Bremen (VBR).
ver.di startet Tarifrunde bei der Deutschen Post AG: Forderungen nach Lohnsteigerungen und mehr Urlaub im Fokus
Zum Auftakt der diesjährigen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post AG verdeutlichte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ihre klaren Forderungen. Am 8. Januar 2025 betonten beide Verhandlungsparteien, dass noch keine Einigung erzielt wurde. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis unterstrich die Notwendigkeit von deutlichen Gehaltserhöhungen: „Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen. Die Einkommen der großen Mehrheit der Beschäftigten bei der DP AG liegen noch immer unter dem mittleren Einkommen (Medianeinkommen) in Deutschland.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Ver.di fordert für rund 170.000 Tarifbeschäftigte, Auszubildende und Studierende eine lineare Gehaltsanpassung von sieben Prozent. Als Laufzeit des neuen Tarifvertrags sind zwölf Monate vorgesehen. Diese Angleichung ist angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und steigender Lebenshaltungskosten entscheidend. Durch gestiegene Paketmengen und -gewichte werden zudem drei zusätzliche Urlaubstage für dieselbe Gruppe gefordert, um eine Entlastung und den Erhalt der Gesundheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten. Kocsis hebt hervor: „Durch steigende Paketmengen und -gewichte brauchen unsere Mitglieder weitere Entlastung durch zusätzliche Freizeit. Die zusätzlichen Urlaubstage sind dringend notwendig für den Gesundheitsschutz der Kolleginnen und Kollegen, der Krankenstand liegt auf Rekordhöhe.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Der körperliche Einsatz, den das Personal erbringt, bleibt enorm. Etwa 90 Prozent der Beschäftigten kämpfen mit hoher körperlicher Belastung – Pakete können bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Diese Arbeitsbedingungen machen die Bedeutung zusätzlicher Urlaubstage im Gesundheitskontext besonders deutlich.
Zusätzlich zur Lohn- und Urlaubsanpassung soll die sogenannte Postzulage fortgeschrieben werden. Diese gleicht die Besoldungsdifferenz zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Post und anderen Bundesbeamten aus und betrifft ca. 19.000 Beamtinnen und Beamten des Unternehmens.
Gesellschaftliche Relevanz
Die Entwicklung im Tarifstreit der Deutschen Post AG weist weit über die Branche hinaus, da sie das Arbeitsrecht, den Arbeitnehmerschutz und wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufgreift, die für viele Industriezweige relevant sind. In Zeiten, wo wirtschaftlicher Druck sowohl auf Unternehmen als auch Arbeitnehmern lastet, stellt diese Verhandlung einen wichtigen gesellschaftlichen Marker dar.
Die Tarifverhandlungen werden am 23. und 24. Januar 2025 fortgesetzt. Alle Augen werden darauf gerichtet sein, ob ein akzeptabler Kompromiss gefunden werden kann, der die Herausforderungen der Zeit adressiert und gleichzeitig für faire Beschäftigungsbedingungen sorgt.
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Medien-Info: Tarifrunde Deutsche Post AG: Verhandlungsauftakt – ver.di fordert …
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Hintergrund und Perspektiven zur Tarifrunde bei der Deutschen Post AG
Die Forderungen von ver.di für die Tarifrunde 2025 bei der Deutschen Post AG spiegeln nicht nur aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen, sondern auch strukturelle Veränderungen in der Post- und Logistikbranche wider. Seit Jahren verzeichnet die Branche eine wachsende Paketflut, angetrieben durch den Online-Handel und veränderte Konsumgewohnheiten. Diese Trends haben nicht nur den Arbeitsalltag der Beschäftigten stark beeinflusst, sondern auch gesundheitliche Belastungen erhöht, was die Forderung nach zusätzlichem Urlaub untermauert.
Ein Blick auf vergleichbare Tarifverhandlungen in der Vergangenheit zeigt, dass solch ambitionierte Forderungen von Gewerkschaften oft als Ausgangspunkt für konstruktive Diskussionen dienen. In der Vergangenheit wurden ähnliche Verhandlungen häufig durch zähe Gespräche und gelegentliche Streiks geprägt, die am Ende jedoch teilweise zu beiderseitig akzeptablen Kompromissen führten. Die Schwierigkeit besteht darin, die gewerkschaftlichen Forderungen mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens zu vereinbaren. Angesichts volatiler Märkte, Inflationsdruck und eines harten Wettbewerbsumfelds stehen Arbeitgeber oft unter dem Druck, Kosten im Zaum zu halten.
Dass die Verhandlungen auf Ende Januar 2025 vertagt wurden, lässt Raum für Spekulationen über mögliche Bewegung in den Forderungen entweder seitens ver.di oder der Deutschen Post AG. Branchenanalysten sehen in Zeiten hoher Inflation und Lebenshaltungskostensteigerungen wie jenen im Jahr 2024 eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Gehaltsanpassungen, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer zu sichern. Tatsächlich steht Deutschland vor einer umfassenderen Diskussion über finanzielle Wertschätzung von Berufen mit hohen physischen Anforderungen.
Der kommende Verhandlungstermin könnte sich somit als kritisch erweisen, um Fortschritte zu erzielen. Beide Parteien sind gefordert, innovative Lösungen zu finden, die langfristig tragfähig sind und den Bedürfnissen der Beschäftigten gerecht werden. Im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen bleibt abzuwarten, ob diese Verhandlungsrunde neue Maßstäbe setzt und möglicherweise Vorbildcharakter für andere Branchen gewinnt, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
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6 Antworten
Der Beitrag zeigt gut auf wie belastend der Job bei der Post ist. Aber warum reden wir nicht über bessere Arbeitsbedingungen statt nur Urlaubstage? Das könnte auch helfen.
@Hubert Eichhorn, absolut! Bessere Arbeitsbedingungen sind genauso wichtig wie Urlaubstage für die Gesundheit und Motivation der Mitarbeiter.
Warum nicht mehr als 7% fordern? Bei den steigenden Kosten muss man ja fast kämpfen um über die runden zu kommen. Ich hoffe ver.di bleibt hartnäckig und gibt nicht nach.
Ja, da stimme ich zu! Es sollte noch mehr sein, aber ich frage mich ob die Deutsche Post sich das leisten kann. Was denkt ihr?
@Bianca06, guter Punkt! Aber wie realistisch ist es, dass sie diese Forderungen durchsetzen können? Vielleicht wäre eine schrittweise Anpassung sinnvoller.
Also ich finde die 7% mehr Gehalt echt wichtig weil die preise immer steigen. Mehr Urlaub klingt gut aber wird das wirklich helfen bei der Arbeitsbelastung? Vielleicht sollte mehr personal eingestellt werden.