Bremen (VBR).
Die Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche erhitzt ein weiteres Mal die Gemüter in Deutschland. ver.di, die große Gewerkschaft der Dienstleistungsbranche, kämpft gemeinsam mit über 70 anderen Organisationen für eine einschneidende Änderung: Die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen noch vor den anstehenden Bundestagswahlen. Hintergrund ist ein interfraktioneller Gesetzesentwurf, der bereits von 328 Abgeordneten des Bundestages unterstützt wird.
Deutschland gehört nach wie vor zu jenen europäischen Ländern, in denen Abtreibungen als Straftat behandelt werden. Frank Werneke, Vorsitzender von ver.di, zieht klare Worte zur aktuellen Lage: „Wir erwarten, dass Union und FDP den Wunsch einer mit 80 Prozent Zustimmung großen Mehrheit der Bevölkerung für straffreie Schwangerschaftsabbrüche nicht weiter blockieren.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung) Mit deutlicher Kritik richtet er sich an die konservativen Parteien. „Das ist nicht zeitgemäß und muss geändert werden.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Der Entwurf, der eigentlich längst im Plenum hätte besprochen werden sollen, stagniert aufgrund von Widerständen innerhalb von Union und FDP. Dabei spiegelt die Gesetzesinitiative den gesellschaftlichen Wunsch nach Veränderung wider. 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sprechen sich mittlerweile für eine Legalisierung aus.
Silke Zimmer, Vorstandsmitglied bei ver.di für Frauen‐ und Gleichstellungspolitik, mahnt: „Partei- und Wahltaktik dürfen den Weg zu einer überfälligen Neuregelung nicht blockieren.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung) Sie fordert von der Politik unverzügliches Handeln, um die jahrzehntelange Bevormundung von Frauen endlich zu beenden.
Ver.di strebt umfassende Reformen an. Neben der Abschaffung des Paragraphen 218, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, fordern sie den Ausbau freiwilliger Beratungsangebote sowie die Aufnahme von Abbrüchen als obligatorischen Bestandteil der gynäkologischen Ausbildung. Auch sollen staatliche Krankenhäuser gesetzlich verpflichtet werden, Abbrüche durchzuführen.
In einem Land mit einem so restriktiven Abtreibungsgesetz leiden viele ungewollt Schwangere unter langwierigen und kostspieligen Reisen, um Zugang zu diesem Grundrecht zu erhalten. Ein modernes Gesetz könnte diese Hindernisse abbauen und den Betroffenen einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen – ein Schritt, den viele längst als überfällig betrachten.
Das Drängen auf unmittelbare Neuerung kommt nicht nur von innenpolitischem Druck, sondern steht auch im Lichte einer europäischen Perspektive. Bekanntermaßen hat Deutschland eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa, was sowohl gesellschaftlich als auch aus gesundheitspolitischer Sicht ernsthafte Fragen aufwirft.
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Medien-Info: Schluss mit Verzögerungen: ver.di fordert Legalisierung von …
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Gesellschaftliche Debatte und europäische Perspektiven auf die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland intensiviert. Trotz fortlaufender gesellschaftlicher Debatten bleiben Schwangerschaftsabbrüche im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern streng reguliert. Während Länder wie die Niederlande und Schweden liberalere Abtreibungsgesetze haben, gilt in Deutschland immer noch der Paragraph 218, der Schwangerschaftsabbrüche als Straftatbestand einstuft, wenn auch unter bestimmten Bedingungen straffrei gestellt.
Historischer Kontext und gesellschaftliche Veränderungen: Die gesetzliche Regelung um Schwangerschaftsabbrüche geht in Deutschland auf das Jahr 1871 zurück, was die Tradition der Kriminalisierung verdeutlicht. Über die Jahrzehnte hinweg wurden deutliche politische Anstrengungen unternommen, um diese Gesetzgebung zu modernisieren, etwa durch die Reformen in den 1970er Jahren. Der anhaltende Widerstand insbesondere von konservativen Kräften hat jedoch bisher tiefgreifendere Änderungen blockiert. Die aktuelle Initiative stößt jedoch auf breite Unterstützung – 80 Prozent der Bevölkerung sprechen sich laut neuer Umfragen für eine Entkriminalisierung aus.
Politische Herausforderungen und Strategien: Im Vergleich zur aktuellen Stimmung in der Bevölkerung ist die politische Realität komplexer. Das Blockieren des Gesetzprozesses durch die Union und FDP zeigt, dass parteipolitische Interessen weiterhin das Ringen um diesen gesellschaftspolitischen Wandel prägen. Die bevorstehenden Bundestagswahlen könnten zusätzlichen Druck auf die Parteien ausüben, klare Positionen zu beziehen, da dieses Thema auch in Wahlprogrammen zunehmend Beachtung findet.
Europäische Einflüsse und potenzielle Auswirkungen: Die Entwicklung in benachbarten europäischen Ländern könnte als Katalysator dienen. Länder mit liberaleren Ansätzen bieten oft integrierte Modelle für medizinische Betreuung und Aufklärung, wobei der Zugang zu stigmatisierungsfreier Beratung und Behandlung fester Bestandteil des Gesundheitswesens ist. Sollte Deutschland in naher Zukunft eine vergleichbare Gesetzesreform verabschieden, könnten ähnliche Praktiken eingeführt werden, um die Rechte und die Gesundheit der Frauen besser zu schützen.
Die eventuelle Legalisierung könnte auch positive wirtschaftliche wie auch sozio-ökonomische Effekte nach sich ziehen. Der Ausbau von freiwilligen Beratungsangeboten und die Integration von Schwangerschaftsabbrüchen in die medizinische Ausbildung werden voraussichtlich langfristig sowohl das Gesundheitswesen modernisieren als auch das allgemeine Bewusstsein für reproduktive Rechte stärken. Diese Entwicklungen hätten das Potenzial, die derzeitigen Ungleichheiten im Bereich der Gesundheitsversorgung signifikant zu reduzieren.
Indem sie diese Reformen vorantreiben, stehen Politik und Gesellschaft nun am Scheideweg: Werden sie den Weg zu einem inklusiveren, modernen Gesundheitssystem frei machen oder altbewährten Traditionalismen treu bleiben?
Weiterführende Informationen auf Wikipedia
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8 Antworten
‚Der Paragraph 218 gehört abgeschafft!‘ Das kann ich nur unterstützen! Wenn andere Länder zeigen, dass es auch anders geht, sollte Deutschland doch nachziehen oder nicht?
‚Ja genau! Ich denke oft an Schweden und wie sie damit umgehen. Da könnten wir echt was lernen!‘
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum es so lange dauert, bis die Politik reagiert. 80 Prozent der Leute wollen eine Änderung! Wie lange müssen wir noch warten?
Das ist wirklich frustrierend! Die Parteien sollten endlich auf die Stimmen der Bürger hören und nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen.
‚Wahltaktik‘ klingt so egoistisch… Warum kann man sich nicht einfach für die Menschen einsetzen? Es gibt genug Informationen dazu!
Ich finde es echt wichtig, das Thema Schwangerschaftsabbrüche endlich mal richtig zu diskutieren. Es kann doch nicht sein, dass wir im Jahr 2023 immer noch über sowas reden müssen! Wo bleibt die Gleichstellung? Was denkt ihr darüber?
Ja, das ist ein gutes Argument! Die Gesetze sollten sich an die Bedürfnisse der Frauen anpassen und nicht umgekehrt. Was sind eure Vorschläge für Änderungen?
Ich stimme zu! Es ist so wichtig, dass Frauen selbst über ihren Körper entscheiden können. Ich habe auch in anderen Ländern gesehen, wie viel einfacher das da läuft.