– Ulli Lust gewinnt Deutschen Sachbuchpreis 2025 für „Die Frau als Mensch”
– Jury lobt innovativen Bild-Wort-Zugang und Revision unsichtbarer Frauenrollen
– Preisgeld: 25.000 Euro für Gewinnerin, je 2.500 Euro für sieben Nominierte
Ulli Lust erhält den Deutschen Sachbuchpreis 2025 für „Die Frau als Mensch“
Der Deutsche Sachbuchpreis 2025 geht an Ulli Lust für ihr Buch „Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte“ (Reprodukt). Mit dieser Auszeichnung würdigt die Jury ein Werk, das sich auf originelle Weise mit der oft übersehenen Rolle der Frau in der Geschichte der Menschheit beschäftigt. Das Buch verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse aus Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte auf fantasievolle und kenntnisreiche Weise. Dabei zeigt es, dass der vorherrschende Blick auf den Menschen als männliches Wesen grundlegend überdacht werden muss. Die Jury lobt, wie Ulli Lust „festgefahrene Vorstellungen aufbricht“ und zugleich das Sachbuchgenre durch die „virtuose Verbindung von Bild und Wort“ bereichert.
Die Preisverleihung fand im Kleinen Saal der Elbphilharmonie Hamburg statt, im Beisein von Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. Moderiert wurde der Abend von Katty Salié, bekannt durch das ZDF-Kulturmagazin aspekte. Die Veranstaltung wurde live gestreamt und ist online weiterhin abrufbar. Insgesamt erhielt Ulli Lust ein Preisgeld von 25.000 Euro, während die sieben weiteren Nominierten je 2.500 Euro bekamen.
Die Jury hatte aus 234 neu erschienenen Titeln ab April 2024 in mehreren Auswahlrunden eine Nominierungsliste mit acht Werken erstellt. Zu den Jurymitgliedern zählen unter anderem Fachleute und Autorinnen wie Michael Hagner von der ETH Zürich, die Wissenschaftsjournalistin Manuela Lenzen sowie Heike Schmoll von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, betonte bei der Preisverleihung die Bedeutung des Sachbuchpreises: „Der Deutsche Sachbuchpreis ist vor fünf Jahren mit dem Anspruch angetreten, Sachbücher verstärkt ins Gespräch zu bringen und Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung zu geben. Ich darf heute sagen: Das ist ihm gelungen. Wenn ich die nominierten Bücher lese, steige ich tief in geprüfte und verständlich aufbereitete Fakten ein, folge den Gedanken, Erklärungsversuchen und Lösungsansätzen der Autor*innen. Ich verfüge am Ende nicht über Antworten auf alle Fragen, denn die komplexen Fragen unserer Zeit lassen sich nicht anhand einzelner Fakten beantworten. Wir brauchen heute vernetztes Denken.“
Neben Ulli Lust waren unter anderem Werke zu digitalem Kolonialismus, gesellschaftlichem Wandel und Klimaschutz nominiert, darunter Titel von Ingo Dachwitz & Sven Hilbig sowie Bernhard Kegel. Der Deutsche Sachbuchpreis ist eine Initiative der Stiftung Buchkultur und Leseförderung im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Hauptförderer ist die Deutsche Bank Stiftung; unterstützt wird die Auszeichnung von der Stadt Hamburg und der Frankfurter Buchmesse. Medienpartner sind unter anderem aspekte und Deutschlandfunk Kultur.
Warum die Debatte um neue Geschichtsbilder so bedeutsam ist
Die aktuelle Diskussion um eine Neubewertung von Geschichtsbildern, insbesondere aus weiblicher Perspektive, hat in Wissenschaft und Gesellschaft eine neue Dringlichkeit erreicht. Das preisgekrönte Sachbuch „Die Frau als Mensch“ von Ulli Lust tritt genau an dieser Stelle in den Vordergrund. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie die traditionelle Geschichtsschreibung – lange dominiert von einem männlichen Blickwinkel – grundlegende Vorstellungen von Menschheitsgeschichte und Kultur in Frage stellt. Die Anerkennung dieses Werks mit dem Deutschen Sachbuchpreis 2025 unterstreicht nicht nur die gesellschaftliche Relevanz des Themas, sondern signalisiert auch einen Wandel im kollektiven Verständnis von Geschichte.
Ein zentrales Anliegen des Buches ist die Revision eines Geschichtsbildes, das Frauen häufig unsichtbar lässt oder auf Randpositionen reduziert. Das Werk verbindet wissenschaftliche Disziplinen wie Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte mit konkreten Alltagserfahrungen und schafft so ein vielschichtiges, lebendiges Bild. Diese Verbindung ermöglicht es, festgefahrene Narrative aufzubrechen und eröffnet damit neue Diskussionsräume für eine breitere Öffentlichkeit. Durch die Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung leistet das Buch einen Beitrag zum dringend nötigen Dialog über die Rollenbilder in der Geschichte und heute.
Wie Sachbücher gesellschaftliche Debatten anstoßen
Sachbücher wie „Die Frau als Mensch“ spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, komplexe Erkenntnisse verständlich zu vermitteln und gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Der Deutsche Sachbuchpreis unterstützt diesen Prozess explizit: Er will Sachbüchern, die wissenschaftlichen Dialog und gesellschaftlichen Diskurs fördern, Sichtbarkeit geben und Impulse setzen. Die Preisjury beschreibt den Anspruch so: „Wenn ich die nominierten Bücher lese, steige ich tief in geprüfte und verständlich aufbereitete Fakten ein, folge den Gedanken, Erklärungsversuchen und Lösungsansätzen der Autor*innen. Wir brauchen heute vernetztes Denken.“
Das ausgereifte Ineinandergreifen verschiedener wissenschaftlicher Perspektiven und die originelle Gestaltung von Bild und Wort erweitern das Genre des Sachbuchs und erreichen eine größere Leserschaft. Die Verleihung des Preises zeigt zudem, dass solche Werke in der Buchbranche an Bedeutung gewinnen. Sie fordern Verlage, Autorinnen und Autoren heraus, neue Erzählformen zu finden, die anspruchsvolle Inhalte auf ansprechende und zugängliche Weise vermitteln können. Für Lesende eröffnen sich so Möglichkeiten, ihren Blick auf Geschichte differenzierter und nuancierter zu gestalten.
Neubewertung von Geschichte aus weiblicher Sicht
Das Buch sensibilisiert für eine oft übersehene Dimension der Menschheitsgeschichte: die Rolle von Frauen, die seit Langem in vielen Erzählungen ausgeblendet oder unterschätzt wird. Die Thematisierung weiblicher Perspektiven steht damit auch für den Anspruch, Geschichte nicht monolithisch, sondern plural und inklusiv zu erzählen – ein Aspekt, der aktuell kontrovers diskutiert wird. Die Preisjury beschreibt das Werk als „grundlegend revisionsbedürftig“ in Bezug auf den herrschenden Blick auf den Menschen als Mann.
Diese Neubewertung ist nicht nur eine fachliche Herausforderung, sondern hat auch weitreichende gesellschaftliche Folgen. Sie fördert ein stärkeres Bewusstsein für Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit, indem sie historische Narrative sichtbar und hinterfragbar macht. Aus dieser Perspektive sind Sachbücher bedeutende Vermittler, die gesellschaftliche Prozesse begleiten und mitgestalten. Das Aufbrechen tradierter Vorstellungen ermöglicht ein Verständnis von Geschichte, das mehr Menschen einschließt und dadurch auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert.
Sachbücher wie das von Ulli Lust können so als Katalysatoren für neue Diskussionen und Denkweisen fungieren. Sie tragen dazu bei, dass Geschichte nicht als abgeschlossenes Wissen, sondern als lebendiger Diskurs verstanden wird – ein Dialog, der notwendig ist, um historische Erkenntnisse und gesellschaftliche Ansprüche im Wandel der Zeit zusammenzubringen.
Die in diesem Beitrag verwendeten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
13 Antworten
Ich habe das Buch noch nicht gelesen aber die Rezensionen sind sehr positiv! Es wäre interessant zu wissen wie Leser aus unterschiedlichen Hintergründen darauf reagieren.
Das würde mich auch interessieren! Vielleicht kann jeder seine eigene Sichtweise teilen.
Ich glaube unterschiedliche Perspektiven sind wichtig um ein vollständiges Bild zu bekommen.
Ich finde den Ansatz von Ulli Lust sehr beeindruckend! Die Sichtweise auf Geschichte verändert sich endlich. Was denkt ihr darüber? Gibt es schon Pläne für weitere Bücher oder Projekte von ihr?
Ja ich hoffe sie schreibt noch mehr dazu oder geht auf Lesereise um das Buch vorzustellen!
„Die Frau als Mensch“ könnte eine Wende im Geschichtsnarrativ bringen! Wie können wir sicherstellen, dass solche Bücher auch in Schulen verwendet werden? Gibt es Initiativen dafür?
„Ja! Bildung spielt eine Schlüsselrolle dabei. Vielleicht sollten wir Lehrer ermutigen, solche Bücher in den Lehrplan aufzunehmen.
Der Deutsche Sachbuchpreis zeigt, wie wichtig solche Werke sind. Ulli Lust hat wirklich einen neuen Blickwinkel geschaffen. Glaubt ihr, dass dies andere Autoren inspiriert? Was denkt ihr über die Juryentscheidungen?
Ja, ich denke schon! Wenn man sieht, wie viel Positives aus dieser Auszeichnung kommt, motiviert das sicher viele Autoren und Autorinnen.
Die Entscheidung der Jury war wirklich gut! Ich hoffe auf mehr Diversität in zukünftigen Nominierungen. Das könnte noch mehr Diskussionen anstoßen.
Ich finde es toll, dass Ulli Lust mit ihrem Buch „Die Frau als Mensch“ so viel Aufmerksamkeit bekommt. Es ist wichtig, die Rolle der Frauen in der Geschichte zu beleuchten. Welche anderen Bücher gibt es, die ähnliche Themen behandeln?
Ich stimme dir zu, Nancy! Es wäre spannend zu wissen, wie andere Autorinnen das Thema angehen. Gibt es vielleicht eine Liste von Büchern, die wir lesen könnten?
Das Thema ist wirklich aktuell und notwendig! Ich denke auch, dass mehr Frauen in Geschichtsbüchern erwähnt werden sollten. Vielleicht kann ein Buchclub helfen, mehr darüber zu diskutieren.