Bremen (VBR). Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat heute ihren Abschlussbericht zur Ausbildungsoffensive Pflege veröffentlicht und damit auf dringende Missstände hingewiesen. Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di-Bundesvorstands, betonte die immense Bedeutung, mehr junge Menschen für die Pflegeausbildung zu gewinnen und nachhaltig im Beruf zu halten. „Mehr junge Menschen für die Pflegeausbildung zu gewinnen und sie dauerhaft im Beruf zu halten, ist für die Bekämpfung des Fachkräftemangels entscheidend,“ erklärte Bühler.
Trotz aller Bemühungen sind die Zahlen der Auszubildenden in der Pflege weder konstant gestiegen, noch konnten die Erwartungen erfüllt werden. Das Ergebnis: Stagnation statt Fortschritt. Erschreckend ist zudem, dass fast ein Drittel der Auszubildenden ihr Examen nicht abschließt. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon liegt in der unzureichenden Unterstützung während der praktischen und theoretischen Ausbildung. Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter sowie Lehrkräfte haben oft nicht genug Zeit, um individuelle Förderung zu bieten.
Bühler fordert daher eine konsequente Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Praxisanleitung und eine Erhöhung des Anteils im Pflegeberufegesetz auf mindestens 30 Prozent. Nur so könne man den dringenden Handlungsbedarf in der Pflegeausbildung decken. „Den 200-Seiten-Bericht abzuheften und sich auf die Schulter zu klopfen – das reicht nicht,“ appelliert sie nachdrücklich.
Die Pflegebranche steht vor einer gewaltigen Herausforderung, die weit über interne Strukturen hinausgeht. Der akute Fachkräftemangel hat direkte Auswirkungen auf die Qualität der Pflege und damit auf die gesamte Gesellschaft. In einem Land, dessen demografische Entwicklung einen immer höheren Bedarf an qualifizierten Pflegekräften nach sich zieht, müssen nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Ver.di setzt sich seit Jahren dafür ein, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Es geht darum, den Beruf attraktiver zu gestalten und damit langfristig mehr Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Dies erfordert jedoch nicht nur politische Willensbekundungen, sondern konkrete Maßnahmen und gezielte Investitionen.
Der Appell von Bühler verdeutlicht die Dringlichkeit des Handelns. Ein wirkungsvolles und flächendeckendes System zur Unterstützung der Auszubildenden könnte einen bedeutenden Unterschied machen. Die Einführung höherer Standards und mehr Praxisanleitung sind essenzielle Schritte, um die Qualität der Ausbildung zu sichern und die Attraktivität des Berufsbildes zu steigern.
In Zeiten eines zunehmend alternden Bevölkerung bedarf es eines umfassenden gesellschaftlichen Konsenses, um die Herausforderungen im Pflegebereich zu bewältigen. Die Forderungen von ver.di spiegeln diese Notwendigkeit deutlich wider und rufen nach schnellem und entschlossenem Handeln.
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Medien-Info: Ausbildungsoffensive Pflege: ver.di-Statement zum heute veröffentlichten …
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Herausforderungen und Lösungsansätze für die Pflegeausbildung in Deutschland
Die jüngsten Erklärungen von ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler zur Veröffentlichung des Abschlussberichts der Ausbildungsoffensive Pflege haben die anhaltenden Schwierigkeiten in der Pflegeausbildung erneut ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Trotz der Bemühungen, mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, bleibt die Anzahl der Auszubildenden nahezu unverändert. Dieser stagnierende Trend ist eine alarmierende Entwicklung vor dem Hintergrund eines bereits bestehenden Fachkräftemangels.
Dieser Zustand ist nicht einzigartig. Ähnliche Trends wurden bereits in anderen Gesundheitssektoren beobachtet. Auch in Ländern wie Großbritannien und den USA kämpfen Pflegeberufe mit sinkenden Ausbildungszahlen und hohen Abbruchraten. Es zeigt sich ein klares Muster: Mangelnde Unterstützung während der Ausbildung und schwierige Arbeitsbedingungen führen häufig dazu, dass Auszubildende ihre Karrierepläne überdenken.
Für eine nachhaltige Verbesserung der Situation bedarf es umfassender Reformen und gezielter Maßnahmen. Eine Erhöhung des Anteils der Praxisanleitung, wie von Sylvia Bühler gefordert, wäre ein erster Schritt. Internationale Studien zeigen, dass intensivere und qualitativ hochwertige Praxisausbildungen nicht nur die Zufriedenheit der Auszubildenden erhöhen, sondern auch deren Berufstreue stärken können. Länder wie die Niederlande und Schweden, die erfolgreichere Pflegeausbildungssysteme implementiert haben, setzen auf umfangreiche praxiseinführende Programme und kontinuierliche Betreuung durch erfahrene Mentoren.
Zusätzlich könnten technologische Innovationen im Bildungsbereich eine wichtige Rolle spielen. E-Learning-Plattformen und Simulationstraining sind Instrumente, die weltweit erfolgreich eingesetzt werden, um praktische Fähigkeiten zu vermitteln und realitätsnahe Szenarien abzubilden. Der Einsatz solcher Technologien könnte den Druck auf Praxisanleiterinnen und -leiter mindern und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung steigern.
Zukünftige Entwicklungen hängen maßgeblich davon ab, wie schnell und effektiv notwendige Reformen umgesetzt werden können. Es besteht Einigkeit darüber, dass ohne tiefgreifende Veränderungen das Ziel, ausreichend qualifiziertes Personal für die Pflege zu gewinnen und zu halten, schwer erreichbar sein wird. Um langfristig eine stabile und fachlich kompetente Pflegeversorgung sicherzustellen, muss das gesamte System der Pflegeausbildung auf den Prüfstand gestellt und neu ausgerichtet werden.
Insgesamt steht die Pflegebranche vor großen Herausforderungen, die nur durch gemeinsame Anstrengungen und innovative Ansätze bewältigt werden können. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob es gelingt, die Weichen für eine zukunftsfähige Pflege zu stellen.
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