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Tiefbau boomt, Wohnungsbau kriselt weiter

Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe: Tiefbau stabil, Wohnungsbau stürzt weiter ab
Am 25. September 2024 veröffentlichte das Statistische Bundesamt neue Zahlen zu den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe für Juli. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, äußerte sich kritisch zur anhaltenden Nachfrageschwäche im Wohnungsbau und betonte die dringende Notwendigkeit politischer Maßnahmen zur Stärkung der Branche. Während der Hochbau weiterhin unter Umsatzeinbrüchen leidet, zeigt sich der Tiefbau dank der Energie- und Mobilitätswende robust und weist positive Wachstumsraten auf. Pakleppa fordert eine realistischere Förderpolitik und einfachere Baustandards, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln.

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Bremen (VBR). Inmitten einer turbulent verlaufenden Baukonjunktur hat das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen für das Bauhauptgewerbe veröffentlicht. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), kommentierte die Entwicklungen und stellte fest, dass sich die zweigeteilte Lage fortsetzt: Während der Wohnungsbau stagniert, boomt der Tiefbau.

Die Umsätze im Hochbau sinken seit Monaten drastisch. Allein im Juli verzeichnete die Branche im Vergleich zum Vorjahr einen Verlust von etwa 10 Prozent. Insgesamt wurden von Januar bis Juli 2024 rund 1,7 Milliarden Euro weniger umgesetzt als im Vorjahreszeitraum, was einem Rückgang von 12 Prozent entspricht. Besorgniserregend ist auch der Einbruch bei Baugenehmigungen: Bis Ende Juli wurden 32.500 Wohnungen weniger genehmigt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Blickt man zurück auf das gesamte Jahr 2023, so fehlen gegenüber 2022 fast 100.000 Genehmigungen.

Pakleppa warnt eindringlich vor den negativen Folgen dieser Entwicklung: „Es wird für die Unternehmen im Wohnungsbau immer schwieriger, ihre Kapazitäten zu halten.“ Die Realität auf dem Wohnungsmarkt mache es unmöglich, die von der Bundesregierung angestrebten 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen. Selbst das Ziel von 300.000 Fertigstellungen wird in diesem Jahr nicht zu schaffen sein.

Um diese Krise abzuwenden, fordert Pakleppa ein Umdenken in der Förderpolitik der Regierung. Die ambitionierten Energieeffizienzstandards müssten gelockert werden, um das Bauen wieder bezahlbar zu machen. Er plädiert für eine belastbare Zinsstütze für den EH 55-Standard sowie vereinfachte Anforderungen wie beim Gebäudetyp E und ein fünfjähriges Moratorium für kostensteigernde Normen.

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Doch es gibt auch Lichtblicke. Der Tiefbau zeigt sich robust und erlebt einen regelrechten Aufschwung. Die Auftragseingänge stiegen bis Juli um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, insbesondere durch den Ausbau der Energienetze und Infrastrukturprojekte im Schienenverkehr. Pakleppa erwartet hier auch in den kommenden Monaten eine positive Umsatzentwicklung.

Öffentliche Hand und Wirtschaft investieren fleißig weiter. Die Umsätze im Tiefbau lagen im Juli um gut zwei Milliarden Euro und somit um zwölf Prozent über dem Vorjahresniveau. Diese signifikanten Investitionen treiben den Bereich voran und tragen zur Stabilisierung der gesamten Branche bei.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes betrug der Gesamtumsatz im Bauhauptgewerbe im Juli 10,7 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent. Es zeigte sich jedoch eine Disparität zwischen Hoch- und Tiefbau: Während der Hochbau einen Umsatzrückgang von 3,3 Prozent hinnehmen musste, erzielte der Tiefbau mit einem Anstieg von zwölf Prozent eine beeindruckende Umsatzsteigerung.

Diese Entwicklungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit politischer Maßnahmen, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Denn nur so kann die Baubranche, die langfristig stabile Kapazitäten benötigt, wieder auf sicheren Boden kommen.

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Einordnung der Bauwirtschaft in das gesamtwirtschaftliche Umfeld und Zukunftsperspektiven

Die aktuelle Konjunktursituation der deutschen Bauwirtschaft ist ein Spiegelbild der divergenten Entwicklungen in verschiedenen Sektoren der Branche. Während der Hochbau und insbesondere der Wohnungsbau aufgrund einer stagnierenden Nachfrage vor erheblichen Herausforderungen stehen, zeigt sich der Tiefbau widerstandsfähig und profitabel, getragen von öffentlichen Investitionen und langfristigen Projekten in den Bereichen Energie- und Mobilitätsinfrastruktur. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts verdeutlichen diese Entwicklung eindrucksvoll.

Ein Blick auf vergleichbare Ereignisse in der Vergangenheit, wie zum Beispiel die Finanzkrise 2008/09, zeigt Parallelen, jedoch auch deutliche Unterschiede. Damals reagierte der Bausektor relativ schnell auf staatliche Konjunkturprogramme, was zu einer Erholung führte. Heute hingegen werden umfassende Energieeffizienzanforderungen und steigende Baukosten als Bremsklötze empfunden, die schnelle Impulse im Wohnungsbau verhindern.

Für die Zukunft bleibt es entscheidend, dass die Bundesregierung und Branchenverbände gemeinsam Lösungen erarbeiten, um die rückläufigen Tendenzen im Hochbau zu stoppen. Dazu könnte eine Überprüfung und Anpassung bestehender Förderinstrumente beitragen, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung und Implementierung erschwinglicher und gleichzeitig energieeffizienter Bauvorhaben.

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Zudem wäre es sinnvoll, verstärkt auf innovative Bautrends zu setzen. Digitalisierung im Bauwesen, beispielsweise durch Building Information Modeling (BIM), kann Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen generieren. Auch modulare Bauweisen, die schneller und oft günstiger realisiert werden können, könnten hier einen positiven Einfluss haben.

Prognosen für die nächsten Jahre sehen vor allem im Tiefbau weiterhin stabile Wachstumsraten voraus, getragen durch die Umsetzung zahlreicher Infrastrukturprojekte im Rahmen der Energiewende und dem notwendigen Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes. Diese Nachhaltigkeitsprojekte bieten nicht nur positive wirtschaftliche Effekte, sondern leisten ebenfalls einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Insgesamt wird die Bauwirtschaft in Deutschland weiterhin eine Schlüsselrolle für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung spielen. Um jedoch den Umschwung im Hochbau zu schaffen und die gesteckten Wohnungsbauziele zu erreichen, bedarf es abgestimmter Maßnahmen zwischen Politik und Wirtschaft. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung können die aktuellen Herausforderungen überwunden und der Weg für eine langfristige Stabilität und Wachstum geebnet werden.


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3 Antworten

  1. Ich finde es erschreckend, wie sehr der Wohnungsbau stagniert. Die Baukosten sind einfach zu hoch geworden und das wirkt sich auf alles aus.

    1. Ja, Wiltrud, da stimme ich dir zu! Die hohen Energieeffizienzstandards machen es nicht besser. Vielleicht sollte die Regierung hier wirklich nachjustieren.

    2. Die Nachfrage ist da, aber die Umsetzung scheitert oft an den Vorschriften und Kosten. Es wäre toll, wenn wir hier eine Lösung finden könnten.

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