Transparenz im Medienbereich ist. Wir müssen aufpassen, dass KI nicht als Ausrede genutzt wird, um kreative Rechte zu ignorieren. Was denkt ihr über den Einfluss von großen Verlagen auf freie Journalist:innen?
Absolut! Die Machtverhältnisse sind problematisch. Freie Journalist:innen sollten mehr Mitspracherecht haben. Gibt es ähnliche Fälle in anderen Ländern, die uns helfen könnten?
Ich glaube auch, dass wir mehr darüber nachdenken sollten, wie Technologie unseren Job als Journalist:innen verändert und nicht alles nur automatisch machen lassen sollten.
Ich finde es wirklich wichtig, dass sich die Gewerkschaften für die Rechte der freien Journalisten einsetzen. Es ist inakzeptabel, dass sie keine Kontrolle über ihre eigenen Arbeiten haben. Was denkt ihr über die Zukunft des Journalismus mit KI?
Ja, ich stimme zu! Wenn KI die Inhalte bearbeitet, könnte das die Qualität der Berichterstattung beeinträchtigen. Wie können wir sicherstellen, dass die Stimmen der Journalist:innen gehört werden?