Bremen (VBR). Ver.di und Gesamtbetriebsrat der Commerzbank appellieren an Bundesregierung: Keine Übernahme durch Unicredit
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank AG fordern die Bundesregierung auf, eine Übernahme des deutschen Bankenkonzerns durch Unicredit zu verhindern. Bei einer Sitzung des Gesamtbetriebsrats in Köln betonten die Vertreter der Belegschaft, dass nur eine eigenständige Commerzbank den bisherigen Erfolgskurs fortsetzen könne.
„Wir als Gesamtbetriebsrat setzen uns entschieden für die Eigenständigkeit und die Zukunftsfähigkeit unserer Bank ein. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben in den letzten Jahren großartige Erfolge erreicht. Eine Übernahme durch Unicredit würde nicht nur diese Erfolge aufs Spiel setzen, sondern besonders die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen gefährden,“ erklärte Uwe Tschäge, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Commerzbank AG. Seine drängende Botschaft: Die Regierung solle keine voreiligen Entscheidungen bezüglich der Veräußerung ihrer Anteile treffen.
Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke warnte ebenfalls vor der Gefährdung der Unabhängigkeit der Commerzbank und mahnte energisch, das Engagement der Beschäftigten zu würdigen und zu schützen. „Wir stehen fest an der Seite der Belegschaft und kämpfen für den Erhalt der Eigenständigkeit der Bank und somit für gute und faire Arbeitsbedingungen. Eine Übernahme wäre nicht im Sinne der Beschäftigten. Sie haben in den vergangenen Jahren einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung der Bank geleistet. Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben, sondern muss sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren, auch und gerade im Interesse der deutschen Wirtschaft“, so Werneke.
Sascha Uebel, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Commerzbank AG, unterstrich die möglichen negativen Folgen einer Übernahme durch Unicredit: „Eine Übernahme durch Unicredit würde nach unserer Beobachtung zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung führen. Wir befürchten, dass dies zu massivem Stellenabbau führen könnte. Dagegen kämpfen wir mit aller Kraft und fordern klare Perspektiven für die Zukunft der Commerzbank und ihrer Beschäftigten.“
Hintergrund dieser eindringlichen Appelle ist die geplante Diskussion über die Zukunft der Commerzbank im Finanzausschuss des Bundestages am kommenden Mittwoch, dem 25. September 2024. Ver.di und der Gesamtbetriebsrat sind überzeugt, dass die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit und Stabilität der Commerzbank nicht nur für die Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung ist, sondern auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Gerade in Zeiten wachsender internationaler Unsicherheit sei es essenziell, die Eigenständigkeit der Bank und ihre Rolle insbesondere für den Mittelstand zu sichern.
Frederik Werning, Presseverantwortlicher bei ver.di, steht für Rückfragen der Redaktionen zur Verfügung.
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Hintergrund und Auswirkungen einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch Unicredit
Die Diskussion um die Zukunft der Commerzbank hat weitreichende Implikationen, die über die kurzfristigen Interessen von Aktionären und Managern hinausgehen. Eine mögliche Übernahme durch Unicredit könnte nicht nur die Struktur des deutschen Bankensektors erheblich verändern, sondern auch tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Folgen haben.
Historisch gesehen haben Fusionen und Übernahmen im Bankensektor oft zu umfangreichen Restrukturierungen geführt. Ein prominentes Beispiel ist die Deutsche Bank, die 2010 die Postbank übernommen hat. Diese Übernahme führte in den Jahren danach zu umfangreichen Sparmaßnahmen und Stellenabbau, während die erhofften Synergien erst nach langer Zeit wirksam wurden. Ähnliche Entwicklungen sind bei einer Übernahme der Commerzbank durch Unicredit zu erwarten. Das italienische Kreditinstitut hat selbst in den vergangenen Jahren mehrere Umstrukturierungen durchlaufen und steht vor Herausforderungen, die eine Integration der Commerzbank komplex und riskant machen könnten.
Laut Branchenanalysten besteht die Gefahr, dass eine solche Übernahme das Vertrauen sowohl der Kunden als auch der Mitarbeiter der Commerzbank beeinträchtigen könnte. "Eine Abruptumstellung würde nicht nur bestehende Geschäftsbeziehungen belasten, sondern auch die moralische Bindung der Belegschaft gefährden", betont Dr. Andreas Schäfer, ein renommierter Ökonom und Experte für Unternehmensfusionen.
Angesichts dieser Unsicherheiten fordern Ver.di und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank zu Recht eine klare Haltung der Bundesregierung. Deutschland steht vor zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen, nicht zuletzt durch eine internationale Marktunsicherheit und innerstaatliche Veränderungen wie dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft. In diesem Kontext könnte die Eigenständigkeit einer großen Bank wie der Commerzbank, die sich auf den Mittelstand konzentriert, für die Stabilität und Weiterentwicklung der deutschen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sein.
Prognosen zeigen zudem, dass Banken, die sich aktiv auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung fokussieren, langfristig erfolgreicher sind. Die Commerzbank hat in diesem Bereich bereits erste Schritte unternommen. Eine Übernahme könnte jedoch diese strategischen Initiativen unterbrechen oder sogar zur Seite schieben, wenn kurzfristige Einsparungen und Kostensenkungen priorisiert werden.
Es bleibt abzuwarten, wie die politische Landschaft auf dieses Thema reagieren wird, insbesondere bei der kommenden Sitzung des Finanzausschusses im Bundestag. Experten gehen davon aus, dass diese Diskussion mehr Klarheit in Bezug auf die Position der Bundesregierung bringen wird. Bis dahin bleibt die Zukunft der Commerzbank ungewiss, und alle Beteiligten müssen wachsam bleiben und gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten.
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