– Deutscher Tierschutzbund fordert Investitionen für Tierheime aus Bundes-Sondervermögen
– Tierheime stehen finanziell vor dem Kollaps durch Inflation und gestiegene Kosten
– Sie sind als Teil der kritischen Infrastruktur für Fundtiere und Daseinsvorsorge anerkannt
Tierheime fordern Anteil am milliardenschweren Sondervermögen
Der Deutsche Tierschutzbund warnt vor einem Zusammenbruch der Tierheimlandschaft in Deutschland und fordert die Bundesländer auf, dringend benötigte Investitionen aus dem neuen Sondervermögen des Bundes bereitzustellen. Seit dem 13. Oktober 2023 fließen 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität an Länder und Kommunen – eine historische Summe, von der auch Tierheime profitieren sollen*.
"Der praktische Tierschutz in Deutschland steht kurz vor dem Kollaps. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung mit dem Sondervermögen das bislang größte Investitionsprogramm der Geschichte der Bundesrepublik auf die Beine. Damit besteht die einmalige Chance, Tierheime zu modernisieren und den Tierschutz vor Ort nachhaltig zu sichern", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Die Dringlichkeit unterstreicht Schröder mit einem weiteren Appell: "Wenn selbst angesichts einer Investitionssumme von 100 Milliarden Euro keine Mittel für Tierheime bereitgestellt werden, wäre das ein fatales Signal an die Tierschützerinnen und Tierschützer in Deutschland – und könnte im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch des praktischen Tierschutzes führen".
Die Forderung betrifft bundesweit Einrichtungen, die nicht nur privat geführte Tierheime sind, sondern auch kommunale Pflichtaufgaben erfüllen. Welche konkreten Herausforderungen hinter dieser dramatischen Lage stehen und warum Tierheime als kritische Infrastruktur gelten, beleuchten die folgenden Kapitel.
Stand: 28.09.2024
Tierheime in der Krise: Ein perfekter Sturm aus weniger Geld und mehr Tieren
Die alarmierenden Meldungen aus deutschen Tierheimen häufen sich: geschlossene Aufnahmestopps, überfüllte Gehege und verzweifelte Appelle um Unterstützung. Dahinter steht ein komplexes Geflecht aus finanziellen Engpässen und steigenden Tierzahlen, das viele Einrichtungen an ihre Grenzen bringt.
Warum Tierheime in Finanznot?
Die Einnahmeseite der Tierheime bröckelt spürbar. Zugleich steigen die Ausgaben für Energie, Futter und tierärztliche Behandlungen infolge des Ukraine-Kriegs und der Inflation, was die wirtschaftliche Lage der Einrichtungen verschlechtert*.
Diese gegenläufige Entwicklung trifft Tierheime besonders hart, da sie als gemeinnützige Einrichtungen kaum Möglichkeiten haben, höhere Kosten an ihre "Kunden" – die Tiere – weiterzugeben.
Welche Kostenfaktoren belasten?
Die finanziellen Herausforderungen sind vielfältig und betreffen alle Bereiche der Tierheimarbeit:
- Energiekosten: Heizung und Strom für Tierunterkünfte sind deutlich teurer geworden*
- Futterausgaben: Qualitativ hochwertige Tiernahrung erfordert immer größere Budgetanteile*
- Tierarztkosten: Die Gebührenordnung für tierärztliche Leistungen wurde reformiert, was zu höheren Behandlungskosten führt*
- Personalkosten: Fachkräfte für Tierpflege und Verwaltung sind notwendig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten
Parallel zur angespannten Finanzlage steigt der Bedarf an Tierheimplätzen stetig. Tierheime übernehmen wichtige öffentliche Aufgaben: Sie kümmern sich um Fundtiere – also entlaufene oder herrenlose Tiere – und um beschlagnahmte Tiere aus tierschutzwidrigen Haltungen. Dazu kommen noch Tiere, deren Besitzer sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr halten können. Diese Dreifachbelastung aus rückläufigen Spenden, steigenden Betriebskosten und wachsender Tierzahl bringt viele Tierheime in eine existenzbedrohende Situation.
Zahlen & Fakten im Überblick
Die strukturelle Dimension der Tierheimkrise lässt sich anhand konkreter Kennziffern verdeutlichen. Aktuelle Recherchen belegen einen erheblichen Investitionsbedarf bei gleichzeitig unzureichender Finanzierungsplanung.
Wichtige Zahlen im Überblick
Der Investitionsstau in deutschen Tierheimen beläuft sich auf rund 160 Millionen Euro (Stand: 04.01.2025)*. Diese Summe umfasst notwendige Sanierungen, Modernisierungen und Kapazitätserweiterungen, die aufgrund fehlender Mittel jahrelang aufgeschoben wurden.
Vergleich zentraler Finanzindikatoren für Tierheime
| Jahr/Stand | Kennzahl | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 04.01.2025 | Investitionsstau | rund 160 Mio. Euro | Recherche* |
Diese Zahlen belegen die Diskrepanz zwischen dem infrastrukturellen Bedarf der Tierheime und ihrer aktuellen finanziellen Absicherung. Während der Investitionsbedarf klar beziffert werden kann, bleibt die langfristige Finanzierungsgrundlage ungewiss.
Welche Folgen hat die Lage vor Ort?
Die akute Bedrohung deutscher Tierheime durch sinkende Spendenbereitschaft, gestiegene Versorgungs- und Energiekosten sowie deutlich mehr Abgabe- und Fundtieren nach Corona zeigt konkrete Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen.* Stand: 16.02.2025
Für die Tiere selbst bedeutet die Situation zunehmend eingeschränkte Aufnahmekapazitäten.* Wenn Tierheime keine neuen Tiere mehr aufnehmen können, bleiben Fundtiere länger auf der Straße oder in ungeeigneten Haltungen.*
Die Versorgungsqualität in den Einrichtungen könnte leiden – von reduzierten Öffnungszeiten bis hin zu eingeschränkten tiermedizinischen Angeboten.*
Die Ehrenamtlichen in den Tierheimen sehen sich mit einer doppelten Belastung konfrontiert: mehr Tiere bei gleichzeitig knapperen Ressourcen.* Diese Überforderung beschleunigt das bereits spürbare Ehrenamtssterben, wenn engagierte Helferinnen und Helfer an ihre physischen und psychischen Grenzen stoßen.*
Kommunen als Träger der Pflichtaufgabe Tierfundwesen geraten unter Druck.* Wenn Tierheime ihre Kapazitäten reduzieren müssen, können Städte und Gemeinden ihrer gesetzlichen Verpflichtung kaum noch nachkommen.*
Für die Gesellschaft insgesamt gefährdet die Krise eine wichtige Säule der Daseinsvorsorge.* Tierheime stellen nicht nur die Versorgung von Fundtieren sicher, sondern bieten auch Beratung bei Tierhaltungsfragen und sind Anlaufstellen in Tierschutzfällen.* Ihr möglicher Rückzug würde Lücken reißen, die schwer zu schließen wären.
Ausblick: Was tun — und wer ist gefragt?
Die Herausforderungen für Tierheime erfordern jetzt konkrete politische Weichenstellungen. Während kurzfristige Hilfen notwendig sind, braucht es gleichzeitig langfristige Lösungen, um die Tierheime als unverzichtbaren Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge zu sichern.
Auf Länderebene besteht die Möglichkeit, gezielte Förderprogramme für Tierheim-Sanierungen und Modernisierungen aufzulegen. Kommunen könnten durch verbindliche Finanzierungsvereinbarungen Planungssicherheit schaffen und die Tierheime bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützen. Eine klare Zweckbindung bereits bereitgestellter Mittel würde sicherstellen, dass die Gelder dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden.
Die Zivilgesellschaft kann durch ihr Engagement den politischen Druck erhöhen und auf lokaler Ebene das Bewusstsein für die Situation der Tierheime schärfen. Bürgerinitiativen und der Dialog mit kommunalen Entscheidungsträgern können dazu beitragen, dass die Tierheim-Finanzierung auf die politische Agenda kommt.
Politisch zeichnen sich allerdings Konflikte ab: Die Verteilung knapper Mittel zwischen verschiedenen Infrastrukturbereichen wird Diskussionen auslösen. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit Tierheime als Teil der kritischen Infrastruktur anerkannt und entsprechend finanziert werden sollten. Diese Debatten müssen geführt werden – denn die Zeit drängt.
Mehr Fakten und Quellen im Artikel.*
Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
Weiterführende Quellen:
- „In Folge der Corona-Krise mussten laut einer Umfrage 56 % der deutschen Tierheime deutliche Spendeneinbrüche verkraften und etwa die Hälfte Rücklagen zum Teil oder ganz aufzehren, wodurch finanzieller Puffer für Notfälle fehlt (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.vier-pfoten.de/unseregeschichten/ratgeber-heimtiere/finanzielle-schwierigkeiten-fuer-haustierbesitzer
- „Die gestiegenen Kosten für Energie, Tierfutter und tierärztliche Behandlungen infolge des Ukraine-Kriegs, verbunden mit Inflation, haben die wirtschaftliche Lage deutscher Tierheime zusätzlich verschlechtert (Stand: 28.09.2024).“ – Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Lage-in-deutschen-Tierheimen-ist-so-schlimm-wie-noch-nie-article24328949.html
- „Die sinkende Spendenbereitschaft, gestiegene Versorgungs- und Energiekosten sowie ein deutlicher Anstieg der Abgabe- und Fundtiere nach Corona führen zu einer akuten Bedrohung deutscher Tierheime (Stand: 16.02.2025).“ – Quelle: https://www.lokalkompass.de/kamp-lintfort/c-lk-gemeinschaft/wirtschaftskrise-wird-zur-bedrohung-fuer-tierheime_a1752652
- „Das Bundesfinanzministerium hat im Haushaltsentwurf 2026 weder Mittel für den Umbau der Tierhaltung noch explizite Finanzierungszusagen für Tierheime vorgesehen, obwohl die Einrichtungen vielerorts an der Belastungsgrenze arbeiten (Stand: 16.10.2025).“ – Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/haustier-tierheim-hund-katze-abgeben-100.html
- „Der Investitionsstau in deutschen Tierheimen wird allein für die 550 verbandlich organisierten Einrichtungen auf rund 160 Mio. Euro beziffert (Stand: 04.01.2025).“ – Quelle: https://www.berliner-kurier.de/panorama/tierschuetzer-warnen-so-dramatisch-wie-noch-nie-li.2286022
7 Antworten
„Der praktische Tierschutz steht vor dem Kollaps“ – das kann ich kaum glauben! Wir müssen mehr Bewusstsein schaffen! Gibt es schon Pläne für eine Petition oder etwas Ähnliches? Lasst uns zusammenarbeiten!
„Kritische Infrastruktur“ – das sollte doch jeder verstehen! Ich hoffe, dass mehr Menschen sich für diese wichtige Thematik interessieren und aktiv werden. Welche Möglichkeiten gibt es für Bürgerinitiativen in diesem Bereich?
Es macht mich wütend zu sehen, wie wenig Wertschätzung den Tierheimen entgegengebracht wird. Die steigenden Kosten sind nicht tragbar! Wie steht es um lokale Hilfsaktionen? Könnten Spendenaktionen helfen?
Ich stimme dir voll und ganz zu! Wir sollten lokale Spenden sammeln und uns stärker vernetzen. Was haltet ihr von einer Online-Kampagne zur Unterstützung der Tierheime?
Die Zahlen sind schockierend! 160 Millionen Euro Investitionsstau? Das zeigt doch, wie wichtig es ist, den Tierschutz ernst zu nehmen. Was können wir tun, um mehr Druck auf die Politiker auszuüben? Lasst uns gemeinsam handeln!
Ich finde es erschreckend, wie wenig Beachtung die Tierheime bekommen. Die Situation ist dramatisch und bedarf sofortiger Maßnahmen! Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass die Tiere nicht leiden? Gibt es schon Initiativen zur Unterstützung?
Es ist wirklich traurig zu sehen, dass solche Einrichtungen am Rande des Abgrunds stehen. Ich frage mich, was die Regierung plant, um diese Krise zu bewältigen. Gibt es schon Pläne für mehr finanzielle Unterstützung?