Bremen (VBR).
Am 11. April 2025 fand in Berlin die Konferenz "Health4EU – ZukunftsDialog Europäische Gesundheit" statt, ausgerichtet vom Tagesspiegel und dem Verband Pharma Deutschland e.V. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey alarmierende Befragungsergebnisse zur deutschen Gesundheitsversorgung.
Die Ergebnisse verdeutlichen eine wachsende Kluft zwischen den Erwartungen der Bevölkerung und der Realität der Versorgung. Besonders deutlich wird dieses Ungleichgewicht durch ein markantes geografisches Versorgungsgefälle. In ländlichen Regionen hat jeder zweite Befragte Schwierigkeiten, einen Hausarzt zu finden, während in städtischen Gebieten etwa 40 Prozent der Bevölkerung auf unzureichende Psychotherapieplätze hinweisen. "Die Diskrepanz zwischen ländlichen und städtischen Regionen zeigt, dass wir differenzierte Lösungsansätze brauchen", erklärt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Diese unterschiedlichen Herausforderungen unterstreichen die Dringlichkeit regional zugeschnittener Strategien zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Die Daten zeigen zudem, dass über 70 Prozent der Deutschen die Gesundheitsversorgung insgesamt negativ bewerten – ein besorgniserregender Anstieg nach einem temporären Hoch in der Corona-Pandemie. Diese Einschätzung verdeutlicht die Notwendigkeit von dringenden Handlungsfeldern, die nicht länger ignoriert werden dürfen.
Ein weiteres zentrales Anliegen, das die Umfrage thematisiert, ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Obwohl Anwendungen wie das E-Rezept und die elektronische Patientenakte an Bekanntheit gewinnen, bleibt die Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen, auch bekannt als "DiGA", gering. Die Telemedizin könnte zwar dazu beitragen, regionale Versorgungslücken zu überbrücken, leidet jedoch weiterhin an einer unzureichenden Verbreitung. Nur 50 Prozent der Befragten sind sich der Möglichkeit digitalen Sprechstunden bewusst, und die tatsächliche Nutzungsrate ist noch weit darunter. Dies zeigt, dass trotz fortschrittlicher Technologien eine Diskrepanz zwischen theoretischem Potenzial und praktischer Anwendung besteht. „Hier könnte die pharmazeutische Industrie mit ihren Erfahrungen wertvolle Impulse geben“, betont Brakmann.
Außerdem wurden in den Präsentationen die Erwartungen an die Gesundheitspolitik der kommenden Jahre thematisiert. So stehen die Stärkung der heimischen Arzneimittelproduktion (53 Prozent), bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitssektor (52 Prozent) und eine stabilere Finanzierung von Kliniken und Pflegeeinrichtungen (51 Prozent) ganz oben auf der Prioritätenliste der Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Diese Daten zeigen, dass die Gesundheitsbranche von einer künftigen Bundesregierung strukturelle Lösungen erwartet, die sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Qualität des Gesundheitssystems verbessern“, erläutert Brakmann weiter.
Pharma Deutschland setzt sich für Rahmenbedingungen ein, die Innovationen im Gesundheitsbereich fördern – von der klassischen Arzneimittelentwicklung bis hin zu digitalen Gesundheitsanwendungen. Der Verband engagiert sich intensiv im Dialog zwischen allen Akteuren des Gesundheitswesens und möchte zusammen Konzepte für eine zukunftsfähige Versorgung entwickeln. „Die strukturellen Herausforderungen in unserem Gesundheitssystem erfordern das Zusammenwirken aller Beteiligten“, so Brakmann abschließend.
Als stärkster Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland vertritt Pharma Deutschland rund 400 Mitgliedsunternehmen, die fast 80.000 Mitarbeiter in der Branche beschäftigen und maßgeblich zur Arzneimittelversorgung im Land beitragen. Mit einem kontinuierlichen Monitoring der Versorgungssituation wird beabsichtigt, konstruktive Ansätze zur Verbesserung der Dienstleistungen im Gesundheitssektor zu entwickeln.
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Gesundheitsversorgung in der Kritik / Aktuelle Umfragen zeigen Unzufriedenheit mit …
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Herausforderungen und Perspektiven der deutschen Gesundheitsversorgung
Die Ergebnisse der aktuellen Civey-Studie verdeutlichen eine häufig unterschätzte Realität im deutschen Gesundheitssystem, das sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet. Die Differenzen zwischen den Erwartungen der Bevölkerung und der tatsächlichen Versorgungsqualität spiegeln nicht nur regionale Disparitäten wider, sondern stellen auch die gesamte Struktur des Systems auf die Probe. Der spezifische Mangel an hausärztlicher Versorgung in ländlichen Regionen steht im Kontrast zu den massiven Engpässen bei Psychotherapieplätzen in urbanen Zentren, was zweifelsohne innovative Ansätze zur Lösung dieser Probleme erfordert.
Besonders bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass über 70 Prozent der Deutschen die Gesundheitsversorgung negativ bewerten, ein Trend, der sich nach einer temporären Verbesserung während der Pandemie verstärkt hat. Dieser Rückgang des Vertrauens hat nicht nur unmittelbare Implikationen für die Patientenversorgung, sondern könnte auch langfristige Auswirkungen auf die Politik und gesellschaftliche Akzeptanz von Reformmaßnahmen haben. In einer Zeit, in der die Bundespolitik immer stärker auf Gesundheitsthemen fokussiert ist, könnten gezielte Maßnahmen, um akuten Handlungsbedarf zu begegnen, entscheidend sein.
Die langsame Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen liegt ebenfalls im Fokus der Diskussion. Obwohl Technologien wie das E-Rezept und die elektronische Patientenakte bekannt sind, bleibt die bisherige Nutzung sogenannter DiGA hinter den Erwartungen zurück. Diese Diskrepanz zwischen dem technologischen Fortschritt und dessen praktischer Anwendung zeigt, dass es Entscheider und Innovatoren bedarf, die Brücke zwischen Theorie und realem Nutzungsverhalten zu schlagen.
Ein weiterer kritischer Punkt aus der Untersuchung betrifft die Prioritäten de Gesundheitsberufe: Über die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass die Stärkung der heimischen Arzneimittelproduktion sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen notwendig sind, um ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem aufzubauen. Die ständig wachsenden Anforderungen an das Gesundheitswesen erfordern strukturelle Anpassungen, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.
Im Blick auf die nächsten Jahre wird deutlich, dass sowohl die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger als auch die pharmazeutische Industrie gefordert sind, sich aktiv in den Dialog einzubringen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die Weiterbildung und Sensibilisierung der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind ebenso wichtig wie die Etablierung stabiler Rahmenbedingungen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Akteure können Fortschritte erzielt werden, die nicht nur die digitale Transformation im Gesundheitssystem vorantreiben, sondern auch die Versorgungsqualität insgesamt verbessern.
Diese vielschichtige Sicht auf die gegenwärtige Lage und die zukünftigen Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung in Deutschland bietet einen umfassenden Einblick, wie sich die Situation weiterentwickeln könnte und welche Chancen sich in den kommenden Jahren bieten könnten.
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10 Antworten
Die Herausforderung in der Arzneimittelproduktion ist ebenfalls wichtig. Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung darauf reagiert und die nötigen Maßnahmen ergreift.
Absolut! Wir sollten auch mehr über die Rolle der Pharmaindustrie in dieser Diskussion hören und was sie beitragen kann.
Ich finde es wichtig, dass das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen angesprochen wird. Aber warum dauert es so lange, bis diese Veränderungen umgesetzt werden? Wir brauchen dringend Fortschritte!
Das sehe ich auch so! Vielleicht sollten wir mehr darüber diskutieren, wie Bürger aktiv an diesem Prozess beteiligt werden können.
Die Diskrepanz zwischen städtischen und ländlichen Gebieten ist wirklich ein großes Problem. Ich hoffe, dass die Politik bald Lösungen findet, um diese Kluft zu schließen.
Ja, genau! Jeder sollte Zugang zu guter Gesundheitsversorgung haben, egal wo er lebt. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Länder damit umgehen.
Ich finde es auch besorgniserregend, dass über 70 Prozent der Deutschen mit der Gesundheitsversorgung unzufrieden sind. Was könnten mögliche Lösungen sein? Der digitale Fortschritt scheint nicht auszureichen.
Stimmt! Die Digitalisierung muss mehr gefördert werden, damit jeder von den neuen Technologien profitieren kann. Ich frage mich, wie die Politik hier schneller reagieren kann.
Gute Punkte! Vielleicht sollten wir auch über bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pflegekräfte sprechen. Das könnte helfen, die Versorgungslücken zu schließen.
Die Ergebnisse der Civey-Studie sind wirklich alarmierend. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Menschen in ländlichen Gebieten keinen Hausarzt finden können. Wie können wir dieses Problem lösen?