Tödlicher Unfall in Hamburg: ADFC fordert konkreten Schutz für Radfahrende
Ein Radfahrer ist am 27. Mai 2025 bei einem Unfall in Hamburg-Hammerbrook von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst und schwer verletzt worden. Fünf Tage später erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen. „Wir empfinden große Trauer und sind zutiefst bestürzt darüber, dass schon wieder ein Radfahrer in Hamburg getötet wurde“, erklärt Thomas Lütke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des Opfers.“ Dieser Unfall reiht sich ein in eine alarmierende Statistik: Bereits in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 wurden in Hamburg sechs Radfahrende getötet, nachdem im Vorjahr mit zehn eine traurige Rekordzahl erreicht wurde.
Der ADFC macht auf die dringende Notwendigkeit wirksamer Schutzmaßnahmen aufmerksam. Lütke fordert: „*Wir fordern endlich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsteilnehmerinnen, die zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind und eben keinen tonnenschweren Schutz aus Blech haben.“ Dabei widerspricht er verbreiteten Irrtümern über sogenannte „tote Winkel“ bei Lkw: „Tatsächlich müssen auch LKW, die noch keinen elektronischen Abbiegeassistenten haben, über eine Vielzahl von Spiegeln verfügen, die den Fahrer*innen eine umfassende Sicht ermöglichen.**“ Das Problem liege vielmehr in fehlenden oder unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen und fehlenden Kontrollmechanismen.
Um die Sicherheit in Hamburg zu erhöhen, fordert der Fahrradclub ein Fahrverbot für ältere Lkw und Busse, die ohne Notbremssystem und Abbiegeassistenten unterwegs sind. Alternativ sollte die Mitfahrt eines Beifahrenden vorgeschrieben werden, der den Abbiegevorgang absichert. Zudem schlägt der ADFC vor, alle Fahrradfurten in der Stadt, insbesondere an Hauptverkehrsstraßen mit hohem Lkw-Anteil, rot zu markieren. Bis diese Markierungen umgesetzt sind, sollte ein Fahrverbot für Lkw ohne Abbiegeassistenten gelten, so Lütke.
Als Reaktion auf den tödlichen Unfall ruft der ADFC zu einer stillen Mahnwache am 12. Juni 2025 um 18 Uhr auf. Die Veranstaltung findet genau an der Unfallstelle an der Kreuzung Heidenkampsweg/Bullerdeich statt. Dort wird ein sogenanntes Ghostbike aufgestellt – ein weiß lackiertes Fahrrad, das als Mahnmal an den verstorbenen Radfahrer erinnert. Dieser Unfall und die Forderungen des ADFC verdeutlichen die nach wie vor bestehenden Risiken für Radfahrende in Hamburg und die Dringlichkeit, die Verkehrssicherheit schnell und konsequent zu verbessern.
Stadtverkehr im Wandel: Sicherheit, Verantwortung und Perspektiven für den Radverkehr
Der Radverkehr in Hamburg steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen, die weit über einzelne Unfallmeldungen hinausgehen. Seit Jahresbeginn 2025 wurden in Hamburg bereits sechs Radfahrende getötet – ein dramatischer Anstieg, der sich an den Rekordwert von zehn Todesfällen im Vorjahr anlehnt. Diese Zahlen spiegeln nicht nur eine erhöhte Unfallgefahr wider, sondern werfen grundlegende Fragen zur Verkehrssicherheit, zur politischen Verantwortung und zu technischen Innovationen auf, die für die Zukunft des städtischen Radverkehrs entscheidend sind.
Bundesweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Steigende Radverkehrszahlen gehen vielfach mit wachsender Sorge um die Sicherheit einher. Insbesondere der Konfliktpunkt zwischen schweren Lastkraftwagen und Radfahrenden erfordert dringende Aufmerksamkeit. Dabei sind Verkehrstote nicht nur eine individuelle Tragödie, sondern beeinflussen auch das Sicherheitsgefühl in der Gesellschaft und hemmen die Bereitschaft, aufs Fahrrad umzusteigen. Die öffentliche Wahrnehmung von Verkehrssicherheit ist gleichzeitig ein Motor für politische und infrastrukturelle Veränderungen.
Welche Entwicklungen gibt es bundesweit? Städte und Kommunen setzen zunehmend auf eine Kombination aus verkehrsplanerischen Maßnahmen und technischen Innovationen, um Unfälle zu verhindern. Elektronische Abbiegeassistenzsysteme für Lastkraftwagen beispielsweise gewinnen an Bedeutung, da sie die Sicht auf Radfahrende verbessern und kritische Manöver sicherer machen können. Allerdings sind diese Systeme noch nicht flächendeckend vorgeschrieben. In Hamburg fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) deshalb unter anderem ein Fahrverbot für alte LKW und Busse ohne Notbremssystem und Abbiegeassistenten oder als Alternative die verpflichtende Mitfahrt von Beifahrenden, die den Abbiegevorgang absichern.
Die Rolle der technischen Innovationen reicht jedoch über elektronische Hilfsmittel hinaus. Verbesserte Infrastruktur mit fehlerverzeihenden Lösungen, wie getrennten Radstreifen oder markierten Fahrradfurten, kann direkte Konflikte reduzieren. So schlagen Experten vor, alle Fahrradfurten an stark befahrenen Hauptstraßen rot zu markieren, um sowohl Radfahrende als auch LKW-Fahrer merklich aufeinander aufmerksam zu machen.
Die Verantwortung für mehr Sicherheit im Stadtverkehr liegt bei mehreren Akteuren. Politik und Verwaltung müssen nicht nur konsequente Vorschriften erlassen und durchsetzen, sondern auch bauliche Maßnahmen durchführen. Der ADFC kritisiert, dass Senat und Polizei in Hamburg bislang nicht ausreichend reagieren und die Schutzbedürfnisse von Menschen zu Fuß und auf dem Rad vernachlässigen. Mehr Kontrollen, Tempolimits und professionelle Sicherheitsaudits sind unerlässlich, um Gefahrenquellen zu typisieren und zu minimieren.
Zentrale Herausforderungen für die Radverkehrssicherheit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
- Unzureichende technische Ausstattung von Nutzfahrzeugen: Mangel an Abbiegeassistenten und Notbremssystemen erhöht das Risiko schwerer Unfälle.
- Defizite in der Verkehrsüberwachung und -kontrolle: Fehlende oder ungenügende Kontrollen beim Rechtsabbiegen und andere Verkehrsvorschriften gefährden Radfahrende.
- Unzureichende Infrastruktur: Fehlende oder schlecht gestaltete Radwege, unklare Markierungen und fehlende bauliche Trennung von Rad- und LKW-Verkehr.
- Unterschätzte gesellschaftliche Bedeutung der Verkehrssicherheit: Mangelndes Sicherheitsgefühl führt zur Zurückhaltung beim Radfahren und mindert die Akzeptanz nachhaltiger Mobilität.
- Politische Untätigkeit und begrenzte Ressourcen: Fehlende zeitnahe Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen trotz klarer Forderungen von Fahrradverbänden und Expert:innen.
Die hohe Zahl getöteter Radfahrender, wie kürzlich am Bullerdeich in Hamburg, erinnert schmerzlich daran, dass der Verkehrswandel nur dann gelingt, wenn Sicherheit oberste Priorität hat. Ein städtisches Verkehrssystem, das den Radverkehr fördert, muss Technik, Infrastruktur und gesellschaftliche Verantwortung konsequent verbinden. Nur so lassen sich sichere Städte verwirklichen, in denen Radfahren zum Alltag gehört und den Menschen ein umfassendes Sicherheitsgefühl vermittelt wird.
Blick nach vorn: Wie sichere Mobilität im Radverkehr wachsen kann
Der Unfall am Bullerdeich im Mai 2025 und die traurige Serie tödlicher Radfahrunfälle in Hamburg verdeutlichen, wie dringlich Verbesserungen im Straßenverkehr sind. Schon in den ersten fünf Monaten dieses Jahres kamen in Hamburg sechs Radfahrende ums Leben, nachdem im Vorjahr mit zehn ein Höchststand erreicht wurde. Diese Zahlen setzen eine klare Botschaft: Mehr Sicherheit muss oberste Priorität haben, um Menschenleben zu schützen.
Die Debatten und Initiativen der vergangenen Monate zeigen erste Impulse für Veränderungen. Forderungen wie das Fahrverbot für ältere LKW ohne Abbiegeassistenz, strengere Kontrollen des Rechtsabbiegens und rot markierte Fahrradfurten an stark frequentierten Straßen könnten die Zahl der schweren Unfälle deutlich senken. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hebt hervor, dass es sich bei sogenannten „toten Winkeln“ oft um ein Missverständnis handelt und dass LKW über vielfältige Spiegel verfügen – was klare Regeln und Kontrolle umso wichtiger macht.
Diese Maßnahmen stehen exemplarisch für eine Verkehrswende, die nicht nur den Schutz von Radfahrenden verbessert, sondern das Bewusstsein für gefahrenträchtige Situationen schärft und die Infrastruktur sicherer gestaltet. Auf diese Weise können schon heute wirksame Schritte eingeleitet werden, die den Radverkehr in Hamburg und darüber hinaus sicherer machen und zum Ausbau einer umweltfreundlichen Mobilität beitragen. Die Mahnwache am Unfallort erinnert eindrücklich daran, wie notwendig solcher Einsatz ist – und gibt zugleich Hoffnung, dass sich durch engagiertes Handeln nachhaltige Veränderungen erreichen lassen.
8 Antworten
‚Unfallstatistik‘ klingt so nüchtern angesichts dessen was passiert ist! Wir müssen mehr für die Sicherheit tun! Wie können wir als Bürger aktiv werden und uns einbringen in diese Diskussion?
‚Aktiv werden‘ klingt gut! Vielleicht können wir eine Petition starten oder an der Mahnwache teilnehmen? Es wäre schön, wenn viele Leute zusammenkommen würden und ihre Stimmen erheben.
Das Thema Verkehrssicherheit ist wirklich wichtig und sollte ernst genommen werden. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Radfahrer verletzt oder sogar getötet werden. Was haltet ihr von der Forderung nach einem Fahrverbot für alte LKW?
Ich finde das eine gute Idee! Alte LKW sind oft nicht sicher genug und verursachen mehr Unfälle. Wir sollten alles tun, um die Straßen sicherer zu machen.
Ich kann nicht fassen, wie oft solche Unfälle passieren. Der ADFC hat recht, wir brauchen dringend mehr Schutz für Radfahrende. Was denkt ihr über die Idee mit den roten Fahrradfurten? Wäre das wirklich hilfreich?
Ich glaube schon, dass rote Markierungen helfen könnten. Aber ich frage mich, ob genug Leute darauf achten würden. Vielleicht braucht man auch mehr Aufklärung für Autofahrer.
Auf jeden Fall! Ich denke auch, dass wir mehr Kontrollen brauchen sollten. Es kann nicht sein, dass Autofahrer einfach so über die Sicherheit der Radfahrer hinwegsehen.
Es ist wirklich traurig zu hören, dass wieder ein Radfahrer in Hamburg gestorben ist. Ich finde es wichtig, dass wir über die Sicherheit im Verkehr sprechen. Welche weiteren Maßnahmen könnten helfen, solche Unfälle zu verhindern?