UNESCO-Konvention: 20 Jahre Schutz kultureller Vielfalt im Zeitalter von KI und globalen Krisen

Vor 20 Jahren verabschiedete die UNESCO das Übereinkommen zum Schutz kultureller Vielfalt, das Staaten das Recht auf eigenständige Kulturpolitik sichert. Anlässlich des Jubiläums fragt ein Festakt in Berlin, wie kulturelle Vielfalt angesichts von Kriegen, KI und globalen Krisen geschützt werden kann. Die Veranstaltung findet am 20. Oktober 2025 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch statt.
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Inhaltsübersicht

– UNESCO feiert 20-jähriges Bestehen des Übereinkommens zur kulturellen Vielfalt
– Festakt findet am 20. Oktober 2025 in Berlin statt
– Übereinkommen stärkt eigenständige Kulturpolitik und faire Arbeitsbedingungen

20 Jahre UNESCO-Konvention: Schutz kultureller Vielfalt in unruhigen Zeiten

Vor zwei Jahrzehnten setzte die internationale Gemeinschaft ein deutliches Zeichen für den Schutz kultureller Ausdrucksformen. Die UNESCO-Generalkonferenz verabschiedete 2005 das Übereinkommen über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen – ein völkerrechtliches Instrument, das Staaten das Recht auf eigenständige Kulturpolitik sichert und freie künstlerische Entfaltung fördert. Stand: 13. Oktober 2025 markiert dieses Abkommen einen Meilenstein internationaler Kulturpolitik, dessen Bedeutung heute angesichts multipler globaler Herausforderungen neu diskutiert wird.

Am 20. Oktober 2025 von 17 bis 20 Uhr lädt die Deutsche UNESCO-Kommission zum Festakt in die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in der Zinnowitzer Straße 11 in Berlin. Die Veranstaltung nimmt das Jubiläum zum Anlass, um über aktuelle Bedrohungen für kulturelle Vielfalt zu reflektieren. Kriege, künstliche Intelligenz und globale Krisen stellen den Kulturschutz vor neue Aufgaben – Fragen, die im Mittelpunkt des Berliner Festakts stehen werden.

Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, betont die anhaltende Relevanz des Übereinkommens: „Kultur ist keine Ware unter vielen“. Sie führt aus: „Das ist der Kern dieser bahnbrechenden Konvention, die seit zwei Jahrzehnten die freie Entfaltung der Kunst, aber auch das Recht auf kulturelle Teilhabe weltweit voranbringt. Wir können eine positive Bilanz ziehen und stehen etwa durch Klimawandel oder KI doch vor neuen Herausforderungen, die auch die kulturelle Vielfalt bedrohen – national und international. Das haben die Staaten erkannt, nun müssen sie auch ins Handeln kommen. Das UNESCO-Übereinkommen bietet hierfür weiterhin große Chancen.“

Das internationale Abkommen hat seit seinem Inkrafttreten vor 20 Jahren konkrete Wirkung entfaltet. In vielen Ländern wurden kulturpolitische Maßnahmen umgesetzt, die die Kultur- und Kreativwirtschaft stärken und die soziale Situation von Kulturschaffenden verbessern. Staatliche Fördersysteme und Mindesthonorare gehören zu den sichtbaren Ergebnissen dieser Entwicklung. Die Deutsche UNESCO-Kommission setzt diese Arbeit mit ihrer Initiative Fair Culture fort, die sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire internationale Kulturkooperationen einsetzt.

Warum die Konvention heute zählt

Die Umsetzung der UNESCO-Kulturkonvention zeigt in der Praxis unterschiedliche Fortschritte und Herausforderungen. Der dritte Schweizer Staatenbericht (Stand: Mai 2020) identifiziert konkrete Hürden wie regionale Besonderheiten und die nachhaltige Finanzierung unabhängiger Kulturprojekte. Diese praktischen Fragen bleiben aktuell, während sich gleichzeitig neue globale Entwicklungen abzeichnen.

Einordnung: Umsetzung, Teilhabe, Datenlage

Der UNESCO-Weltbericht von 2021 beschreibt digitale Transformation, wachsende Ungleichheiten und gerechte Teilhabe als zentrale Aufgaben unserer Zeit. Virtuelle Formate erweitern zwar kulturelle Zugänge, verlangen aber auch neue Regeln für Zugänglichkeit und Vergütung. Diese Dynamik verändert die Rahmenbedingungen für kulturelle Vielfalt grundlegend.

Deutschland dokumentiert mit seinem vierten Staatenbericht (Stand: Sommer 2024) die Förderung kultureller Vielfalt anhand von über 100 Beispielen. Diese solide Datenbasis bildet die Grundlage für Qualitätssicherung und internationale Vergleiche. Die Entwicklung von 2020 über 2021 bis 2024 zeigt deutlich: Die systematische Erfassung und Auswertung kulturpolitischer Maßnahmen gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Weiterentwicklung der Konvention.

Die Entwicklung der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt zeigt eine kontinuierlich wachsende internationale Unterstützung. Während 2020 noch 153 Vertragsstaaten das Übereinkommen ratifiziert hatten (Stand: 2020, KMK), stieg diese Zahl bis 2025 auf 155 Länder an (Stand: 2025, KMK). Nach aktuellsten Angaben der Deutschen UNESCO-Kommission haben mittlerweile 157 Länder und die Europäische Union die Konvention ratifiziert oder sind ihr beigetreten (Stand: 13. Oktober 2025). Diese abweichenden Zahlen zwischen verschiedenen Quellen verdeutlichen die Dynamik im Ratifizierungsprozess.

Zahlen im Überblick

Neben der wachsenden Staatengemeinschaft dokumentieren weitere Kennziffern den Stand des internationalen Kulturschutzes:

  • Verletzungen kultureller Rechte: In Europa und Nordafrika wurden zwischen 2020 und 2022 etwa 120 Fälle von Verstößen gegen kulturelle Rechte erfasst (Stand: 2022, UNESCO-Weltbericht)
  • Wirtschaftliche Bedeutung: Die Kultur- und Kreativwirtschaft trug 2023 weltweit 3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. In der EU lag der Anteil bei 4,2 Prozent, in Deutschland bei 3,9 Prozent (Stand: 2023, Weltbank)
  • Künstlerschutz: Nur etwa ein Drittel der UNESCO-Mitgliedsländer hat rechtlich bindende Mindesthonorare für Künstler eingeführt, wobei beim Sozialschutz erhebliche Unterschiede bestehen (Stand: 2025, UNESCO-Publikation)

Die wirtschaftliche Relevanz der Kultur- und Kreativwirtschaft unterstreicht die Bedeutung des internationalen Schutzes kultureller Ausdrucksformen. Gleichzeitig zeigen die dokumentierten Rechtsverletzungen und die unzureichenden Schutzmechanismen für Künstler in vielen Ländern, dass trotz der breiten staatlichen Unterstützung für die Konvention weiterhin Handlungsbedarf besteht.

Kulturelle Vielfalt im Alltag: Was auf dem Spiel steht

Wenn künstlerische Freiheit eingeschränkt wird oder Kulturschaffende ihre Heimat verlassen müssen, verliert die Gesellschaft unmittelbar an Perspektivenvielfalt. Die Auswirkungen spüren Bürgerinnen und Bürger in ihrem kulturellen Alltag – ob im Theaterprogramm, in der Musikauswahl oder in den digitalen Medien. Zwischen 2020 und 2023 stieg in Deutschland die Zahl verfolgter oder geflohener Kulturschaffender spürbar an, wie der vierte Staatenbericht zur kulturellen Vielfalt dokumentiert (Stand: Sommer 2024). Diese Entwicklung gefährdet das Spektrum an Stimmen und Erzählungen, das unser kulturelles Leben prägt.

Digitale Räume bieten zwar neue Zugangsmöglichkeiten zu Kunst und Kultur, stellen aber gleichzeitig hohe Anforderungen an faire Vergütungsmodelle und barrierearme Gestaltung. Bereits 2021 wies die UNESCO in ihrer Analyse darauf hin, dass digitale Teilhabe nur dann gelingt, wenn sowohl Urheberrechte als auch Zugänglichkeit konsequent berücksichtigt werden.

Für das Publikum und die Orte der Kultur bedeutet dies konkret:

  • Erweiterte digitale Teilhabe bei gleichzeitig gestiegenen Erwartungen an Barrierefreiheit und angemessene Vergütung der Kreativen
  • Schutz der Kunstfreiheit als Indikator für den Zustand unserer Demokratie
  • Stärkere Verantwortung von Kommunen und Zivilgesellschaft im Umgang mit kulturellen Krisen

Kriege und Desinformation gelten dabei als wesentliche Bedrohungen für die kulturelle Vielfalt, während zivilgesellschaftliche Kooperationen zunehmend als Schlüssel für deren Bewahrung identifiziert werden.

Ausblick: Von der Bilanz zum Handeln

Die Diskussion um kulturelle Vielfalt hat sich grundlegend gewandelt. Während früher die prinzipielle Anerkennung des Themas im Vordergrund stand, konzentriert sich die Debatte heute auf konkrete Umsetzungsfragen. Im Mittelpunkt stehen praktische Lösungen für die internationale Verankerung von Mindesthonoraren, Sozialschutz und fairer digitaler Vergütung für Kulturschaffende (Stand: 2025). Diese Themen bestimmen die Agenda der kommenden Jahre und erfordern klare politische Weichenstellungen.

Der Berliner Festakt zum 20-jährigen Bestehen des UNESCO-Übereinkommens setzt wichtige Impulse für diese nächste Phase. Die Veranstaltung wirft gezielt die Frage auf, ob das Übereinkommen „fit für die Zukunft“ ist – besonders im Spannungsfeld von Künstlicher Intelligenz, bewaffneten Konflikten und globalen Krisen. Diese Herausforderungen stellen die kulturelle Vielfalt weltweit unter Druck und verlangen nach neuen Schutzmechanismen.

Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, betont: „Das UNESCO-Übereinkommen bietet hierfür weiterhin große Chancen.“ Gleichzeitig macht sie deutlich: „Das haben die Staaten erkannt, nun müssen sie auch ins Handeln kommen.“ Diese Aufforderung markiert den Übergang von der erfolgreichen Bilanz der vergangenen zwei Jahrzehnte zur aktiven Gestaltung der kulturpolitischen Zukunft. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Aufgabe, die bewährten Prinzipien des Übereinkommens an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und mit konkreten Maßnahmen zu unterfüttern.

Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission.

Weiterführende Quellen:

10 Antworten

  1. Ich finde es spannend zu hören, was Maria Böhmer gesagt hat. Sie spricht ja von großen Chancen für die Kulturpolitik! Glaubt ihr, dass Länder genug tun werden?

    1. Ich bin skeptisch. Oft bleibt es bei guten Absichten und wenig Taten. Wie kann man die Länder stärker zur Verantwortung ziehen?

  2. Es ist wichtig zu sehen, wie kulturelle Vielfalt in der heutigen Zeit geschützt wird. Was haltet ihr von den neuen digitalen Formaten? Sind sie hilfreich oder eher hinderlich?

  3. Die Herausforderung für Kulturschaffende in Krisenzeiten ist echt groß. Welche konkreten Schritte sind notwendig, um ihre Arbeit zu schützen? Ich hoffe auf eine stärkere internationale Zusammenarbeit.

    1. Ich denke auch, dass internationale Kooperation wichtig ist! Vielleicht sollte die UNESCO noch mehr Unterstützung anbieten.

  4. Das Jubiläum der Konvention ist ein großer Erfolg! Ich frage mich, wie wir als Gesellschaft weiter daran arbeiten können. Gibt es Initiativen in unserer Stadt?

    1. Ich habe von einem Projekt gehört, das lokale Künstler unterstützt. Es wäre toll, wenn mehr solcher Initiativen gefördert würden!

    2. Das klingt spannend! Ich finde es wichtig, dass auch junge Künstler eine Stimme bekommen. Wie können wir das erreichen?

  5. Ich finde es bemerkenswert, wie die UNESCO das kulturelle Erbe über die Jahre schützt. Was denkt ihr, welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei? Sollte da mehr Unterstützung kommen?

    1. Ja, die Digitalisierung ist wichtig! Ich glaube, dass wir mehr über neue Plattformen erfahren sollten, um Kultur zu fördern.

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