– Insolvenzplan mit Umwandlung in S.à.r.l. und monatliche Sonntagsöffnungen löst Gewerkschaftsprotest aus.
– ver.di kritisiert Verlust arbeitsrechtlicher Mitbestimmung und Schutz des arbeitsfreien Sonntags.
– Gläubigerversammlung entscheidet am 28. Mai über Zukunft der noch 92 Filialen.
Galeria Karstadt Kaufhof vor entscheidendem Umbruch: Insolvenzantrag und geplante Änderungen werfen Fragen auf
Die Warenhausikone Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) steht erneut im Brennpunkt tiefgreifender Kontroversen. Die neuen Investoren planen eine Umstrukturierung in eine/Société à responsabilité limitée (S.à.r.l.)/ und beabsichtigen, einmal monatlich sonntags zu öffnen. Dies wirft weitreichende Fragen zur Zukunft des Unternehmens auf, insbesondere zur Rolle der Mitarbeitenden und zur Einhaltung gesetzlicher Schutzrechte. Silke Zimmer betont: „Gerade nach einer dritten Insolvenzwelle ist es unabdingbar, auf die reichhaltige Erfahrung und das Know-how der langjährigen Mitarbeitenden zurückzugreifen. Gerade sie waren es, die die direkten Folgen früherer Managementfehler zu tragen hatten und sind bereit, ihr Wissen einzubringen, um helfen zu können.“
Die geplante Umwandlung in eine Gesellschaft ohne Aufsichtsrat bedeutet für ver.di einen Rückschritt, da die unternehmerische Mitbestimmung der Beschäftigten entfällt. Ein weiterer zentraler Punkt ist der arbeitsfreie Sonntag, der grundgesetzlich geschützt ist und durch die Öffnungsabsichten infrage gestellt wird. Zudem fordert ver.di bedeutende Investitionen und Verbesserungen in Sachen Sicherheit und Qualität der Arbeitsbedingungen.
Am 28. Mai entscheiden die Gläubiger über den Insolvenzplan und damit über die Zukunft der 92 verbleibenden Filialen von GKK. Der aktuelle Antrag markiert bereits die dritte Insolvenz seit Juli 2020. Kürzlich verkündeten die Investoren zudem weitere 16 Filialschließungen, was die angespannte Lage und die Herausforderungen für Mitarbeitende und Gesellschaft noch einmal deutlich unterstreicht.
Streit um Sonntagsarbeit und Mitbestimmung im Wandel: Was Galeria Karstadt Kaufhof zeigt
Die Diskussion um Sonntagsarbeit und Mitbestimmung ist nicht nur ein Thema einzelner Unternehmen, sondern spiegelt grundlegende Fragen unserer Arbeitswelt und Gesellschaft wider. Besonders im Einzelhandel geraten traditionell geschützte Sonntagsruhe und rechtliche Mitbestimmungsrechte zunehmend unter Druck – eine Entwicklung, die bei Galeria Karstadt Kaufhof aktuell exemplarisch sichtbar wird. Hier prallen wirtschaftliche Zwänge, gesellschaftliche Erwartungen und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen aufeinander.
Seit jeher ist die Sonntagsruhe im Einzelhandel ein Ausdruck gesellschaftlicher Übereinkunft, die Arbeitsfreie Sonntage als wichtige Erholungsphasen und als gemeinsame Zeit für Familien und Gemeinschaft schützt. Gleichzeitig wächst der Konsumdruck in einer immer flexibleren, digitalisierten Wirtschaft – was die Debatte um erweiterte Öffnungszeiten und damit verbundene Sonntagsarbeit anheizt. Die Mitbestimmung der Beschäftigten bei solchen Entscheidungen steht dabei im Zentrum der Auseinandersetzung, denn sie betrifft nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern auch die Gestaltung von Arbeitszeiten und die soziale Absicherung.
Mitbestimmung im Einzelhandel: Tradition und Transformation
Die Mitbestimmung ist in vielen Branchen ein Eckpfeiler der Arbeitsbeziehungen, der im Einzelhandel durch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen verstärkt wird. Sie sichert den Beschäftigten eine Stimme bei wichtigen betrieblichen Entscheidungen und schafft einen Ausgleich zwischen Unternehmensinteressen und Arbeitnehmerrechten. Im Wandel der Branche entstehen jedoch neue Herausforderungen: Flexiblere Öffnungszeiten und veränderte Kundenbedürfnisse fordern eine Anpassung traditioneller Mitbestimmungsstrukturen und eine kontinuierliche Debatte über Schutzstandards und Beteiligungsrechte.
Zwischen Wirtschaftsdruck und gesellschaftlichem Konsens: Der arbeitsfreie Sonntag
Der arbeitsfreie Sonntag ist ein gesellschaftliches Gut, dessen Schutz jedoch immer wieder mit wirtschaftlichen Interessen kollidiert. Die Belastbarkeit der Sonntagsruhe wird nun bundesweit auf den Prüfstand gestellt. Während Händler angesichts des zunehmenden Wettbewerbs marktwirtschaftliche Freiräume für Sonntagsöffnungen suchen, setzen sich Beschäftigte, Gewerkschaften und viele Teile der Öffentlichkeit für den Erhalt dieses arbeitsfreien Tages ein – als Balance zwischen Wirtschaft, Gesundheit und Gemeinschaft.
Diese zentralen Trends prägen die Branche:
- Verstärkter wirtschaftlicher Druck durch Onlinehandel und verändertes Kundenverhalten
- Zunehmende Forderungen nach Flexibilität bei Ladenöffnungszeiten inklusive Sonntagen
- Stärkung von Mitbestimmungsrechten als Reaktion auf Arbeitszeitverlängerungen
- Gesellschaftliche Debatten über die Vereinbarkeit von Arbeit, Freizeit und Konsumkultur
Die politische und rechtliche Gestaltung dieses Themenfeldes wird entscheidend beeinflussen, wie die einzelnen Unternehmen und Beschäftigten in Zukunft Sonntagsarbeit und Mitbestimmung erleben. Die aktuellen Entwicklungen bei Galeria Karstadt Kaufhof sind dabei kein Einzelfall, sondern markieren einen größeren Wandel im Handel und darüber hinaus. Das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Erfordernissen und gesellschaftlichem Konsens bleibt ein dynamisches Element der modernen Arbeitswelt.
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Galeria: ver.di kritisiert geplante neue Gesellschaftsform und Sonntagsöffnungen
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